Wir machen schon heute gewisse Eingriffe nur an einem Standort

Wir machen schon heute gewisse Eingriffe nur an einem Standort
Verwaltungsratspräsident Bernhard Antener steht zum Standort Langnau; «sonst hätten wir hier nicht investiert. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Emmental: Der Grosse Rat hat den Bericht «Spitallandschaft im Umbruch» beraten und der Regierung klare Devisen gegeben: Dezentrale Standorte wie Langnau seien wichtig.

Bernhard Antener – einst Gemeindepräsident und SP-Grossrat – engagiert sich seit zwei Jahren als Verwaltungsratspräsident der Regionalspital Emmental AG. Eines der aktuellen Themen ist der Schlussbericht «Die Berner Spitallandschaft im Umbruch», über welchen die Mitglieder des Grossen Rats diese Woche debattiert haben.


Bernhard Antener, das Regionalspital Emmental erhält in dem Bericht nicht nur gute Noten. Es heisst, die Verschuldung sei zu hoch. 

Wir sind das einzige öffentliche Spital, das aus dem Spitalinvestitionsfonds von 1,3 Milliarden kein Geld erhalten hat für unser Bauprojekt. Entsprechend musste das Spital Emmental seine gesamte Infrastruktur aus eigener Kraft finanzieren und logischerweise entsteht dadurch ein hoher Verschuldungsgrad. Wir müssen jährlich 1,8 Millionen Franken Schuldzinsen zahlen. Auch andere Zahlen sind nicht korrekt.  Wir haben dies dem Spitalamt mitgeteilt.


Wie steht die Regionalspital Emmental AG denn da? 

Das Spital steht gut da. Zählt man die Fallzahlen der beiden Standorte Burgdorf und Langnau zusammen, sind wir bei den öffentlichen Spitälern hinter Thun und Biel die Nummer 3. Auch bei der Profitabilität haben wir uns positiv entwickelt, während andere öffentliche Spitäler teilweise nicht kostendeckend wirtschaften.  


Die Autoren des Berichts empfehlen grössere Zentren. Die geforderten Fallzahlen werden in Burgdorf nicht erreicht und in Langnau schon gar nicht. 

Momentan stimmt dies, aber wir sind am Wachsen und Burgdorf kann diese Zahl in wenigen Jahren erreichen. Entscheidend sind nicht die Fallzahlen, sondern dass man effizient arbeitet. Schon heute werden gewisse Eingriffe nur in Burgdorf und andere nur in Langnau gemacht. Viele unserer Ärzte und Ärztinnen halten aber an beiden Standorten Sprechstunden. Es ist wichtig, dass langfristig eine ausgebaute Grundversorgung dezentral angeboten wird. 


Der Standort Langnau ist also nicht gefährdet? 

Nein. Sonst hätten wir nicht rund 20 Millionen Franken in diesen Standort investiert. Wir brauchen zwei Standorte. Vor allem während der Pandemie hat sich dies als grosser Vorteil erwiesen. 


Aprospos zwei Standorte: Die Zahl der Spitalregionen soll von sieben auf vier reduziert werden – das Spital Emmental soll mit dem Spital Region Oberaargau zusammenspannen. 

Wir arbeiten schon jetzt mit dem Spital Langenthal zusammen, etwa bei der Ausbildung wie auch bei einzelnen chirurgischen Bereichen. Bei der Psychiatrie bestehen übrigens bereits heute nur vier Versorgungsregionen. 


Hätte ein Vier-Regionenmodell nicht automatisch die Fusion von RSE und SRO zur Folge?

Aus meiner Sicht nicht zwingend. Wie sich die Spitäler organisieren, geht aus dem Papier nicht hervor – wie viele andere Dinge auch nicht.  


Der Grosse Rat hat in seiner Debatte eine grössere Mitsprache seinerseits gefordert. Das begrüssen Sie sicher? 

Es ist wichtig, dass man nicht nur mit Zahlen die Spitallandschaft plant und der Grosse Rat regelmässig ein Wort mitreden kann. Wir brauchen schon rein für die Notfälle dezentrale Spitalstandorte. Abgesehen davon, dass der Kanton Bern seine ländliche Spitallandschaft im Vergleich zu anderen Regionen der Schweiz, aber auch zur Stadt Bern schon stark gestrafft hat.


Und die Bevölkerung hat Vertrauen in das Regionalspital Emmental. 

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Nur wenn man sich hier behandeln lässt, hilft man mit, das Spital langfristig zu erhalten. 

Der Grosse Rat nahm Korrekturen vor

An sich konnte der Grosse Rat den Bericht über die Zukunft der Spitallandschaft des Kantons Bern nur zur Kenntnis nehmen. Er kann aber sogenannte Planungserklärungen erlassen; und vor dieser Möglichkeit machte er in der Debatte vom Dienstag Gebrauch. Die Vertreter aus dem Emmental, welche sich über die Parteigrenzen hinweg zusammentaten, konnten zwar für ihre Planungserklärung, welche mehr und genauere Daten der Spitäler gefordert hätte, keine Mehrheit finden. Dennoch ist Jürg -Rothenbühler (Die Mitte) nicht unzufrieden: «Der Grosse Rat hat andere Planungserklärungen einstimmig überwiesen und so den Regierungsrat korrigiert.»

Die wichtigsten Punkte: Der Regierungsrat soll in die Umsetzung der künftigen Spitallandschaft die Spitäler, aber auch andere Leistungserbringer wie Spitex oder Hausärzte miteinbeziehen. Weiter soll der Regierungsrat der Überversorgung in der Stadt Bern entgegenwirken und der Grosse Rat soll vor der Umsetzung des künftigen Spitalversorgungsmodells erneut Stellung nehmen können.

16.09.2021 :: Bruno Zürcher (zue)