Präzisionsarbeit mit Border Collies und Schafen am Markt in Flühli

Präzisionsarbeit mit Border Collies und Schafen am Markt in Flühli
Patrick Schmid aus Pfaffnau mit Hund und Schafen vor der Show für die Marktbesucher. / Bild: Ben Aeschlimann
Flühli: Am Schafmarkt gab es keine Schafe zu kaufen. Trotzdem drehte sich vieles um die wolligen Tiere. Ein Höhepunkt war die Hütehunde-Vorführung mit einer Schafherde.

Patrick Schmid bläst kurz in seine Pfeife, und schon kommt der Border Collie Spot dahergerannt. Wieder ein Pfiff, und der Rüde legt sich nieder. Kurzes Warten ist angesagt. Jetzt wechselt Patrick Schmid, der zusammen mit seiner Frau Tanja den Marktbesucherinnen und -besuchern zeigt, was in ihren sieben mitgebrachten Border Collies steckt, die Kommando-Sprache. Statt durch Pfiffe nimmt der Hund die Befehle jetzt in englischer Sprache entgegen. «Wie wir die Kommandos geben, spielt keine Rolle; wichtig ist, dass sie immer gleich sind und die Hunde sie leicht verstehen können.» Diese könnten mit über 30 Befehlen umgehen, «sofern auch wir als Trainer sie beherrschen.» An dieser Vorstellung sind nicht so viele unterschiedliche Kommandos nötig. Aber immerhin muss der Hund erfahren, ober er links oder rechts an der Herde vorbei gehen soll. Muss er schnell rennen oder langsam schleichen? Muss oder gar anhalten und warten?

Die Schmids haben auch eine ihrer jungen Hündinnen mit dabei. Sie sei noch verspielt und habe nicht bloss die Schafe im Kopf, sagt Schmid. «Das darf auch so sein, schliesslich ist sie noch im Kindergarten.» Doch heute zeigt sich die Novizin von ihrer besten Seite und lässt hoffen, dass auch sie eine gute Hütehündin werden wird.


Tiere sollen nicht aufschrecken

Jetzt sind wieder die Profis unter den Border Collies an der Reihe. Eine ihrer Aufgaben ist, die zwölf Heidschnucken-Schafe in ein Gehege zu treiben, ohne die Schafe aufzuschrecken. Dies gelingt den Hunden sowie Tanja Schmid, die diesen Part bestreitet, auf Anhieb. Eine weitere Übung ist, einzelne Tiere von der Herde abzutrennen und in eine andere Weide zu treiben. Dies sei anspruchsvoll, weil die Hunde instinktiv ihre Beute zum Rudelführer hin – also zu ihm als ihren Chef – treiben wollten, erklärt Tanja Schmid.


Zwei Hunde – welcher macht was?

Patrick Schmid zeigt auch, wie er mit zwei Hunden gleichzeitig arbeitet. «Ups, jetzt hat er einen Fehler begangen», meint Tanja Schmid, welche die Übung fürs Publikum kommentiert. Der Meister hat es unterlassen, den Auftragsempfänger mit Namen anzusprechen; so meint jeder der Hunde, der Befehl sei für ihn bestimmt, nun rennen beide miteinander in die gleiche Richtung los. Der Fehler ist schnell korrigiert. Patrick Schmid hat auch diese Szene im Griff. Kein Wunder, immerhin trainiert er mit seinen Tieren bereits seit 2008, und er ist international ein erfolgreicher Wettkämpfer. Unter anderem hat er die Schweizermeisterschaften in der zweiten Klasse bereits zweimal gewonnen.

Der Sport macht aber den weit kleineren Teil von Schmids Arbeit mit den Hunden aus. Wichtiger sei für sie, dass die Tiere in der Landwirtschaft eine Entlastung bringen würden, erklären die Eheleute, die selber eine Schafherde halten und auch ab und zu einen ausgebildeten Hund verkaufen. Nicht nur um Schafe herumzukommandieren, eignen sich die Hütehunde respektive Koppelgebrauchshunde, wie sie richtig bezeichnet werden. Auch für Kühe, Ziegen, Schweine, Hühner und Gänse – praktisch für alle Nutztiere mit Herdenverhalten – kämen diese Hunde zum Einsatz, erklärt Patrick Schmid.


Schafwolle und Schaffleisch

Die Vorführung mit den Hütehunden ist die Attraktion des Marktes. Aber es geht auch an anderen Ständen um Schafe. Nicht dass – wie früher – solche verkauft werden. Aber das Publikum erhält beispielsweise vom Schafexperten Josef Felder drei verschiedene Schafrassen vorgestellt und deren Merkmale erklärt. Derweil zeigt Philipp Wicki den Marktbesuchern, wie Schafe richtig geschoren werden. In verschiedenen Restaurants werden Schaf­fleischspezialitäten wie Lammvoressen serviert. «Für viele Besucherinnen und Besucher ist dies der Grund, überhaupt an den Markt zu kommen und wieder mal ‹Schöfigs› zu essen», sagt Hans Lipp, Gemeindeammann und OK-Präsident des Marktes. 


Ein Markt wie andernorts

Nebst diesen Themen um das Schaf, die an frühere Zeiten erinnern, vervollständigen rund 20 «gewöhnliche» Stände mit Waren aller Art den Markt. Auch das Märit-Beizli fehlt nicht. «Bei den Marktfahrern achten wir darauf, dass das Warenangebot vielfältig ist und dass möglichst nicht an vielen Ständen die selben Artikel verkauft werden», sagt Marktchef Hugo Tanner. Denn auch als relativ kleiner Anlass solle der Markt in Flühli sowohl für die Besucher als auch für die Anbieter attraktiv sein. Laut Tanner kommen jeweils rund 400 Besucherinnen und Besucher an den Schaf- und Warenmarkt in Flühli.

Seit über 200 Jahren gibts den Schafmarkt

Der Schaf- und Warenmarkt in Flühli wurde 1812 erstmals durchgeführt. Damals ging es vor allem darum, die von der Alp heruntergetriebenen Schafe zu handeln. Auch andere Nutztiere wie Kühe, Ziegen und Pferde wechselten an diesem Markt jeweils den Besitzer. Wie Gemeindeammann Hans Lipp erklärt, kam erst später der Warenmarkt dazu. 

Der eigentliche Schafhandel verlor in den letzten Jahrzehnten aber zunehmend an Bedeutung, bis dieser schliesslich eingestellt wurde. Seit 2017 findet der Schaf- und Warenmarkt im heutigen Rahmen statt.

23.09.2021 :: Ben Aeschlimann, Jakob Hofstetter (jhk)