So leben und hausen wie eine mongolische Nomadenfamilie

So leben und hausen wie eine mongolische Nomadenfamilie
In der Jurte auf der Alp Wittenlauenen bei Sörenberg ist ein Hauch Mongolei spürbar. / Bild: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)
Sörenberg: Auf der Alp Wittenlauenen kann man logieren wie im Hochland der Mongolei: in einer Jurte. Das Zelt wurde nicht etwa nachgebaut, sondern direkt aus der Mongolei importiert.

«Mit dem Mooraculum und dem kürzlich eröffneten neuen Moorrundweg können wir den Leuten etwas bieten», sagt Bäuerin Erika Emmenegger von der Wittenlauenen. Neben der schönen Landschaft und der wunderbaren Aussicht gibt es auf der 1425 Meter hoch gelegenen Alp am Fusse des Rothorns nun auch eine spezielle Übernachtungsmöglichkeit. 

Regnerischer Frühling

Das schlechte Wetter habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, bestätigt Erika Emmenegger. Der Schnee sei dieses Jahr länger liegen geblieben. Deshalb kamen sie Anfang Juni, 14 Tage später als üblich, auf die Wittenlauenen. Wegen des oft regnerischen Wetters blieben auch die Übernachtungsgäste aus, obwohl alles für sie vorbereitet war: ein gemütliches Nomadenzelt, eine Grillstelle mit Holz sowie ein Festtisch mit Bänken unter dem Schatten spendenden Blätterdach der alten Linde. Die bunte, hölzerne Zelttüre steht offen. Sie ist das Markenzeichen einer original mongolischen Jurte. Drinnen ist vom kalten Wind nichts zu spüren. Es ist warm und heimelig. Aus dem grossen Doppelbett in der Mitte und dem Sofa daneben lassen sich fünf Schlafplätze herrichten. Auch ein Tisch mit Stühlen fehlt nicht. «Das Zelt ist für Familien sehr gut geeignet», sagt Erika Emmenegger, die selber vier Kinder hat. «Zum Angebot gehört auch ein Frühstückskorb. Dusche und WC stehen in der Alphütte zur Verfügung.» 

«Das könnte etwas für uns sein»

Auf die Idee mit der Jurte kam die Familie während ihrer Ferien auf der Alp Flix, bei Savognin, wo man ganzjährig Jurten aus Schweizer-Produktion mieten kann. «Wir dachten, das könnte etwas für uns sein, und wollten während des letztjährigen Corona-Sommers, als Ferien in der Schweiz angesagt waren, diese Übernachtungsmöglichkeit auch anbieten. Die Leute können frische Bergluft und Kraft tanken und wir ihnen die Natur und die Landwirtschaft näher bringen», erzählt die Bäuerin. 

Leider habe die Corona-Pandemie zu Lieferverzögerungen geführt. Die Jurte aus der Mongolei kam erst im November 2020 in Sörenberg an. Zur Probe wurde sie danach gleich aufgestellt. «Das Gitter mit Deckrad und die Streben erzeugen eine Spannung, welche bewirkt, dass das Zelt von alleine steht, ohne einen einzigen Nagel», erklärt die Bäuerin begeistert. Die Gewitterstürme dieses Sommers überstand die Jurte unbeschadet. Den Holzboden bauten die Emmeneggers selber. Und wegen des Regens imprägnierten sie das Zelt. Nun sei es dicht und absolut winterhart. Die Schneelast hingegen könnte zum Problem werden. 

Ein Problem gab es auch mit dem letzten Winter eingereichten Baugesuch. Der ursprünglich geplante Standort musste verschoben und neue Pläne eingereicht werden. Anfang Juni erhielt die Familie dann aber die Genehmigung für die Sommermonate. Seither steht die Jurte auf dem bewilligten Platz, am Rande einer Moräne.

Bis Ende September kann man die Jurte für eine oder mehrere Nächte buchen. «So lange bleiben wir hier», sagt Erika Emmenegger. «Die Baubewilligung ist bis auf weiteres gültig. So hoffen wir, das Nomadenzelt nächstes Jahr wieder aufstellen zu können. Erwartungen haben wir keine allzu grossen. Es braucht halt eine Anlaufzeit.»

Traditionsreiche Alp 

Seit 1806 gehört diese Alp der aus Schüpfheim stammenden Familie Theo Emmenegger. Erstmals erwähnt wurde «Wittenlauenen» bereits 1433 als «Witenlowinen». 

Seit Generationen ziehen die Emmeneggers Sommer für Sommer von ihrem Hof Laueli in Sörenberg mit den Kindern und den Tieren auf die Alp. Auch die Hühner nehmen sie mit, sowie die Katze Lily, die fleissig auf Mäusefang ist. Gegenwärtig sömmern die Emmeneggers 60 Stück Vieh, ausschliesslich Mutterkühe mit Rindern. Ihre eigenen 13 Kühe weiden auf der Wiese neben der Alphütte und betrachten neugrierig die Besucher.

22.07.2021 :: Bernadette Waser-Unternährer (wbe)