75 Jahre Möbel Tschannen: Begonnen hat es mit Aufträgen der Armee

75 Jahre Möbel Tschannen: Begonnen hat es mit Aufträgen der Armee
Geschäftsleiter Peter Tschannen inmitten der manuell produzierten Massiv-Schränke. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Lützelflüh: Vom Sattlereibetrieb zum Möbelanbieter: Das Möbelhaus Tschannen gibts bereits seit 75 Jahren. Verkauft werden hauptsächlich Möbel aus Schweizer Produktion.

«Ja, früher lief einiges anders», erzählt Geschäftsleiter Peter Tschannen. «Oft chauffierte mein Vater seine Kunden mit dem Auto zum Grossisten. Da hat er dann gross verkauft, teilweise ganze Aussteuern. Nach einem feinen Mittagessen gings auf den Heimweg. Und alle kamen begeistert nach Hause – die Kunden und der Vater.»

Begonnen habe es 1947 mit dem Sattlereibetrieb seines Vaters Paul, damals noch an der Alpenstrasse. Da wurde hauptsächlich für die Armee produziert. Darunter Produkte wie Ledereinsätze für Kampfhelme oder Taschen für die Herren Offiziere. Mit dem Nachlassen der Armeeaufträge hätten sich seine Eltern auf den Möbelhandel konzentriert, erklärt Peter Tschannen. Möbel brauchen viel Platz. So mussten bald zusätzliche Lagerräume hinzugemietet werden. 


Sohn Peter Tschannen übernimmt

Dank eines Baurechtsvertrags mit der damaligen EBT (Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn) konnte beim Bahnhof ein Neubau errichtet werden. Das neue Geschäft, mit einer Ausstellungsfläche auf drei Etagen, konnte bereits 1983 eröffnet werden. Seither könne er der Kundschaft auf einer Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern vom Bürostuhl bis zur Sitzgruppe alles präsentieren, führt Tschannen aus. 1991 habe er das elterliche Geschäft übernommen. Heute beschäftige er gut zehn Angestellte. Das seien hauptsächlich Wohnberaterinnen, Innendekorateurinnen und Bodenleger. 


Konkurrenz, Krieg und Corona

Mit der Emmentaler Konkurrenz sei gut zu leben, findet Tschannen. Die hier ansässigen Möbelhäuser hätten nicht das gleiche Sortiment und bewegten sich in verschiedenen Preissegmenten. «Und ich habe noch etwas anzubieten, was sich sonst nirgends findet», freut sich Tschannen. Er verkaufe auf Mass hergestellte Massivholz-Schränke. Die Kundschaft bestimme Holz, Masse, Ausstattung und Funktionalität. Diese Schränke würden in Handarbeit im Südtirol hergestellt. Fast das gesamte übrige Möbelsortiment hingegen stamme aus Schweizer Produktion.

Als Alleinstellungsmerkmal betrachte er auch seine Funktion als Generalunternehmer. So könne der Kunde bei einer Wohnungsrenovation alles «gsorget gäh». Er entsorge die alten Möbel, organisiere den Maler, mache die Bodenlegerarbeiten und liefere auch die Vorhänge.

Aber auch er bekomme die Folgen der Pandemie sowie der aktuellen geopolitischen Situation zu spüren, so Tschannen. Lieferanten könnten häufig nicht mehr liefern. Oder sie lieferten verzögert; gleichzeitig erhöhten sich die Preise. Eine Situation – ärgerlich für die Kunden, aber auch für ihn. Es gebe dann leider Kundschaft, welche in solchen Fällen nicht zögere, eine Grossbestellung zu stornieren.


Ein gemachtes Nest

Mit seinen 70 Jahren sei es an der Zeit, das Geschäft in neue Hände zu geben, sagt Peter Tschannen. Am liebsten wäre ihm jemand mit einer handwerklichen Ausbildung wie Schreiner oder Bodenleger. Das sei aber leichter gesagt als getan. Die Erfahrungen der Pandemie sowie der nahe Krieg sorgten für Unsicherheit. «Dabei könnte sich hier jemand ins gemachte Nest setzen», findet Tschannen. Die Marke sei bekannt. Es liege ein grosser, treuer Kundenstamm vor. Und mit der BLS habe man den Baurechtsvertrag um 40 Jahre verlängert.   

Und nein, ein Jubiläumsfest für die Öffentlichkeit gebe es keines. Da
organisiere er lieber gemütliche Firmenfeste für Angestellte und Angehörige.

09.06.2022 :: Daniel Schweizer (sdl)