Die Märitfrauen: Veronika Lehmann, Silvia Bigler, Andrea Wüthrich, Esther Neuenschwander, Rösi Röthlisberger. / Bild: Christina Burghagen (cbs)
Signau: Der reich bestückte Marktstand ist samstags aus Signau nicht mehr wegzudenken. Diese Woche feiern die Märitfrauen ihr 30-jähriges Bestehen mit einem Fest.
Taufrisches Gemüse, Holzofenbrot, Kuchen und Torten, Honig und Konfitüre, Eier, Käse und Blumensträusse – jeden Samstag bauen die Signauer Märitfrauen in der Früh ihren Stand auf, um für ihre Kundschaft ab 8.30 Uhr parat zu sein.
Projekt «Diräkt vo de Buure»
Vor nunmehr 30 Jahren wurde der kleine, feine Markt von Schülern der Landwirtschaftsschule Bäregg gegründet, die ihre Familien für die Direktvermarktung begeistern konnten. Damals steckte der Eigenverkauf von Bauernhof-Produkten noch in den Kinderschuhen. Im Mai 1992 begann der Märit «Diräkt vo de Buure» als lokales Projekt. Zehn Engagierte gründeten eine einfache Gesellschaft. Als ersten Standort wählte die Gruppe die damalige Käserei in Signau. Dank dem Zuspruch der Bevölkerung entstand ein Jahr später ein weiterer Märit in Schüpbach. Im Frühling 1996 trennte sich dieser von Signau, um nach Bio-Richtlinien zu produzieren. Die Gründungsmitglieder Rösi und Bänz Röthlisberger wie auch Hanni und Willi Pfister blieben dran – 1999 erweiterte Margrit Oppliger das Sortiment mit Blumensträussen und Gestecken. Als im Sommer 2002 die Käserei Signau schloss, bezog die Marktgruppe den neuen Standort vor Elektro-Stauffer neben dem Coop. Ab 2004 verstärkte Esther Neuenschwander das Team. Mitgründerin Hanni Pfister übergab 2010 ihren Platz an Veronika Lehmann.
Zum 20-Jahre-Jubiläum wurde 2012 ein gefüllter Weidenkorb als Logo gewählt und der Name «Märitfrauen Signau» eingeführt. Nachdem Margrit Oppliger in den Ruhestand ging, übernahm Christine Rindisbacher die Aufgabe der Blumenfrau, die auch Pflänzchen und Kräuter liefert. Über die Jahre entwickelte sich der Signauer Märit zu einer Institution. Das Angebot und das Team wuchsen: Silvia Bigler bereichert seit 2017 den Stand mit Gemüse, Eiern und Backwaren. Heidi und Hansueli Gerber liefern seit 2019 Alpkäse der eigenen Kühe von der Bundalp im Kiental und Holzmatten Grindelwald.
Märitfrauen trotzten Corona
Während der ersten Corona-Zeit war ein Stand nicht mehr möglich. Die Märitfrauen reagierten mit einem Lieferservice und verwandelten den Standort zur Abholstation. Und das Sortiment erweitert sich ständig: Seit Januar 2021 liefern auch Nicole und Michael Moser-Gerber Käse. Im Herbst 2021 meldete sich Andrea Wüthrich auf ein Inserat in der «Wochen-Zeitung» und steuert nun Holzofenbrot, Gemüse, Backwaren und selbst gezüchtete Champignons bei.
Kein Food-Waste
Rösi Röthlisberger ist als Einzige schon 30 Jahre lang dabei: «Der Märit ist eine Herzenssache», sagt die Pionierin überzeugt: «Wir müssen alle an einem Strang ziehen, auch die Männer stärken uns den Rücken – sonst ginge es nicht.»
Ihre Gemeinschaft, gehe weit über das Geschäftliche hinaus. Die Märitfrauen unterstützen einander, wo Hilfe gebraucht wird. Lebensmittelverschwendung gibt es bei ihnen nicht: «Was übrigbleibt, wird verarbeitet, verschenkt oder selbst gegessen», sagen sie einhellig.
Zum 30-jährigen Bestehen am 4. Juni laden die Märitfrauen Signau nun zum Fest ein. Von 8.30 bis 11 Uhr warten vor Elektro-Stauffer in Signau Getränke, Gebäck, ein Wettbewerb und Tiere zum Streicheln auf kleine und grosse Gäste.