Die Kunstwerke aus Lehm verbinden die Schweiz mit dem Nahen Osten

Die Kunstwerke aus Lehm verbinden die Schweiz mit dem Nahen Osten
Eine Vielzahl an Gedenksteinen haben die Teilnehmenden geschaffen. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Zollbrück: Teilnehmende aus der Schweiz und dem Nahen Osten gestalteten vergangenes Wochenende auf dem Heimet Wanner im Rahmen des Projektes «we are visible» Lehmsteine.

«Mich interessiert der Nahe Osten insbesondere aus der Optik der Kultur. Ich habe viele Reisen durch die Länder und durch zerbombte Städte unternommen, meist in Begleitung meiner Kollegin, Oeslem Yasar, die in der Schweiz wohnt und in den Ländern des Nahen Ostens gut vernetzt ist», sagt Werner Neuhaus, Mitglied des Vereins Mesela (siehe Kasten), Landwirt und Künstler. Sein Werkstoff ist ausschliesslich Holz, hartes, schweres Eichenholz. Daraus schafft er eigenwillige Figuren und Formen, manche monumental-raumbeherrschend, andere so filigran, wie es das Holz und sein Werkzeug, die Kettensäge, gerade noch zulassen. Neuhaus hat mit seiner Kunst schon an diversen Ausstellungen teilgenommen. Seine besondere Zuneigung gilt jedoch dem von ihm initiierten Verein.

Das Projekt «we are visible» des Vereins Mesela ist eine aussergewöhnliche Geschichte einer interkulturellen Zusammenarbeit bildender Künstlerinnen und Künstler mit Jugendlichen und Erwachsenen. Es setzt auf das Bedürfnis der Menschen, «eine gebührende Form der Erinnerungskultur zu erarbeiten». 

Ein grosses Miteinander 

In einem gemeinschaftlichen Prozess mit den Teilnehmenden werden Gedenksteine aus Lehm gestaltet. So auch letztes Wochenende auf dem Bauernhof Wanner in Zollbrück, wo sich weidende Schafe, Holzskulpturen, ein sprudelnder Naturbrunnen und der Miststock als ein Miteinander präsentieren. Alle Beteiligten aus Ost und West waren Teil eines kreativen Prozesses. «Mit der Wahl des Ziegelsteins als künstlerisches Medium stellt dieses Projekt ein Beispiel eines positiven Kulturtransfers dar und verbindet mit der mesopotamischen Kultur», steht in der Einladung. Initiiert wurde das Projekt im Herbst 2019 im Irak als Rojava akut von der Türkei bedroht und angegriffen wurde. 

«Für den heutigen Anlass habe ich Lehm von der Ziegelei Rapperswil beschafft», erläutert Werner Neuhaus. An diversen Tischen wurde intensiv gearbeitet, geknetet und kreiert. Eine Vielzahl an Lehm-Kunstwerken sind durch die flinken Hände entstanden. Das gemeinschaftliche Machen bot Raum für Austausch und einem Gefühl der Verbundenheit. Landwirtschaft, Kunst und Kulturen verschmolzen und ergaben ein Ganzes.

Hoher Besuch 

Es war dem Verein Mesela rund um Werner Neuhaus eine besondere Ehre, am Anlass die irakische Botschafterin Shamam Shawki und aus Suleymaniya den Künstler und Kulturjournalisten Nehro Shawki zu empfangen. An den europäischen Tagen des Denkmals am 11. und 12. September werden die erstellten Lehm-Kunstwerke im Schloss Burgdorf ausgestellt sein. Im November 2021 soll das Projekt im Areal der Gedenkstätte in Kobane/Syrien zu Ende geführt werden und seinen Bestimmungsort als Gemeinschaftsskulptur finden.

Verein fördert Austausch und Vernetzung

Der Verein Mesela fördert den Austausch und die Vernetzung von Künstlerinnen und Künstlern aus der Schweiz und dem Nahen Osten. Er vernetzt das Wissen und die Fähigkeiten von Fachkräften aus Kunst, Architektur und Restauration. Der Verein wurde im Jahre 2019 gegründet und hat zurzeit rund 25 Mitglieder. Er setzt Kulturprojekte unter Einbezug der lokalen Bevölkerung im Nahen Osten und in der Schweiz um und realisiert Ausstellungen. Zurzeit wird unter anderem an einem Projekt «Kultur-Wanderweg von Emmenmatt bis zum Heimet Wanner» gearbeitet. 

15.07.2021 :: Pedro Neuenschwander (pnz)