Das Schulhaus Zäziwil ist alt und weist einen entsprechend hohen Sanierungsbedarf auf. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Zäziwil: Der Gemeinderat will die Infrastruktur von Zäziwil mit zwei Grossprojekten verbessern.
Obwohl die Steuern steigen dürften, gab es an der Gemeindeversammlung kaum Kritik.
«Es ist nichts als logisch, dass wir jetzt mit beidem kommen», sagte Urs Hirschi. Mit «beidem» meinte der Gemeindepräsident die Sanierung und den Ausbau der Schule sowie den neuen Werkhof und das neue Feuerwehrmagazin in Zäziwil. «Die beiden Vorhaben sind jetzt aktuell.»
Bislang habe er in Zusammenhang mit den beiden Projekten oft die Befürchtung gehört, dass die Steueranlage steigen könnte. «Aber die Steuern sind nur ein Punkt, wenn es um die Attraktivität einer Gemeinde geht», sprach Hirschi. «Für eine Familie ist auch eine gute Schule im Ort wichtig. Und von einem gut eingerichteten Werkhof profitieren alle, beispielsweise von zeitig geräumten Strassen bei Schneefall», meinte er und wies nach draussen.
Acht Millionen Franken als Maximum
Gemeinderätin Yvonne Thierstein orientierte eingangs über den Stand der Planung bezüglich der Schule. Am 3. November hatte ein Informationsanlass stattgefunden (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Es wurden umfassende Abklärungen vorgenommen und drei Varianten ausgearbeitet. «Als nächstes werden wir uns mit dem Gemeinderat Oberhünigen treffen», blickte Thierstein voraus. Die beiden Gemeinden betreiben die Schule gemeinsam. Bevor die Bürgerinnen und Bürger über Änderungen von Reglementen und vor allem über einen Baukredit befinden können, müsse ein detailliertes Vorprojekt ausgearbeitet werden.
Je nachdem, welche Variante realisiert wird, rechnet man mit Kosten von über zwölf Millionen Franken. «Da haben wir schon leer geschluckt», erinnert sich Urs Hirschi. Es bestehe aber noch Sparpotenzial. Es sei einiges eingerechnet worden, das als nice-to-have bezeichnet werden könne.
Der Bevölkerung Zäziwils scheint die Schule etwas wert zu sein. Die 80 anwesenden Bürgerinnen und Bürger äusserten kaum Kritik. «Das Schulprojekt ist eine gute Sache», sagte ein Herr und fügte an: «Und, die Feuerwehr im einstigen Landigebäude einzuquartieren, ist eine Gelegenheit, die wir nicht verpassen sollten.»
Alt und zu klein
Das Feuerwehrmagazin ist schon lange ein Thema in Zäziwil. Das jetzige an der Emmentalstrasse ist alt, zu klein und wegen des Verkehrs ist der Zugang gefährlich. Der Feuerwehrkommandant erklärte auf Anfrage eines Bürgers, dass der neue Standort im Landi-Gebäude sicher besser sei. Urs Hirschi informierte, dass das Getreidesilo verkauft werden könnte und sich bereits erste Interessenten gemeldet hätten. Verhandelt werde auch mit der Landi Aare bezüglich des Kaufpreises. «Warum will der Gemeinderat in ein neues Feuerwehrmagazin investieren, wenn doch landauf landab Feuerwehren fusionieren?», fragte Hirschi gleich selber. «Selbst bei einer Fusion bräuchte es hier ein Magazin, weil die Distanzen sonst zu gross wären.» Das Gebäude würde auch genug Platz bieten, um dort den Werkhof der Gemeinde unterzubringen, dessen Gerätschaften und Material heute an sechs Standorten lagern.
Super Zahlen – auf den ersten Blick
Zäziwils finanzielle Aussichten sehen rosig aus – zumindest für 2022 und auf den ersten Blick: Das Budget weist ein Plus von 3,2 Millionen Franken aus! Der Geldsegen findet aber leider nur auf dem Papier statt, weil per 1. Januar 2022 die Spezialfinanzierung der aufgelösten Elektra umgebucht wird. «Reicher sind wir also nicht», hielt Gemeinderätin Manuela Hofer fest. Ohne die Umbuchung würde im Budget 2022 ein Verlust stehen. Das Eigenkapital wird Ende 2022 rund 6,68 Millionen Franken betragen.
Der Finanzplan 2021 bis 2026 zeigt, dass das Eigenkapital schrumpfen wird, was angesichts der geplanten Investitionen kaum überrascht. Der Gemeinderat verhehlt nicht, dass eine Steuererhöhung (heute 1,69) unumgänglich sein wird angesichts der grossen Investitionen. An der Gemeindeversammlung präsentierte der Rat eine Modellrechnung mit einer Steueranlage von 1,84 Einheiten, mit der sich nach ersten Berechnungen die Projekte stemmen liessen.
Ein Votant meinte, dass die Steuererhöhung um 0,15 Einheiten wohl nicht ausreichen werde; und ein anderer hielt fest, dass eine Steueranlage «mit einer Zwei am Anfang, wohl nicht akzeptiert würde. Und ohne die Steuererhöhung können die Grossprojekte eh nicht realisiert werden».
«Das ist uns bewusst», antwortete Urs Hirschi. «Deshalb wollen wir euch früh ins Boot holen. Wir sind sehr froh über eure Rückmeldungen.