Die Mühle in Zollbrück gehört neu zur Mühle Schwanden GmbH

Die Mühle in Zollbrück gehört neu zur Mühle Schwanden GmbH
Das scheinbare Riemen-Wirrwarr hat System. Mit nur einem Motor werden mehrere Maschinen angetrieben. / Bild: x x (x)
Zollbrück: Nach gemächlichem Start Anfang Jahr rattert die Mühle an der Dorfstrasse 14 wieder öfter: Die neuen Besitzer dürfen nun auch Urdinkel und Speisehafer verarbeiten.

Im Emmental sind die ersten Getreideernten eingefahren. Ein Teil davon wurde auch in die Mühle an der Dorfstrasse 14 in Zollbrück geliefert. «Wir nehmen hauptsächlich regionales Getreide an», sagt Simon Baumann, Leiter der Mühle Schwanden GmbH, zu welcher nun auch die Mühle in Zollbrück gehört.

Die GmbH gehört der christlichen Stiftung Jeruel und wurde 2016 zwecks dem damaligen Kauf der Mühle Schwanden gegründet. Der Betrieb produziert dort seither Brotmehl und andere Getreideprodukte. 2018 begann die GmbH mit der Vergabe von Aufträgen an die Mühle Zollbrück. Deren Besitzer und Betreiber in vierter Generation war zu diesem Zeitpunkt das Ehepaar Annalise und Fritz Aeschlimann, beide bereits im Pensionsalter. Mangels Nachfolger mussten sie sich Anfang dieses Jahres, nach 55-jähriger Tätigkeit, von ihrer Mühle trennen. «Das Alter und die gesundheitlichen Probleme zwingen uns dazu, die Mühle in jüngere Hände zu übergeben», begründete das Ehepaar diesen Schritt in einer Mitteilung. Mehr dazu mochten sie gegenüber den Medien nicht sagen. Sie haben sich nicht nur von der Mühle getrennt, sondern auch von der dortigen Wohnung. Diese wird im Moment renoviert und ab dem Spätsommer neu vermietet.


An zwei Standorten produzieren

Für die Mühle Schwanden ergab sich durch den Erwerb der Mühle Zollbrück die Gelegenheit, nun an zwei Standorten zu produzieren. Thomas Hofer, der bereits in Schwanden arbeitete, übernahm die Betriebsleitung in Zollbrück. «Zu Beginn wurde ich tatkräftig durch Fritz Aeschlimann unterstützt», erzählt er. So lernte der gelernte Elektriker und Landwirt seinen neuen Arbeitsplatz und das Müller-Handwerk noch besser kennen. Weil er daneben einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb bewirtschaftet, kann er nicht täglich in der Mühle arbeiten. Auf die neue Ernte hin wurde deshalb das Team um zwei weitere Teilzeitmitarbeiter aufgestockt. 


Alte Maschinen gut im Schuss

In der Mühle geblieben und nach wie vor gut im Schuss sind die jahrzehnte alten Maschinen. Das Mühlrad hingegen steht schon lange still. Thomas Hofer erklärt im Untergeschoss die alte, hier angewendete Technik zur Kraftübertragung, der sogenannte Transmissionsantrieb. «Auf diesem Elektromotor dreht eine Riemenscheibe», sagt er und deutet auf ein scheinbares Durcheinander von grossen Flachriemen, die von der Decke baumeln: «Je nachdem, welche Riemen wir einhängen, wird eine andere Maschine in Gang gesetzt.» Wie etwa diejenige zur Reinigung des Getreides, des Siebvorgangs und natürlich der Walzenstuhl, worin das Getreide in mehreren Durchgängen zu Mehl gemahlen wird. Das Silo wird elek­trisch gesteuert. 

Wer sich ganz hinauf in diesen Turm wagt, sieht nicht nur die verschiedenen Getreidesorten, die getrennt in Schächten auf ihre Verarbeitung warten. Aus dem Fenster hinaus wird man zudem mit einem Blick über die Dächer der Mühle und übers Dorf belohnt. 


Kleine Mengen und Spezialkulturen

Weitsicht braucht auch, wer eine Firma führt. Die Mühle wolle sich unter anderem auf kleinere Mengen und Spezialkulturen ausrichten, sagt Simon Baumann. «Nun sind wir auch zertifiziert für die Verarbeitung von Urdinkel und Speisehafer.» Ebenso ist Tierfutter, etwa für Milchvieh oder Schweine, wieder erhältlich.

Auch in Zukunft rattert die Mühle also weiter – wenn auch nicht mehr am rauschenden Bach, so immerhin an der rauschenden Dorfstrasse.

14.07.2022 :: Rebekka Schüpbach (srz)