100 Paar Schwinghosen hat Paul Eggimann für das Eidgenössische in Pratteln genäht. / Bild: Sandra Joder (sjw)
Grünen: Paul Eggimann fertigt seit einem halben Jahrhundert Schwinghosen an – auch für das Eidgenössische Schwingfest Ende August in Pratteln.
Die 100 Schwinghosen für das Eidgenössische haben die Sattler-Werkstatt von Paul Eggimann in Grünen bereits vor Monaten verlassen. Schliesslich müssen die Hosen ordentlich eingetragen werden, damit der Leinen-Zwilch nicht mehr «gstabig» ist und die Schwinger zünftig Griff fassen können.
Wenn Ende August die Bösen am Eidgenössischen ins Sägemehl steigen, um den König unter sich auszumachen, spielen Eggimanns robuste Hosen und Gürtel eine zentrale Rolle.
Bis zu sechsmal verstärken
Sorgfältig überträgt Paul Eggimann die Umrisse der Hosenteile mit einer Schablone auf den Stoff. Dann näht er die beiden Stücke auf der alten Nähmaschine der Marke Dürrkopp-Adler. Besonders strapazierte Nähte, beispielsweise bei der Gurtschlaufe, verstärkt er bis zu sechsmal. Die beiden Hosenteile näht er mit einem schönen Kreuzstich von Hand zusammen. Mit Lederstücken werden die Nähte geschützt. «Eggimann, Grünen 1» steht auf dem Leder, welches er eben annäht. Die Zahl bezeichnet die Grösse, die Skala reicht von 0 bis 6. «0» trägt die grösste Hose und wird weniger oft produziert. Schwingerkönig Stucki oder Patrick Räbmatter greifen jeweils zu diesem Modell.
Bereits als 15-jähriger Bursche ist Paul Eggimann in die Fussstapfen des Vaters getreten, hat die Lehre als Sattler und Polsterer absolviert und im Familienbetrieb mitgearbeitet. Vom Vater hat er denn auch das Schnittmuster der Hosen übernommen. In all den Jahren habe sich kaum etwas verändert, sagt er. Zweimal habe er den Schnitt leicht angepasst. Schmaler sind die Hosen geworden. Den Zwilch kauft Eggimann in Tschechien ein. Normalerweise dauere es rund drei Monate, bis der Stoff bei ihm eintreffe. Der Krieg in der Ukraine macht sich auch hier bemerkbar: Die letzte Bestellung lässt seit einem halben Jahr auf sich warten. Die Produktion müsse er deswegen noch lange nicht einstellen, er habe genügend Zwilch an Lager, sagt Eggimann. Mehr als 200 Stück verlassen jährlich die Sattlerei. Wenn die Hose gut behandelt wird, hält sie etliche Jahre. Das Produkt ist langlebig, die Konkurrenz überschaubar: Drei Betriebe schweizweit fertigen die Schwinghosen für die rund 160 Klubs mit den total etwa 5800 Aktiv- und Jungschwingern an.
Lederhalfter für den Siegermuni
Manchmal bringt Paul Eggimann die fertigen Hosen während der Trainings in den Schwingkellern vorbei. Dabei kommt das Fachsimpeln nicht zu kurz. An wen wohl Siegermuni Magnus nach dem Schlussgang in Pratteln übergeben wird? Eine Prognose wagt Eggimann nicht. Auf dem Papier sei der Fall klar: Samuel Giger. Aber zuerst müsse halt immer geschwungen werden, sagt er, der als Jugendlicher selber im Sägemehl stand. «Am meisten Kränze holen die Berner, das würde ich unterschreiben», ist er überzeugt. Auch das schöne Lederhalfter für Siegermuni Magnus vom Schönenberg stammt aus der Werkstatt aus Grünen bei Sumiswald.
Die Hosen sowie kunstvoll bestickte Riemen für Glocken und Treicheln machen mittlerweile Eggimanns Hauptumsatz aus. Lange war die Armee sein wichtigster Auftraggeber. Vor 20 Jahren sind diese Aufträge eingebrochen, auch Ledersättel und Pferdegeschirr sind heute weniger gefragt. Und auch wenn er mittlerweile pensioniert ist, steht er regelmässig in der Werkstatt. Solange er könne und möge, arbeite er in seiner Sattlerei und fertige Schwinghosen an, sagt der 66-Jährige.