Das Eisfeld wurde zum Dorf-Treffpunkt

Das Eisfeld wurde zum Dorf-Treffpunkt
Auf dem Eisfeld wie auch im Restaurant im Chalet herrschte oft Hochbetrieb. / Bild: zvg
Langnau: Das Eisfeld auf dem Verladeplatz hat 50’000 Besucherinnen und Besucher angezogen. Die Initianten ziehen eine positive Bilanz. Ausser bei den Finanzen: Es resultiert ein Defizit.

«Wir wollen einen Begegnungsort schaffen», hatten sich die Initianten des Eisfeldes beim Langnauer Verladeplatz zum Ziel gesetzt. Im November wurde das temporäre Eisfeld unter freiem Himmel eröffnet. Am kommenden Sonntag ist es zum letzten Mal diese Saison geöffnet, und schon jetzt halten die Initianten fest: «Innert kurzer Zeit hat sich das Eisfeld zu einem Treffpunkt für die gesamte Bevölkerung etabliert.»

Die Aussage lässt sich auch statistisch untermauern. Der Eintritt auf das Eisfeld ist zwar gratis, aber am Eingang wurde ein Personenzähler eingerichtet. Dieser besagt, dass rund 50´000 Personen zum Eisfeld gekommen sind – das macht durchschnittlich 500 pro Tag. Entsprechend zufrieden zieht der Medienverantwortliche Marius Reist Bilanz. «Unsere Daumen zeigen nach oben», sagt er. Bei gutem Wetter wimmelte es von Leuten auf und neben dem Eisfeld. Auch 60 Schulklassen aus dem ganzen Oberen Emmental haben das Eisfeld genutzt.


10´000 Tassen Glühwein

Jede Woche fanden zudem spezielle Anlässe wie Eisdisco, Kids Day, Pond-Hockey-Cup und Sonntagsbrunch statt. Hier ziehen die Initianten ein ebenso positives Fazit wie im Gastrobereich. Das Restaurant im oberen Stock des Chalets sei anfänglich vor allem an den Wochenenden gut besucht gewesen, «mittlerweile ist es auch wochentags oft ausverkauft», berichtet Marius Reist. Im unteren Stock des Chalets ist ein Kiosk eingerichtet. An diesem wurden rund 10´000 Tassen Glühwein verkauft.

Wer kalt hatte, konnte sich an einer der Feuerstellen neben dem Eisfeld aufwärmen. Hier wurden in den drei Monaten seit der Eröffnung 45 Ster Holz verfeuert, wie die Initianten in ihrer Statistik festhalten.


Zwölf Vollzeitstellen

Apropos Zahlen: Ursprünglich ging der Verein Eisfeld Langnau von einem Gesamtaufwand von rund 400´000 Franken für die erste Saison aus. Diese Zahl wurde deutlich überschritten. Effektiv betrage der Aufwand rund 800´000 Franken, erklärt Marius Reist. Bei verschiedenen Anschaffungen habe man sich für einen Kauf statt eine Miete entschieden. Dadurch seien die Kosten im ersten Betriebsjahr höher geworden, dafür werde man in den kommenden Jahren von tieferen Betriebskosten profitieren können. Im ersten Jahr wird der Verein ein Defizit einfahren. Wie hoch es sein wird, wollen die Initianten nicht öffentlich kommunizieren.

Insgesamt arbeiteten 50 Personen für das Eisfeld; sie leisteten Stunden im Umfang von zwölf Vollzeitstellen. Die Haupteinnahmequelle des Vereins ist das Sponsoring, dazu kommen die Einkünfte aus der Gastronomie. Und beim Ausgang des Eisfeldes konnten die Besucher eine freiwillige Spende ins Kässeli werfen; übers Ganze gesehen machen die Spenden aber nur einen kleinen Anteil aus.


Länger als drei Jahre?

Am Montag beginnt nun der Abbau der Infrastruktur, der drei bis vier Wochen dauern wird. Bereits jetzt blicken die Initianten in die weitere Zukunft. Sie wollen das Eisfeld nächsten Winter wieder auf dem Verladeplatz aufstellen. «Die Lage ist ideal», sagt Marius Reist. Es sei auch denkbar, das Eisfeld länger als die ursprünglich geplanten drei Winter auf dieser Parzelle aufzustellen.

Mittelfristig soll auf dem Langnauer Verladeplatz eine Überbauung entstehen. Im Dorf gebe es aber «zwei bis drei weitere prominente Standorte», die sich ebenfalls für den Betrieb einer temporären Eisbahn eignen würden, erklärt Reist. Denn eines ist für die Initianten nach dem ersten Winter klar: «Die zahlreichen positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass das Eisfeld in Langnau attraktiv und erwünscht ist.»

40 Prozent weniger Besucher in der Ilfishalle

Hat sich der grosse Publikumsandrang auf dem Eisfeld Langnau auch auf die Ilfishalle ausgewirkt? In normalen Saisons besuchen hier rund 6000 Leute den öffentlichen Eislauf. Diesen Winter seien es rund 40 Prozent weniger, erklärt Stefan Salzmann, Betriebsleiter der Ilfisstadion AG (Isag). Der Rückgang sei aber nicht nur auf das Eisfeld zurückzuführen, sondern auch auf die Corona-Massnahmen. Seit Dezember gilt auch auf der Eisfläche in der Ilfishalle – weil es sich um einen Innenbereich handelt – Maskenpflicht. Seither sei die Zahl der Eintritte merklich zurückgegangen, so Salzmann.

Finanziell ist der öffentliche Eislauf das kleinste Standbein der Isag. Deutlich höher sind die Einnahmen aus der Eisvermietung an die SCL Tigers, die Young Tigers und die anderen Klubs der Region. Ebenfalls überlebenswichtig ist der jährliche Beitrag der Standortgemeinde Langnau. Die Einbusse beim öffentlichen Eislauf wird die Isag also nicht ruinieren. Dennoch ist nicht auszuschliessen, dass die Zeiten für den öffentlichen Eislauf in der Ilfishalle in Zukunft leicht verkürzt werden. «Wir werden das nach dem Saisonende analysieren, dann schauen wir weiter», sagt Stefan Salzmann.

17.02.2022 :: Markus Zahno (maz)