Traktoren testen und fachsimpeln über die neusten Modelle

Traktoren testen und fachsimpeln über die neusten Modelle
Grosse Traktoren sehen zwar schön aus, gekauft werden aber im Emmental vor allem kleinere Exemplare. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Schüpbach: Optimale Bremsen, stufenlose Getriebe – An der Neuheitenshow konnten sich die Besucher dank Beratung und Probefahrten ein Bild der neuesten Traktoren machen.

«Das ist der neue Dorado CVT», präsentiert Thomas Schneider einen glänzend roten «Same», der soeben vors Publikum gefahren wird. Alle schauen interessiert zu, während der Gebietsverkaufsleiter der SDF Group die technischen Details aufzählt: Vierradbremsen für sicheren Halt in nassem und unebenen Gelände, dank Federung maximalen Fahrkomfort und – was die Zuschauer besonders beeindruckt – ein stufenloses Getriebe anstatt Gangschaltung und somit einen optimierten Dieselverbrauch.Ganz gratis ist letzteres allerdings nicht zu haben: Ein Traktor mit stufenlosem Getriebe koste rund 15´000 Franken mehr als sein geschaltetes Pendant – je nach Modell und Ausstattung, verrät Schneider. 


Erste Ausstellung seit März 2020

Die SDF Group hat ihren Hauptstandort in Treviglio (Italien). «Pro Jahr produzieren wir weltweit rund 32´000 bis 35´000 Traktoren», erläutert der Gebietsverkaufsleiter. Hergestellt werden hauptsächlich Traktoren der Marken Same, Deuz-Fahr und Hürlimann. Deren neueste Modelle stehen an diesem 18. August auf dem Werkhof-Areal an der Gewerbestrasse 2 in Schüpbach. Rund alle zwei Jahre findet eine solche Neuheiten-
show statt, welche durch lokale Landmaschinenhändler organisiert wird. Obwohl eher klein, ist die diesjährige Ausstellung für viele etwas Besonderes: es ist die erste nach einer langen Durststrecke: «Wir wurden wegen Corona quasi aus der Agrimesse in Thun geworfen», erinnert sich ein Landwirt an den März 2020 zurück. Dennoch bleibt die Besucherzahl zu Beginn überschaubar, was auch am schönen Wetter liege. Viele Bauern müssten heuer jeden sonnigen Tag ausnutzen, um den Feldarbeiten nachzukommen. Andererseits sei es normal, dass der Grossteil erst nach Feierabend komme, ist zu vernehmen. 


Wo ist der Beifahrersitz?

Wer sich bereits Zeit freischaufeln konnte, hat teilweise Kinder und Enkel im Schlepptau. Die Jungmannschaft geniesst den schulfreien Nachmittag und inspiziert die Traktoren von innen. Ein 13-Jähriger, der Landmaschinenmechaniker werden will, kommt mit seinem Grossvater gerade von einer Probefahrt zurück. Die beiden fachsimpeln über die technische Ausstattung des getesteten Deutz-Fahr. Trotz einiger Pluspunkte stört den Grossvater, selber Besitzer eines Deutz, eines ganz besonders: «Der Beifahrersitz fehlt!», stellt er fest. Thomas Schneider relativiert auf Nachfrage: «Auf Bestellung ist ein solcher durchaus erhältlich.»


Grösse ist nicht alles

Obwohl die grossen Traktoren besonders prominent präsentiert werden, sind es doch die kleinen und mittleren Modelle, welche die Emmentaler Bauern hauptsächlich kaufen, bestätigt ein Landmaschinenhändler. «In unserer Gegend hat es vor allem Grünland», begründet er. Mit grossen Maschinen sei man zwar schneller, aber eine Anschaffung müsse sich auch rechnen. Deshalb kaufen vor allem Grossbetriebe sowie Lohnunternehmer grössere Maschinen und Traktoren. Letztere führen Arbeiten für Dritte aus wie etwa Säen, Pressen oder allerlei Transporte. 

Ein paar Tage später zeigt sich Thomas Schneider zufrieden mit dem Tag. «Ab 18 Uhr kamen immer mehr Leute. Der Platz war voll.»

26.08.2021 :: Rebekka Schüpbach (srz)