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Nicht immer das Gelbe vom Ei

Zum gelungenen Sonntagsfrühstück gehören für mich zwei weich gekochte Eier. Zusammen mit einem Butterbrot brauche ich nichts anderes, mal von Kaffee abgesehen. Demgemäss bewerte ich Hotels an der Esstauglichkeit der Frühstückseier auf dem morgendlichen Buffet. In Lima (Peru) musste ich feststellen, dass meine Vorliebe, Eier mit einem kleinen Löffel zu essen, unbekannt war – sie servierten mir stoisch Rührei. Oft dümpeln die Hühnergeschenke in Hotels die ganze Frühstückszeit über in einem Behälter, gerne auf Sand. Es mag sein, dass sie zu nachtschlafender Zeit mal die Bezeichnung Frühstücksei verdient haben. Wenn ich aber komme, denn ein früher Vogel bin ich nicht, ist das
Eigelb fast schon zu Staub zerfallen. Letztes Jahr in Adelboden servierten sie mir gar ein eiskaltes und schon grün verfärbtes Ei. Der junge Servicemitarbeiter, der meine Empörung
zu spüren bekam, tut mir immer noch leid. 

Ähnlich verhielt es sich letztens in
Sigriswil – lauwarm, staubgelb mit grünem Farbspiel. Da ich aber mitbekommen hatte, dass dieses Hotel unter akutem Personalmangel leidet, sparte ich mir die Eierschelte und checkte aus. In wirklich teuren Häusern gibt es ja extra einen Küchenmitarbeitenden, der auf alle Eierwünsche eingeht. Aber wer kann sich das schon immer leisten?In Mürren hätten sie fast mein Herz erobert, als ich ein Edelstahlbecken entdeckte, in dem jeder Gast seine Eier mit einem kleinen Drahtkörbchen im Wasser versenken und mit Hilfe einer individuellen Eieruhr zur richtigen Zeit herausnehmen konnte. Beim nächsten Mal war dieses Becken leider verschwunden – schade. Meine «Top-und-Flop»-Eierliste führt seit 15 Jahren ein Hotel in Heiden (AR) an.
Allein der Frühstückssaal hatte einen atemberaubenden Blick auf den Bodensee. Ich kam um 9.55 Uhr mit wehendem Haar ins Restaurant gestürzt und fragte den Kellner: «Gibt es noch Frühstückseier?» Der antwortete freundlich: «Ich koche ihnen welche» und verschwand. Wenig später löffelte ich zufrieden meine liebste Morgenspeise und beobachtete die Miniboote auf dem Wasser. Genial!

Eier sind für mich ein wichtiges Lebensmittel, und ich fühle mich nicht vollständig, wenn keine im Haus sind. Seit etwa vier Jahren sammle ich auch historisches Eiergeschirr und drapiere meine Schätze im Schaukasten unseres Chocoladens in Signau. Mein letzter Fang war ein metallener Eierschneider aus den 1930-er Jahren. Mein ältester Schatz ist ein Porzellanhühnchen mit zwei Vertiefungen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Sie dürfen da gerne mal reinschauen.

21.10.2021 :: Christina Burghagen (cbs)