«Man darf nicht über verlorene Hundertstel nachdenken»

«Man darf nicht über verlorene  Hundertstel nachdenken»
Dank seines guten Resultats in Adelboden schaut Luca Aerni zuversichtlich auf die nächsten Rennen. / Bild: zvg
Ski Alpin: Obwohl sich Luca Aerni schon seit Anfang Saison gut gefühlt hat, fehlten bisher die guten Resultate. Nun schaffte er es im Slalom von Adelboden auf Rang fünf.

«Ich bin super froh über den fünften Rang», gibt sich Luca Aerni zwei Tage nach Adelboden erleichtert. Er habe sich schon Anfang Saison sehr gut gefühlt und auch schon einige solide bis tolle Läufe gehabt, doch leider habe auf dem Papier noch nichts dabei herausgeschaut. 

Luca Aerni ist Anfang Dezember nach einer guten Zwischenzeit in Val D´Isère ausgeschieden und in Madonna di Campiglio kurz vor Weihnachten nach einem starken ersten Durchgang auf Rang 17 gelandet. Kein Wunder also freut es den 28-jährigen Grosshöchstetter so sehr, nun endlich auch ein gutes Resultat auf dem Papier zu haben. Dabei hätte vielleicht sogar noch etwas mehr herausschauen können. «Im zweiten Lauf bin ich sehr sicher gefahren. Mit ein bisschen mehr Risiko, also einer etwas direkteren Linie, hätte ich vielleicht die nötigen paar Hundertstelsekunden wettgemacht, um es aufs Podest zu schaffen.» Auf die Frage, warum er denn das Risiko nicht eingegangen sei, meint Aerni fast etwas schelmisch: «Im Slalom braucht es Geduld. Ich spüre im Training sehr wohl, dass ich bereit bin das Risiko einzugehen. In den Rennen muss ich mir noch etwas Selbstvertrauen erarbeiten. Doch jetzt mit dem fünften Rang in Adelboden spüre ich, dass ich schon bald so weit sein könnte».


Selektionskriterien erfüllt

Würde dieses Gefühl pünktlich auf die Olympischen Spiele stimmen und Luca Aerni das nötige Selbstvertrauen haben, um dort eine direkte Linie zu fahren, wäre das grossartig. Aber so weit ist der Slalomspezialist mit Walliser Wurzeln noch nicht. «Klar habe ich nun die Qualifikationskriterien erfüllt», sagt er. Allerdings heisst das noch nicht, dass Aerni auch wirklich nach Peking mitfahren darf. Denn im Schweizer Team erfüllen auch einige andere die Qualifikationskriterien. «Ich konzentriere mich jetzt zuerst einmal auf die nächsten drei Rennen. Nach Kitzbühel wird entschieden, wer von unserem Team an die Olympischen Spiele darf», zählt Aerni die Vorgehensweise auf. 

Wie nervenzehrend ist so eine Entscheidung aufgrund von ein paar Hundertstelsekunden Unterschied im Team? Auf diese Frage will Luca Aerni nicht wirklich eingehen und winkt mit einem Lachen ab. «Man darf nicht über verlorene Hundertstelsekunden nachdenken, sonst macht man sich nur verrückt.»

Nebst dem sportlichen Druck, der in einem Jahr mit Olympischen Spielen für die Athleten spürbarer ist, gilt es nach wie vor, sich mit der Corona-Situation zu arrangieren. Die Schweizer Slalomspezialisten stecken seit Anfang Saison gemeinsam in einer Bubble und vermeiden den Kontakt nach aussen so gut es geht, erzählt Aerni. «Ich versuche damit irgendwie klarzukommen, auch wenn es etwas schwierig ist. Manchmal fühlt es sich ja schon fast wie ein Privileg an, wenn wir überhaupt ein Rennen bestreiten können.» Deshalb versuche er noch mehr als sonst, sich einfach auf ein Rennen nach dem anderen zu konzentrieren.

13.01.2022 :: Olivia Portmann (opk)