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Wohnküche im Predigtsaal

Wohnküche im Predigtsaal
Schon bald kann Andreas Läderach mit seiner Familie in der einstigen Kapelle der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) einziehen. / Bild: Sandra Joder (sjw)
Signau: Wo einst gebetet und gefeiert wurde, wohnen schon bald Andreas und Janine Läderach mit ihren beiden Jungs. Besonderer Knackpunkt des Umbaus ist die energetische Sanierung nach Minergie-Standard.

Vor fast 120 Jahren wurde die Kapelle im Moos in Signau gebaut. Gemäss alten Aufzeichnungen kostete der Bau damals rund 27´000 Franken. Ein Budget von dem der gelernte Zimmermann Andreas Läderach heute träumen kann. Er hat die Kapelle vor einem guten Jahr gekauft und baut sie nun zu zwei Wohnungen um. 


Besondere Geschichte

Obwohl der Bauherr und Eigentümer als Mitinhaber der Firma Dialog Holzbau AG vom Fach ist, sei es schwierig gewesen, bei der Besichtigung den bauphysikalischen Zustand des Hauses einzuschätzen, sagt Andreas Läderach. Ihm und seiner Familie habe das besondere Gebäude mit der speziellen Geschichte gefallen. Die eine oder andere Überraschung steckt im alten Haus. Obwohl die Liegenschaft gut unterhalten wurde, machen sich die Anpassungen und Umbauten der letzten fast 100 Jahre an der Gebäudestruktur bemerkbar. Gerade die energetische Sanierung präsentierte sich als besonders herausfordernd. Zahlreiche Stunden Eigenleistung haben die Läderachs bereits in das neue Zuhause gesteckt. Momentan werden die Rohbauinstallationen von allen Gewerken ausgeführt. Im April des kommenden Jahres soll es bezugsbereit sein. 


Wärmebrücken ausmerzen

In den ehemaligen Aufenthaltsräumen im Untergeschoss entsteht ein Studioeinbau. Das Erdgeschoss und das Obergeschoss baut Läderach zur Wohnung für sich und seine Familie um. «Küchen und Nasszellen werden ersetzt», sagt Andreas Läderach. Für die energetische Sanierung sei das Gebäude grosszügiger als geplant ausgekernt worden. Die durch das Mauerwerk verursachten Wärmebrücken sollen dadurch optimal minimiert werden. Geplant ist eine Komfortlüftung. Damit müssen die Fenster weniger geöffnet werden – entsprechend weniger Lärm dringt von der Umfahrungsstrasse in die Wohnung. «Durch all diese Massnahmen können wir das Gebäude nach Minergie Systemerneuerung System 1 zertifizieren», erklärt der Fachmann. Wichtig ist ihm dabei, dass die Fassade nach Aussen ihren Charme behält und nicht verändert wird. Innen dürfen sich die beiden Jungs der Familie über ein Wohnzimmer freuen, in dem sie Fussball spielen können. Der Grundriss für die offene Wohnküche misst beinahe 100 Quadratmeter. 

Im Obergeschoss entstehen die Schlafzimmer für die Familie. Erneuert wird auch die Haustechnik. Die bestehende Ölheizung und der 9500 Liter fassende Öltank wurden bereits entfernt. «Neu bauen wir eine Wärmepumpe, welche das Heiz- und Warmwasser aufbereitet», erklärt Andreas Läderach. Das System sei so ausgelegt, dass eine später folgende Photovoltaikanlage effizient und mit hohem Eigenverbrauch betrieben werden könne. 


Bald einziehen

Sicherlich sei es nicht jedermanns Sache, eine solch spezielle Liegenschaft zu erwerben und zu sanieren, sagt Andreas Läderach. «Es gibt viele Punkte, welche sich bei der Planung und Ausführung als schwieriger erweisen als bei einem Neubauprojekt. Umso mehr freuen wir uns über den Baufortschritt und über den baldigen Einzug in die Kapelle.»

Die Geschichte der Kapelle

Fast 120 Jahre war die Kapelle im Besitz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK). In der «Wohnung Gottes» wie die EMK ihr Gebäude nannte, wurden Gottesdienste gefeiert, Chorproben abgehalten, Bibelabende organisiert und grosse Feste gefeiert. An Sonntagsschulweihnachten fanden kaum alle Besucherinnen und Besucher einen Platz, so gut waren die Anlässe besucht. 

Im Verlaufe der Jahre wurden an der Kapelle in Signau zahlreiche Renovationen vorgenommen. In viel Fronarbeit wurde der Saal renoviert, die Laube eingefasst, eine Heizung für das ganze Gebäude eingebaut, neu gestrichen, die Fenster ersetzt und der Parkplatz erweitert. Nun hat die EMK ihr Gebäude in Signau verkauft. Die Gemeinde trifft sich mittlerweile in Langnau an der Alleestrasse zu Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen. 

Aus dem Bauinventar

Vor dreissig Jahren wurde die Kapelle in das Bauinventar des Kantons aufgenommen, als «erhaltenswert» eingestuft und wie folgt beschrieben: «Freikirchlicher Versammlungsraum mit Wohnung, wohl von 1903. Eigenwilliger Putzbau unter Viertelwalmdach. Das leicht erhöhte Erdgeschoss enthält einen Saal, der sich in Rundbogenfenstern öffnet (Südost-Fassade: Blendfenster). Quergiebel überhöhen die mittleren Achsen der Längsfassaden. Geringfügig schmälerer Eingangstrakt, durch Lisenen abgetrennt», hat die kantonale Denkmalpflege festgehalten. 

Und weiter: «Die Obergeschosse zeigen eine strukturfreudige, farbig bemalte Holzkonstruktion (grau, beige, oliv). Die unterschiedlichen Funktionen des gut erhaltenen Hauses historistischen Zuschnitts sind an den Fassaden differenziert ablesbar.»

21.10.2021 :: Sandra Joder (sjw)