Manchmal gerät die heile Welt auf dem Campingplatz ins Wanken

Manchmal gerät die heile Welt auf dem Campingplatz ins Wanken
Es sind die verschiedensten Charaktere, die auf dem Campingplatz aufeinander treffen. / Bild: Gody Studer (gse)
Escholzmatt: Der Theaterverein Escholzmatt geht neue Wege und spielt im Freien «Camping pur». Unbeschwerte und tiefsinnige Szenen wechseln sich zwischen Wohnwagen und Zelten ab.

Nachdem die Pandemie dem Theater Escholzmatt für zwei Jahre eine Zwangspause verordnet hatte, war die Lust gross, diesen Sommer mit einem Freilichttheater etwas Neues zu wagen. Die Idee, ein Stück übers Campen zu schreiben, trug die Regisseurin Nora Banz schon lange mit sich herum. So schrieb die passionierte Camperin das Stück «Camping pur», das nun vor der Tennishalle im Ebnet, Escholzmatt, aufgeführt wird. 

Im Mittelpunkt steht das pensionierte Ehepaar Rolf (Hermann Bieri) und Babette (Vreni Portmann). Sie verbringen viel Zeit auf dem Campingplatz und kennen sich dementsprechend aus. Während Babette sich leidenschaftlich um ihre Gartenzwerge kümmert, beobachtet Rolf von seinem Stammplatz aus gwundrig alle Neuankömmlinge. So gibt ihm die Ankunft des unerfahrenen Campers Fred (Florian Schnider) zu denken, der sich als digitalen Nomaden bezeichnet und seinen Arbeitsplatz auf dem Campingplatz einrichten will. Damit tut Fred etwas für seine Work-Life-Balance, was aber auch ein erhebliches Konfliktpotenzial mit dem benachbarten Ehepaar in sich birgt.


Diverse Campingtypen

Treffend werden die verschiedenen Charaktere gespielt und aufgezeigt, wie jeder Camper dem Alltag entfliehen und sich auf seine Art erholen will. Zu allerlei Spekulationen Anlass geben bei Rolf und Babette die beiden jungen Männer im Camperbus, die als Camping-Neulinge gemeinsam Aktivferien verbringen wollen. Mario (Yurick Aregger) möchte richtig abschalten und einfach nichts tun, Daniel (Adrian Baumgartner) wird es vor lauter Nichtstun langweilig. Ein junges Influencer-Paar, Alma (Sibylle Bieri) und Elias (Matthias Gerber), bringt mit seinem Romantik-Wochenende einige Unruhe auf den Campingplatz. 

Alles im Griff hat der stoisch wirkende Campingplatzwart Tom (Achim Banz). Wenn dann die Tochter von Rolf und Babette, Sabine (Stefanie Habegger) mit ihren Kindern Selma (Jana Habegger) und Sven (Florian Gerber) zu Besuch kommt, gerät die heile Welt kurz ins Wanken. 


Unbeschwert bis tiefsinnig

Unter den Campern entwickelt sich eine Freundschaft. Unbeschwerte Szenen sorgen für Lacher, tiefsinnige Diskussionen bringen heikle Themen aufs Tapet. Die zwei Wochen Campingferien im Zeitraffer bringen für die Zuschauerinnen und Zuschauer zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung. Alle Akteure verkörpern ihre Figuren ungekünstelt und echt, wobei Hermann Bieri und Vreni Portmann mit ihrer langen Theatererfahrung in ihren Hauptrollen aufblühen. 

Regisseurin Nora Banz hat ihr eigenes Stück bis ins Detail ideenreich inszeniert. Passend werden die einzelnen Szenen mit Songs von Patent Ochsner überbrückt. Im Hintergrund sorgen viele Helferinnen und Helfer für einen reibungslosen Ablauf sowie für das leibliche Wohl der Gäste an der Campingbar. 

09.06.2022 :: Gody Studer (gse)