Der Jodlerklub Langnau erfreute das Publikum mit seinen Liedvorträgen. / Bild: zvg
Langnau: Der Jodlerklub Langnau feierte seinen 100. Geburtstag mit zwei Jahren Verspätung, aber nicht minder würdig. Dem Publikum wurde ein vielseitiger Konzertabend geboten.
Lange Menschenschlangen bewegen sich vor dem Eingang und auf den Treppen des Ilfisstadions, dann füllen sich die Tischreihen im Tigersaal, kaum einer der 750 Plätze bleibt unbesetzt. Die meisten kommen in Alltagskleidung, da und dort einer im Jodlermutz, dazwischen schmucke Trachtenfrauen. Alle wollen es hören: das vor zwei Jahren geplante und wegen Corona verschobene Jubiläumskonzert des Jodlerklubs Langnau. Eine so lange Singtradition hat im Oberemmental kein Jodlerklub. Einzig die Schangnau-Jodler können mithalten, die in diesem Jahr ebenfalls ihren 100. Geburtstag feiern.
Der Erste Weltkrieg und die Spanische Grippe waren kaum überstanden, als sich im April 1920 sieben singfreudige Initianten im «Pintli» Bärau zur ersten Probe versammelten. Jodlerklubs gab es damals erst in den Städten, wo sich Heimweh-Küher und andere Begeisterte dem alten Musikgut widmeten. Bald wagte man auch in Langnau die ersten Auftritte. Der Klub erlebte in den hundert Jahren manches Hoch und Tief, zu manch freudigem Anlass wurde gesungen, immer wieder brachte Trauriges die Stimmen zum Verstummen.
Zusammen über 600 Vereinsjahre
Nachdem die Service-Equipe alle Fitnessteller, Hamburger und Getränke an Mann und Frau gebracht hat, gibt es als Startschuss eine kurze, witzige Filmsequenz. Dann tritt das Geburtstagskind als erste Formation auf die Bühne und begrüsst die Anwesenden mit einem Naturjutz. Dirigentin Annelies Mosimann und Präsident Niklaus Liechti führen als Moderatoren durch den Abend. «Mir versprütze nach dem länge Warte fasch vor Freud,» verrät Liechti. Die Dirigentin lobt die Klubtreue ihrer «Buebe», wie sie die Sänger spasshaft nennt: «Sie bringen es zusammen auf über 600 Vereinsjahre.»
Hochkarätige Gastformationen
Der Jodlerklub Langnau hat zu seinem Fest Gastformationen aus verschiedenen Regionen der Deutschschweiz eingeladen: das Jodelchörli Hüsliberg aus Ebnat-Kappel im Toggenburg, den Jodlerklub St. Stephan und die Jodlergruppe Bärgröseli Alpnachstad. Ihre Vorträge – alle auf hohem Niveau – zeigen, wie vielfältig das musikalische Brauchtum gepflegt wird. Auch optisch ist es ein herrliches «Luege»: Die Obwaldner in ihren blumenbestickten Blusen, die Simmentaler im dunkeln Mutz mit den traditionell hochgekrempelten weissen Hemdsärmeln und die Ostschweizer in den roten Gilets und dem bekannten «Chüelisteg» über der Brust, die vier Jodlerinnen in der Mitte in unterschiedlichen, prächtigen Trachten. Alle drei Klubs haben Lied- und Jutzkomponisten, zum Teil gleich mehrfach, in ihren Reihen.
Dazwischen betreten auch die Langnauer immer wieder die Bühne. Sie brauchen sich weder optisch noch musikalisch zu verstecken. Auch ihre Kleinformationen nicht: die jodelnde Sechsergruppe etwa oder das Schwyzerörgeliquartett «Ämmital». Sie geniessen alle sichtlich ihre Auftritte, von Nervosität ist nichts zu spüren. Und das Publikum erweist sich als aufmerksam und diszipliniert: Gabeln und Messer bleiben liegen, es ist während der Vorträge mäuschenstill.
Als Überraschung bringt Annelies Mosimann mit einem einfachen Volkslied auch noch die Zuhörenden zum Singen. «Singen ist gesund für Leib und Seele, es soll sogar die Herzfrequenz der Beteiligten in Übereinstimmung bringen», sagt sie.
Würdigungen und ein Abschied
Stephan Haldemann, der Präsident des Bernisch-Kantonalen Jodlerverbandes, würdigt in anerkennenden Worten das Durchhaltevermögen und die gesellschaftliche Bedeutung des Klubs. Er überbringt zwei Geschenke des eidgenössischen und des kantonalen Verbandes: einen Bergkristall und einen Barometer: «Sensibel zu sein für Wetter und Stimmung im Verein wird auch in Zukunft nicht unwichtig sein.»
Im zweiten Teil des Konzertes sorgt zusätzlich die Ländlergruppe Panache dafür, dass die Beine unter den Tischen nicht zur Ruhe kommen.
Am Schluss muss der Präsident mitteilen, dass die Dirigentin Annelies Mosimann den Klub nach 23 Jahren verlässt. Sie wird mit einem Blumenstrauss und lang anhaltendem Applaus verabschiedet. «Wir können die Nachfolgerin schon präsentieren», sagt Niklaus Liechti. Er überreicht auch der neuen Dirigentin, Susanne Marienfeld, eine Pflanze als Antrittsgeschenk, dazu einen Wink mit dem Zaunpfahl: «Es isch de e mehrjährigi!»