Rita Kusters Lieblingsraum im Entlebucherhaus ist das Treppenhaus – weil es das Museum mit den kulturellen Anlässen verbindet. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Schüpfheim: In ihrer rund 15-jährigen Amtszeit hat Rita Kuster Bereiche des Museums neu gestaltet, Ausstellungen und Konzerte organisiert und das Entlebucherhaus für Kurse und private Anlässe geöffnet. In ein paar Wochen gibt sie die Leitung ab.
Das grosse Gebäude, das vom Jugendstil geprägt ist, wurde 1915 als Kinderasyl gebaut. Seine Geschichte ist eng mit derjenigen des Tals verbunden (siehe Kasten). Wir steigen die Eingangspforte hoch und stehen in einem grossen Treppenhaus, wo uns Rita Kuster, die Leiterin des Entlebucherhaus, erwartet. Sie bittet in ihr Büro. Seit 2009 leitet sie im Rahmen einer 60-Prozent-Stelle das Zweispartenhaus, das zugleich Museum und Kulturraum ist.
Neu gestaltete Ausstellungsbereiche
Die Erwachsenenbildnerin, Kulturmanagerin und ausgebildete Museumsleiterin weiss, wie viel Arbeit, Wissen und Herzblut ihre Vorgänger in das Heimatmuseum gesteckt haben. Trotzdem wollte sie neue Impulse setzen. So hat sie im Laufe der Jahre die Flühliglas-Sammlung umgestellt, der Musik einen Saal gewidmet, die Geschichte des Tals und des Hauses zum Thema gemacht und eine bleibende Ausstellung zu Winter- und Sommertourismus geschaffen. Die neu gestalteten Räume sind Teil des Museums und begeistern durch ihre professionelle Ausführung. Sie sind das Resultat einer jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Bildhauer und Gestalter Roland Heini. Während Rita Kuster die Inhalte aufbereitete und für die notwendige Finanzierung sorgte, setzte der Ausstellungsmacher den Stoff in zeitgemässe Bilder um.
Auf einem der langen Gänge des Hauses hat Roland Heini die Geschichte des Tals in Form eines Zeitstrahls dargestellt. Schritt für Schritt schreitet die Besucherin die Chronologie der Geschichte ab. Objekte, Bilder und kurze Texte informieren spielerisch über die wichtigen Ereignisse. Wer mehr Informationen wünscht, findet unter der Texttafel, die sich wie ein Buchdeckel heben lässt, weitere Fakten zum Thema. Der Zeitstrahl schliesst nicht etwa mit den 1950-er Jahren, sondern erwähnt die Gründung der Unesco Biosphärenreservats und endet 2030 mit Visionen, wie das Entlebuch zu diesem Zeitpunkt aussehen könnte.
Kulturraum
Dass neben dem Gestern auch das Heute und das Morgen zur Sprache kommt, ist typisch für Rita Kuster. Sie räumt den kulturellen Anlässen, die im Haus stattfinden, den gleichen Stellenwert ein wie den Angeboten des Museums. Mit Stolz erwähnt sie Namen wie Pedro Lenz oder das Kabarettduo «Schön und gut», die im Haus aufgetreten sind. Kunstvereinigungen des Kantons geniessen ebenso Gastrecht wie einheimische Künstler und Musikerinnen. «Die Anfragen für Auftritte häufen sich», freut sich die Leiterin, «das Entlebucherhaus hat sich als Kulturhaus der Region etabliert.»
Während sich das Museum auf den zwei oberen Stockwerken erstreckt, sind die Räume im Erdgeschoss und der grosse Saal für kulturelle Veranstaltungen reserviert. Die beiden Sparten, Museum und Kulturraum, sieht Rita Kuster als grosse Stärke des Hauses an. Einmal hätten sie zeitgenössische Kunst mit historischen Objekten kombiniert, einmal habe eine Kurzoper in der Bauernstube des Museums stattgefunden. Gerne erinnert sich die Museumsleiterin an diese Sparten übergreifende Projekte.
Für Alt und Jung
«Als ich meine Arbeit aufnahm, hatte ich mir zum Ziel gesetzt, dass das Entlebucherhaus jeden Tag seine Türe öffnet», erzählt Rita Kuster. «Das ist heute der Fall.» Während am Wochenende Veranstaltungen stattfinden und das Museum teilweise offen ist (1. Sonntag des Monats und jeden Mittwochnachmittag), finden während der Woche täglich Kurse statt. «Musical-Me», die Musicalschule im Entlebuch, ist mit Theaterproben, Sing- und Tanzstunden zu Gast. Sogar geheiratet wird im Entlebucherhaus. Ein Trauungszimmer steht dafür zur Verfügung, und die malerische Umgebung lädt geradezu zum Festen ein.
Welche Herausforderungen warten auf die Nachfolgerin? «Man muss dranblieben», antwortet Rita Kuster, «um das Haus mit Leben zu füllen, braucht es Anstrengung und einen langen Atem.» Wo hält sich Rita Kuster in dem grossen Haus am liebsten auf? «Im Treppenhaus», lautet die überraschende Antwort, «es verbindet Museum und Kultur, das Gestern und das Heute, die beiden Bereiche, die mir wichtig sind.»