Eine Herbst-Viehschau unter besonderen Voraussetzungen

Eine Herbst-Viehschau unter besonderen Voraussetzungen
Bei prächtigem Wetter konnten prächtige Kühe bestaunt werden – die Emmentaler Herbstschau war ein Erfolg. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Schüpbach: In kurzer Zeit organisierte der Emmentalische Fleckviehzuchtverband eine Herbstschau. Sehr zur Freude von Bolivia – die Kuh wurde als Schönste gekürt.

«Darling, du hast dich heute wieder schön gemacht», ertönt ein Schlager aus dem Lautsprecher, während eine Gruppe von blitzsauberen und gestylten Kühen der Rasse «Holstein mit Rotfaktor» die Arena betritt. Es handelt sich dabei um die Abteilung 5, eine von 13 nach Alter und Rasse unterteilten Kategorien. Nur wer in seiner Kategorie den ersten Platz belegt, darf in der Endrunde um den Miss--Titel antreten.

Richter Jan Jungen bewertet jede Kuh nach einem bestimmten Schema, schaut genau, wie sie auf den Beinen steht, wie gerade der Körperbau verläuft, wie breit das Becken ist und wie schön das Euter. Per Handzeichen bestimmt er die schönsten Tiere der Gruppe. Seine Freundin und heutige Ringwomen Debora Fankhauser schaut derweil für die richtige Ordnung im Ring. Nun winkt Jungen die Ehrendamen Stefanie Lüthi und Carina Sommer her, die den drei bestplatzierten Tieren der Gruppe eine Schleife überreichen – coronakonform ohne Kuss für deren menschliche Begleitung. Im Anschluss greift der Richter zum Mikrofon. Detailliert und im Fachjargon begründet er sein Urteil zur Siegerin und fasst zusammen: «Genau so muss eine Kuh dieser Rasse aussehen. Was sie gegenüber den anderen Kandidatinnen zusätzlich auszeichnet, ist ihr Benehmen im Ring und ihre Weiblichkeit. Gerade wegen Letzterem hebt sie sich noch etwas von der zweitplatzierten Kuh ab. Doch schaut euch das Euter vom Platz zwei an: Diese Kuh möchte ich bei der Wahl um Miss Schöneuter noch einmal sehen.» 

So geht es weiter, bis die Gruppe den Ring verlässt und der nächsten Abteilung Platz macht. Knapp vier Stunden dauert die Vorrunde.

Eine Kandidatin pro Betrieb

Zeit für einen kleinen Rückblick. Dass die Emmentaler Herbstschau stattfindet, ist keineswegs selbstverständlich. Weil die Starparade in diesem Jahr wegen Corona ausfiel, beschloss der Emmentalische Fleckviehzuchtverband, innert zweier Monate eine einmalige Herbstschau auf die Beine zu stellen. Nicht zu gross und einfach sollte sie werden. «Von den 110 möglichen Startplätzen konnten wir 108 vergeben», freut sich der Vizepräsident des Verbandes und Mitglied des OKs, Jakob Schenk. Jeder Landwirtschaftsbetrieb durfte nur ein Tier in den Ring führen, und auch bei Regen hätte die Schau neben der Emmental Arena in Schüpbach unter freiem Himmel stattgefunden. Zudem waren nur Mitglieder des Emmentalischen Fleckviehzuchtverbandes zugelassen. Diese züchten Milchkühe der vier Rassen Holstein, Redholstein, Swiss Fleckvieh und Simmentaler. «Besonders gefreut hat mich, dass so viele junge Viehzüchter mitmachten», sagt Schenk.

Bolivia und Vanish sind die Schönsten

Endlich ist es soweit: Begleitet von rassiger Musik laufen die 13 Kategoriensiegerinnen ein. Die Spannung im Publikum steigt spürbar, als Jan Jungen die Kühe erneut bewertet und sich schliesslich für die Schönste der Schönen entscheidet: Er legt die Hand auf den Rücken von Bolivia und sorgt damit für eine glückliche Siegerfamilie. Es ist nicht das erste Mal, dass die beste Kuh im Stall von Tschirrens ausgezeichnet wird, dennoch bedeutet der Titel Thomas Tschirren sehr viel, wie er betont. Ziemlich überrascht und ebenso glücklich ist nach der Schau Christian Reber aus Schangau. Seine Vanish, eine junge Redholstein-Kuh, die erst zweimal gekalbt hatte, heimste den Titel «Miss Schöneuter Emmentaler Herbstschau» ein. Es sei eine schöne Anerkennung der Arbeit, die man den ganzen Tag über mit den Tieren hat, meint ihr Besitzer und ergänzt: «Etwas Glück gehört auch immer dazu!»

09.09.2021 :: Rebekka Schüpbach (srz)