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Wahre Weihnacht

Wie kannst du nur jedes Jahr an Weihnachten eine Geschichte erzählen, die nicht wahrist?

Ich: Sie ist wahr.

Edi: Äuä, das weiss heute jedes Kind, dass die nachträglich erfunden wurde. Man weiss ja nicht einmal, wann Jesus Geburtstag hatte.

Ich: Ich würde nicht sagen er-funden. Man hat die Geschichte gefunden.

Edi: Das kommt aufs Gleiche heraus. Wozu die ganze Krippen- und Stall-Romantik, wenn nichts dahinter steht?

Ich: Weil es eine gute Geschichte ist. Dass in der Bibel zwei verschiedene Versionen, die gar

nicht zusammenpassen, überliefert werden, zeigt doch, dass es nicht um historische Tatsachen geht, sondern um den Sinn.

Edi: Warum erzählst du sie dann trotzdem immer?

Ich: Weil man keine Geschichte erzählen kann ohne anschauliche Details. Jedes Detail verweist auf etwas wichtiges, sogar Ochs und Esel, obwohl die in der Weihnachtsgeschichte gar nicht vorkommen!

Edi: Nicht? Ich dachte immer…

Ich: Das hat jemand beim Propheten Jesaja gefunden. Dort steht, dass Ochs und Esel besser wissen, zu wem sie gehören, als die Menschen. Darum sind sie als erste im Stall, als Gott zur Welt kommt. Als Mahnung.

Edi: Aha…

Ich: Jedes Detail hat seine Bedeutung. So wird es eine reiche Geschichte.

Edi: Aber die Leute denken, das sei genau so gewesen! Da fühlt man sich verarscht!

Ich: Denken sie beim Krimi im TV auch, das sei genau so gewesen?

Edi: Dort weiss man, dass es erfunden wurde.

Ich: Und trotzdem steckt viel Wahres drin. Und die Hoffnung, dass das Gute gewinnt. Drum schaut man sie ja.

Edi: Und weil es spannend ist.

Ich: Genau, eine Geschichte ist spannender als eine theoretische Abhandlung. Wenn Gott Mensch wird, will er anschaulich werden, das kann man eigentlich nur mit einer Geschichte erzählen und begreifen. Und auch heute kommt er nur in Geschichten zur Welt: In deiner und in meiner.

16.12.2021 :: Samuel Burger