Fünf Generationen in 150 Jahren

Fünf Generationen in 150 Jahren
Geschäftsführer Alexander Lerch (links) und sein Bruder Simon Lerch zusammen mit Vater Andreas Lerch in der «Ahnengalerie». / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Grünenmatt: Hans Andreas Lerch aus Oeschenbach erwarb 1871 ein Sägewerk in Grünenmatt und legte damit den Grundstein für die heutige Sägerei und Kistenfabrik.

«Unsere Familie stammt aus Oeschenbach und betrieb dort ein Sägewerk», beginnt Andreas Lerch seine lebhafte Schilderung der Firmengeschichte. Hans Andreas Lerch, der den Betrieb dort nicht übernehmen konnte, habe 1870 ein bereits bestehendes Sägewerk in Grünenmatt gepachtet und ein Jahr später käuflich erworben. Seine Nachfolge haben in zweiter Generation die Zwillingsbrüder Johann und Gottfried Lerch angetreten. Sie hätten, so Andreas Lerch, drei Sägewerke betrieben: in Griesbach, in Grünen und in Grünenmatt. Mit dem Bahnanschluss an die 1908 gegründete Ramsei-Sumiswald-Huttwil Bahn (RSHB) mit einer Rampe im Gebäude seien sie der Zeit weit voraus gewesen. «Der Grossbrand von 1917, dem die grosse Säge sowie das Wohnhaus zum Opfer fielen, war hingegen ein schwerer Schlag.» Statt von der Kriegswirtschaft zu profitieren, habe der Wiederaufbau alle Ressourcen absorbiert, erklärt Andreas Lerch.


Frauenpower und Harassen

In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sei der Export von Bohlen, geschnittenem Rundholz, nach Italien ein wichtiges Standbein der Firma gewesen. Nach dem frühen Tod der beiden Brüder habe Ida Lerch die Geschicke des Unternehmens in die Hand genommen. «Das war», so An-
dreas Lerch, «für meine Grossmutter in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten der Dreissigerjahre keine leichte Aufgabe.» Grosse Unterstützung habe sie von Gottfrieds Witwe Rosa erfahren, welche die je drei Kinder der zwei Familien betreute.

Danach übernahmen Jakob und Fritz Lerch in dritter Generation die Firma. In diese Phase sei die hohe Zeit der Harassenproduktion gefallen, führt Lerch weiter aus. Der Betrieb habe sich da einen guten Namen mit seinen Lebensmittelkisten, Flaschenharassen sowie Trennbrettern gemacht. In diesen Zeiten sei die Belegschaft auf 25 bis 30 Mitarbeiter angewachsen, ein Höchststand in der Geschichte des Unternehmens. Wichtig ist es Lerch, darauf hinzuweisen, dass 1952 der erste Lehrling im Betrieb ausgebildet wurde. Rudolf Balz hat mit 16 Jahren eine zweijährige Sägerlehre begonnen. Und auch heute noch sei es der Firma ein grosses Anliegen, Ausbildungsplätze anzubieten.


125 Jahre und dann Lothar

«1996, mitten in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit, haben wir das grösste Fest aller Zeiten durchgeführt», schwärmt Lerch noch heute. Das 125-Jahre-Jubiläum sei während dreier Tage gross gefeiert worden; ein Fest für Kunden, Lieferanten und Öffentlichkeit. 

Der Orkan Lothar vom 26. Dezember 1999 hatte auch für Lerch Holz Folgen. Sie hätten in der Ramseimatte ein Nasslager für Lothar-Holz eingerichtet und werterhaltend gelagert, erzählt Andreas Lerch. Seither werde dort Holz von Werken in der Umgebung ohne Chemieeinsatz über den Sommer frisch gehalten.


Um- und Ausbauten sind schwierig

Seit 2014 firmiert das Unternehmen unter dem Namen «LerchCHholz, Sägewerk und Kistenfabrik». Sohn Alexander führt den Betrieb nun in fünfter Generation. Bruder Simon ist Mitarbeiter in der Firma und Mitglied des Verwaltungsrats. Die Lerchs hätten Pläne für Um- und Ausbauten. «Aber wir liegen wegen dreier Bäche und dem damit geltenden Gewässerschutzgesetz in einer Bauverbotszone. So ist jede noch so kleine Änderung an den bestehenden Bauten mit einem riesen Papierkrieg verbunden», erklärt Alexander Lerch.

Ein Fest zum Firmenjubiläum gebe es vorläufig nicht. Da würden sie sich, so Lerch, wegen der Pandemie-Situation wohl keine Freunde machen. Aber aufgeschoben sei nicht aufgehoben. 

09.12.2021 :: Daniel Schweizer (sdl)