Urs Schneider (vorne) auf Medaillenkurs beim 30-Kilometer-Skating-Rennen, in Canmore. / Bild: zvg
Langlauf: Mit 53 Jahren hat der Langnauer Urs Schneider erstmals an einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Und wie. An der Langlauf-Masters-World Cup gewann er gleich drei Medaillen.
728 Langlauf-Athleten aus 18 Nationen nahmen Anfang März an den Langlauf-Masters-World-Cup im kanadischen Canmore teil. Einer davon war der 53-jährige Langnauer Urs Schneider. Bereits am ersten Wettkampftag sicherte sich der Langnauer über 30 Kilometer Skating die erste von insgesamt drei Medaillen. Bronze.
Noch besser lief es der Schweizer Staffel über viermal fünf Kilometer: dort kam Schneider als Schlussläufer zum Einsatz. Dank einer ausgezeichneten Teamleistung setzten sich die Schweizer vor den Kanadiern und den US-Amerikanern durch und gewannen etwas überraschend die Goldmedaille. Zum Abschluss sicherte sich Urs Schneider die zweite Bronzemedaille über 45 Kilometer Skating.
Biathlon in jungen Jahren
Obwohl es für den Langnauer Langläufer die erste Teilnahme an einem Masters-World-Cup war, ist ihm die Wettkampfluft nicht ganz fremd. Schneider war nämlich Biathlet. Vor gut 25 Jahren hängte er sein Gewehr und die Langlaufausrüstung – zumindest was die Wettkämpfe anbelangt – an den Nagel. «Als ich dann aber von dieser Masters-Weltmeisterschaft gehört habe, reizte mich dieses Abenteuer sehr», erzählt er. Reizvoll sei vor allem auch der Austragungsort gewesen: in Canmore, dort, wo 1988 an den Olympischen Winterspiele von Calgary die Nordic Disziplinen ausgetragen wurden.
Bei Masters-Anlässen sind alle Athleten willkommen, die älter als 30 Jahre sind, nicht mehr einer Nationalequipe angehören oder Teil der aktiven Elite sind. Qualifizieren kann oder muss man sich nicht – dafür gibt es aber auch keine Unterstützung von einem Verband. Sowohl finanziell wie auch punkto Trainingsplan müssen die Masters-Athleten selber schauen. Für Urs Schneider, der auch nach seinem Rücktritt als Biathlet sportlich aktiv geblieben ist, war die Entscheidung so oder so schnell gefällt, die Anmeldung bald ausgefüllt und die Vorfreude auf das Abenteuer gross.
Sommertraining ist wichtig
Getreu dem Motto «Langläufer werden im Sommer gemacht», hat sich Urs Schneider bereits im Mai, nach der Anmeldung, auf das Sommertraining konzentriert. «Ich habe in über 450 Trainingsstunden gut 6500 Kilometer absolviert», erzählt der frischgebackene Weltmeister. Dabei war er von Rollskis, bis zum Strassenvelo auf verschiedenen Rädern vor allem im Emmental unterwegs. Trainiert hat er hauptsächlich mit seiner Frau. «Obwohl wir schon immer sehr sportlich waren, habe ich mich nun noch einmal etwas mehr auf das Training konzentrieren wollen», resümiert Urs Schneider. Und gibt mit einem Schmunzeln zu, dass das zusätzliche Jahr – wegen der coronabedingten Verschiebung des Anlasses – für das Training durchaus von Vorteil gewesen sei. Bei der Vorbereitung hat er wenig dem Zufall überlassen. «Ich wusste nicht genau, wie die Konkurrenz aufgestellt sein würde. Ich konnte mir aber schon vorstellen, dass einzelne sehr ambitionierte Läufer mitmachen würden.»
Wintertraining in Trub oder Realp
Um fürs Training genügend Loipen zur Verfügung zu haben, hat Schneider mit seiner Frau eine Ferienwohnung in Realp gemietet. Von dieser aus konnte er jedes Wochenende die perfekten Bedingungen des Schweizerischen Biathlon-Stützpunktes nutzen. «Es war überraschend zu sehen, was man mit konsequentem Training erreichen und auf welch gutes Niveau man kommen kann», sagt Urs Schneider. Gerade in seiner Alterskategorie braucht es einiges, um vorne dabei zu sein, ist doch diese Alterskategorie die meist frequentierte bei den Masters-Rennen wie auch bei anderen Volksläufen, wie dem Gommer Skimarathon, dem Planoiras-Lauf oder dem Engadiner Skimarathon, an denen Schneider ebenfalls teilgenommen hat.
Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft habe ihm sehr gut gefallen, sagt Schneider und fügt an: «Mit dem Kochen kommt der Appetit.» Er freue sich schon jetzt auf die kommende Masters-WM, im österreichischen Seefeld. «Dort will ich nochmals mit dabei sein.» Bis dahin wird Urs Schneider im Sommertraining im Emmental unterwegs sein und im Winter – wenn seine Hausloipe in Trub gerade genügend Schnee hat – auch mal bei einer Feierabendrunde auf den Skiern.