Der Astrophysiker Timm Riesen erzählte anschaulich von der Weltraumforschung. / Bild: x x (x)
Grosshöchstetten: Warum sollte man beim Sterne beobachten nicht aufs Handy schauen? Und wie ist die Automarke Subaru zu ihrem Namen gekommen? Am Biblioweekend gabs Antworten.
«Zutaten für das Leben auf der Erde kommen auch aus dem All», ist Astrophysiker Timm Riesen überzeugt. Beweise dafür liefere sein Herzensprojekt, die ehemalige Raumsonde Rosetta auf ihrem insgesamt zwölf Jahre dauernden Flug. Bei einem Kometen habe diese nämlich im Jahr 2014 Aminosäuren nachgewiesen, sogenannte Bausteine des Lebens. Auch Phosphor, Schwefel und viele andere Elemente haben die Forscher schon fernab der Erde entdeckt. Zudem sei man daran, den Ursprung unseres Wassers zu finden.
Reise zum Jupiter
Gross und klein hing gebannt an Riesens Lippen, als der ehemalige Primarlehrer von der jahrzehntelangen Forschung der Uni Bern erzählte: von Sonnenwind, Magnetfeldern und den ersten Missionen mit Berner Beteiligung. Wie etwa bei der Mondlandung, wofür die Universität ein Sonnensegel entwickelte, oder bei einem Experiment auf der früheren russischen Raumstation Mir. Aktuell ist die Universität Bern an der Juice-Mission der Europäischen Weltraum-Organisation ESA beteiligt. Eine Raumsonde soll voraussichtlich im nächsten Jahr ihre Reise zum Jupiter antreten. Die Berner entwickeln dafür Instrumente, um den Gasgiganten Jupiter sowie die Atmosphäre und Oberfläche drei seiner eisigen Monde zu erforschen.
Handy weg beim Sterne beobachten
Organisiert wurde der Anlass im Alpensaal der Primarschule vom Team der Bibliothek Grosshöchstetten im Rahmen des ersten Biblioweekends. Dieses wurde vom Verband Biblio-
suisse initiiert und fand in der ganzen Schweiz statt. Das Motto lautete «Nach den Sternen greifen».
Gegriffen hat das Publikum zur Schere, als Timm Riesen seinen Vortrag unterbrach und die Anwesenden selber eine Sternkarte basteln durften. Selbstverständlich konnte man diese dann auch gleich unter freiem Himmel ausprobieren, allerdings nur unter Rotlicht. Denn das Auge, so erklärte Riesen, brauche 30 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. «Eine Sekunde aufs Handydisplay schauen, und der Prozess beginnt von Neuem.»
Timm Riesen, der als Leiter des Stellariums Gornergrat ab und zu Schulen besucht, kennt auch die bekannten und weniger bekannten Sternbilder. «Das ist der Grosse Bär. Und dieser kleine Sternhaufen, die Plejaden, nennt man in Japan Subaru», erklärte er, indem er mit einem Laserpointer exakt auf die entsprechenden Sterne am Himmel zeigte. Das Logo und der Name der Automarke stammten tatsächlich von dieser Konstellation ab. Die Freiluft-Präsentation des Forschers beeindruckte. Viele «cool» oder «wow» oder «hesch gseh?» waren in der Dunkelheit zu hören.
«Ist das auch ein Stern?» Diese Frage betraf einen grossen, leuchtenden Punkt, der in erstaunlicher Geschwindigkeit am Himmel vorbeizog. «Das ist die Raumstation ISS», erklärte Timm Riesen. Sie brauche nur 90 Minuten, um einmal die Erde zu umrunden. Ein Blick auf sein Handy bestätigt ihm: «Gleich wird sie im Erdschatten verschwinden.»
Zeit zu gehen war es dann auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Zum Beispiel für das Mädchen, das während des Vortrags mehrere Fragen stellte. Darauf angesprochen, meinte sie: «Ich interessiere mich einfach sehr für Dinge, die ich nicht weiss.»