Welche Wärme hätten Sie gerne?

Welche Wärme hätten Sie gerne?
Wer die Raumtemperatur etwas tiefer einstellt, spart viel Energie. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Emmental: Der Trend ist klar: Ölheizungen werden heutzutage durch nachhaltigere Systeme ersetzt, auch dank Fördergelder des Kantons.

Die Energieberatungsstellen des Kantons Bern geben jährlich mehreren tausend Liegenschaftsbesitzern Tipps rund um Energie. Oftmals drehen sich die Fragen ums Heizen. «Der Ersatz der alten Ölheizung ist der Klassiker», hat Remo Fuchs von der Energieberatungsstelle Emmental die Erfahrung gemacht. Fuchs war als Heizungsplaner tätig und bildete sich weiter zum diplomierten Energieexperte DAS «Energie am Bau». 


Herr Fuchs, wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Liegenschaftsbesitzer beraten,
der seine Ölheizung ersetzen möchte? 

Oftmals haben die Leute schon eine Idee, was sie für eine Heizung möchten. Dabei geht oft vergessen, dass man auch einiges unternehmen könnte, um den Verbrauch zu senken. Die günstigste Energie ist immer noch die, die es gar nicht braucht. 


Also zuerst besser isolieren? 

Bei einem älteren Gebäude kann man beispielsweise viel erreichen, wenn man die Fenster ersetzt. Aufwändiger wird es, wenn man die Wärmedämmung der Fassade oder des Dachs verbessert. Werden solche Massnahmen ergriffen, kann die neue Heizung kleiner dimensioniert werden. Viel Energie lässt sich auch sparen, indem die Raumtemperatur tiefer eingestellt wird. Ein Grad weniger macht rund sechs Prozent beim Energieverbrauch aus.   


Dann stellt sich die Frage: Welche Heizung?

Als erstes lohnt es sich, zu schauen, ob sich in der Nähe des Hauses ein Wärmeverbund befindet. Wenn ja, ist das meist die günstigste Variante. Bestehende Wärmeverbunde zu erweitern, ist auch die oberste Priorität der Energiestrategie des Bundes und der kantonalen Energieverordnung. 


Der Kanton fördert auch andere Varianten.  

Ja, die Fördergelder bewegen etwas. Etliche Ölheizungen werden durch nachhaltigere Systeme ersetzt. Ganz wichtig ist dabei – das möchte ich betonen: Das Gesuch muss vor dem Baustart eingereicht werden. Wird es nachträglich eingereicht, kann das leider nicht mehr berücksichtigt werden. 

Leider wird beispielsweise ein reiner Fensterersatz in den wenigsten Fällen reichen, um Fördergelder zu erhalten Das Programm GEAK (Gebäude­energieausweis der Kantone) zielt mit der Förderung über Energieeffizienzklassen eher auf Gesamt- und weniger auf Teilsanierungen. 


Warum werden kantonsweit klar am
meisten Wärmepumpen installiert? 

Die Wärmepumpe arbeitet sehr effizient; am besten ist jene mit Erdsonden. Aus einer Kilowattstunde elektrischer Energie lassen sich bis zu fünf Kilowattstunden thermische Energie produzieren. Punkten kann die Wärmepumpe auch, weil sie wenig Platz braucht und kein Brennstoff beschafft werden muss. Ein Nachteil ist vielleicht, dass die Anschaffungskosten je nach Ausführung recht hoch sind. Längerfristig – und eine Heizung schafft man ja nicht für zwei, drei Jahren an – sind Wärmepumpen aber sehr kostengünstig. 


Immer wieder hört man die Kritik, dass Wärmepumpen viel Strom brauchen. 

Die Kritik stimmt grundsätzlich. Ideal ist natürlich, wenn man die Energie für die Wärmepumpe auf dem eigenen Dach produziert. Nicht wenige Wärmepumpen werden durch Photovoltaikanlagen versorgt. Die Wärmepumpe arbeitet dann tagsüber und heizt auch das Wasser im Speicher auf, so dass es dann auch nachts wohlig warm ist.  


Das Emmental ist reich an Holz.
Warum also nicht dieses nutzen?

Das wird oft gemacht und ist auch sehr sinnvoll. Geheizt wird dann mit Stückholz, also Scheitern oder Spälten, wie auch mit Holzschnitzeln oder Pellets. Wir empfehlen Holzheizungen beispielsweise Waldbesitzern oder generell bei einem Heizungsersatz, bei welchem hohe Vorlauftemperaturen verlangt werden.


Welche Vor- und Nachteile haben die
einzelnen Holzformen? 

Holzheizsysteme sind generell eher teuer aber CO2-neutral. Die Pellet- und Holzschnitzelheizungen sind vollautomatisch und haben gegenüber Öl- oder Gasheizungen keine Nachteile. Der einzig erwähnenswerte Makel ist die Feinstaubbelastung. Diese ist höher als bei herkömmlichen fossilen Energieträgern. Im Emmental werden Holzschnitzelheizungen oft bei grösseren Anlagen eingesetzt und machen als Heizsystem in Wärmeverbunden, betrieben mit regional produziertem Holz, Sinn. Stückholzheizungen sind im Emmental nach wie vor einige in Betrieb. Für den guten alten Holzspeicherofen entscheidet man sich bewusst. Dieser steht für Ambiente, aber auch immer für tägliche Arbeit. Der Ausstoss des Feinstaubs bei der Stückholzheizung ist der höchste aller Holzheizsysteme.  


Aktuell ist der Heizölpreis hoch.
Haben Sie vermehrt Anfragen?

In den letzten Monaten erkundigten sich deutlich mehr Leute nach einer alternativen Heizmöglichkeit. Stark war der Anstieg bei den Gasheizungen im Raum Burgdorf. Der Gaspreis hat sich mehr als verdoppelt. Da wäre manche Alternative günstiger – und nachhaltiger.

7500 Beratungen jährlich

Die Energieberatungsstellen des Kantons Bern würden pro Jahr rund 7500 Beratungen durchführen, teilt die Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion mit. Oft drehen sich die Gespräche um mögliche Förderbeiträge. Diese sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Im ersten Quartal 2022 sind bei der Höhe der Beiträge keine Änderungen vorgesehen. «Danach bleiben allfällige Anpassungen aufgrund von politischen Vorgaben vorbehalten.»

30.12.2021 :: Bruno Zürcher (zue)