Voraussetzungen geschaffen, damit sich das Hochmoor ausbreiten kann

Voraussetzungen geschaffen, damit sich das Hochmoor ausbreiten kann
Hier führte bis vor drei Jahren noch ein Weg mitten durchs Wachseldornmoos. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Wachseldorn: Im Herbst 2018 wurde der Weg durch das Wach­seldornmoos entfernt, damit sich das Hochmoor erholen und ausbreiten kann. Wie lautet die Bilanz nach drei Jahren?

Das Wachseldornmoos liegt idyllisch in einem Waldstück zwischen Heimenschwand und Wachseldorn. Es ist eines der letzten Hochmoore in dieser Gegend. Um es zu erhalten und zu fördern, liess der Kanton Bern vor drei Jahren verschiedene Arbeiten ausführen. So wurde der Bewirtschaftungsweg, der mitten durchs Moor führte, zurückgebaut, um ein Zusammenwachsen der beiden Hälften zu ermöglichen. Mit Spundwänden und Dämmen sollte zudem das Regenwasser zurückgehalten werden, damit das Moor permanent vernässt wird und Torf bilden kann. 


Wasserstände hoch genug

Ein Spazierweg, den der Kanton am Rand des Moors anlegen liess, erlaubt einen Einblick in das Naturschutzgebiet. Von den Bauarbeiten ist heute nichts mehr zu sehen, die Landschaft bildet eine Einheit. Doch bestätigen die ersten Erfolgskontrollen diesen optischen Eindruck?

Thomas Leu ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Naturförderung des kantonalen Amtes für Landwirtschaft und Natur. Er hat das Projekt von Beginn an betreut und zeigt sich zufrieden mit dem, was bisher erreicht wurde. Während eines Jahres wurden an elf Stellen der Moorwasserspiegel und die Leitfähigkeit (Nährstoffbelastung) gemessen. «Es hat sich gezeigt, dass die Wasserstände permanent hoch sind – zum Teil sogar während Trockenphasen.» Diese hohe Wassersättigung sei die Grundvoraussetzung, damit es zum Torfaufbau komme. Bis dieser festgestellt werden kann, dauert es aber. «Man muss bedenken, dass das Wachseldornmoos während etwa 12´000 Jahren gewachsen ist», erklärt Thomas Leu. 


Abflussrinne wird zugeschüttet

Ein Moor sollte zwar permanent nass sein, die Mooroberfläche und somit die torfbildende Vegetation darf jedoch nur von Regenwasser gespeist werden und nicht etwa von Grundwasser. Dieses sei für die Hochmoorvegetation zu nährstoffreich und könne diese soweit verändern, dass eine Torfbildung unterbunden werde, führt Thomas Leu aus. Mit einer Randrinne habe man probiert, einen Grundwasseraufstoss möglichst in den Weiher abzuleiten. «Das ist nicht gelungen», zieht Leu Bilanz. Das Grundwasser gelange weiterhin von Norden her ins Gebiet und fliesse dann entlang des ehemaligen Durchgangswegs in Richtung Weiher ab. «Da sich das Grundwasser nicht in die sensiblen Bereiche im südlichen Teil des Moors ausbreitet, stellt dies kein grösseres Problem dar.» Dort, wo eine sehr ausgeprägte Hochmoorvegetation vorhanden sei, stimme die Wasserchemie. Die Abflussrinne jedoch werde wieder zugeschüttet, so Thomas Leu.

Mit den Staumassnahmen seien mehr Lebensräume entstanden. Neue, fischfreie Tümpel böten ideale Bedingungen etwa für Amphibien und Libellenarten. Zur Entwicklung der Tierwelt sind keine Erhebungen vorgesehen, wohl aber zur Flora. Auf 40 dauerhaft markierten kleinen Flächen werden im Abstand von zehn Jahren die Pflanzenarten aufgenommen. 


Bedrohung durch Klimawandel

Thomas Leu ist zuversichtlich, dass die getroffenen Massnahmen zur Torfbildung und damit zur Regeneration des Hochmoors beitragen. Allerdings existiert noch ein anderer Faktor, der nicht so direkt beeinflussbar ist und grössere Auswirkungen auf die Entwicklung des Moors hat: der Klimawandel. «Die künftigen Niederschlagsmengen werden entscheidend sein, ob das Hochmoor langfristig bestehen kann oder nicht», gibt Leu zu bedenken. Es brauche regelmässige Niederschläge in kleineren Mengen. Ein Hochmoor benötige pro Jahr etwa 1000 Liter Wasser pro Quadratmeter. «Mit den zunehmenden Wetterextremen wie Trockenheit und Starkniederschlägen sind die Perspektiven leider nicht rosig.»

07.10.2021 :: Silvia Wullschläger (sws)