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Auf das Woodrockfestival

Festivals wurden ja in den letzten zwei Jahren allgemein ein rares Gut.
Corona hat sie alle weggeputzt. Einige davon werden wieder auftauchen,
andere verabschieden sich vielleicht für immer.

Es ist Sommer, und mich bekommt beim Thema Festival urplötzlich ein wehmütiges Stechen in der Herzregion. Erinnern Sie sich auch an dieses kleine , feine, bezaubernde, charmante, urchige Festival, welches auf der Waldhäusern damals stattgefunden hat – das Woodrockfestival? Schon nur bei der Vorstellung, wie lange das her ist, wachsen mir die grauen Haare. Ich glaube, seit dem letzten Mal Woodrock sind über zehn Jahre vergangen. Nun bin ich tatsächlich zum ersten Mal froh darüber, dass dieses Festival nicht mehr stattfindet. Stellen Sie es sich in der heutigen Situation einmal vor:
Anstelle vom indischen Imbissstand hätten wir heute eine Impfzentrale auf der Waldlichtung. Vor der Bühne wäre wohl eine Plexiglasscheibe aufgestellt. Der Waldboden wäre desinfiziert und die Eichhörnchen auf den Bäumen hätten nebst den Ohrschützern nun auch noch eine Maske anziehen müssen. Anstelle von Woodrock-T-Shirts würden wohl heute Woodrock-Masken verkauft.

Die vielen Bekannten, die man dort oben traf und herzlich mit einer Umarmung begrüsste, die würden heutzutage die Faust bekommen als Gruss, oder den Ellenbogen. In den Zelten dürften nur Leute vom gleichen
Haushalt sein, ansonsten wäre strikte Maskenpflicht. Kontrolliert würde dies
von der Polizei.

Früher sah man den Festivalbändern farblich an, ob jemand zwei Tage oder drei Tage Woodrock gebucht hat. Heute wäre der farbliche Unterschied wohl auf geimpft oder ungeimpft zurückzuführen. Im Shuttlebus müsste man vorher in einen Becher spucken, um zu beweisen, dass man gesund ist, und beim Zurückfahren hätte man es enorm gäbig, weil man mit der Maske immer schon so was wie eine Kotztüte dabei hätte.

Aber wahrscheinlich wäre es zu kompliziert, all diese Massnahmen umzusetzen und deswegen hätte man das Festival digitalisiert. Jeder hätte sich zu Hause indisch gekocht und
ein Bier kühl gestellt, ein Woodrock-T-Shirt von einem früheren Festival angezogen und dabei den Musikern in die Stube geschaut. Vielleicht hätte der eine oder der andere noch eine Tanne aus dem Wald geholt und neben sich eingestellt, um das Waldgefühl authentisch nach Hause zu holen.  

Nein, meine lieben Leser und Leserinnen. Da behalte ich doch lieber meine verstaubten Erinnerungen und proste euch auf die guten alten Zeiten zu: «Gsundheit!»

22.07.2021 :: Fabienne Diessel-Krähenbühl