Walter Guggisberg hat ein grosses Herz für Kinder und Musik

Walter Guggisberg hat ein grosses Herz für Kinder und Musik
Am Klavier im Schulzimmer wird Walter Guggisberg bald nicht mehr sitzen. Die Musik wird ihn dennoch weiterhin begleiten. / Bild: Daniel Schweizer (sdl)
Trubschachen: Am 2. Juli ist Schluss. Nach 45 Jahren wird Walter Guggisberg, Schulleiter an der Schule Trubschachen, pensioniert. Seine Energiequelle war und ist die Musik.

Begonnen hat alles ganz klein. Geprägt von seinem elterlichen Zuhause, mit einer Zimmerei und Sägerei und einem kleinen Bauernbetrieb, hat Walter Guggisberg als Knabe von einem Leben als Alphirt geträumt. Er fühlte sich berufen, in der Natur zu Kühen und Rindern zu schauen. Ein Oberstufenlehrer hat später seine pädagogische Kompetenz, gepaart mit einer hohen musikalischen Begabung, erkannt und ihn ermuntert, den Lehrerberuf zu ergreifen. Zum Glück, sagt Guggisberg, sei es während seiner eigenen Schulzeit seinen Lehrkräften stets gelungen, die Freude am Lernen aufrechtzuerhalten. Diese positive Erfahrung habe ihn sicherlich bestärkt in seiner Berufswahl.

«Wir sind Schatzjäger»

Schon seit Beginn seiner Tätigkeit als Lehrer, insbesondere dann in seiner Funktion als Schulleiter, sei ihm stets klar gewesen, welche Kernkompetenzen dafür notwendig seien: Führen durch Personalkompetenz, ein Herz mit den drei «M» (muss Menschen mögen) sowie eine exzellente Kommunikation. Unabdingbare Grundlage im Umgang mit den Kindern sei im Weiteren die stete Suche nach dem Guten bei den Kindern. «Wir sind Schatzgräber, keine Fehlerjäger», bekräftigt Walter Guggisberg. Zusätzlich müsse auch innerhalb des Kollegiums die innere Haltung immer zugunsten des Lehrkörpers ausgerichtet sein. Denn ein einwandfreies Funktionieren im Kollegium habe grossen Einfluss auf die gesamte Schule.

Die Schule im Wandel

In seinen 45 Jahren Lehrtätigkeit war die Schule zahlreichen Änderungen unterworfen. Als äusserst erfreuliche Entwicklung hat Guggisberg das Aufkommen von Teilpensen erfahren. Die Reduktion der Anzahl Lektionen sowie kleinere Klassen hätten sowohl für die Lehrerschaft wie auch für die Kinder eine Entlastung gebracht. Ebenso habe die Abkehr vom Frontalunterricht zum begleitenden Unterrichten mit dem kompetenzorientierten Fördern der Kinder seinem Berufsverständnis sehr entsprochen – auch wenn selbstredend die Grundlagen nach wie vor gelernt oder gar gebüffelt sein wollten.

Als ebenfalls bedeutend bezeichnet der scheidende Schulleiter die Umorientierung von Separation zu Integration, also die Auflösung von Kleinklassen und die Integration dieser Kinder in die ordentlichen Klassen. «Es gibt nicht gute und schlechte Schüler – es gibt nur Schüler», bringt Guggisberg diesen Wandel auf den Punkt.

Die hohe Anzahl an Berufsaussteigern sowie Lehrkräfte mit einem Burnout beunruhigen auch ihn, der sich selber als Glückskäfer bezeichnet. «Ich hatte nie den Verleider!» Wichtig sei für junge Leute, die in den Lehrerberuf einzusteigen gedenken, ein grosses Herz für Kinder. Hinzu sei gutes Selbstmanagement mit der Fähigkeit, sich abgrenzen zu können, eine unabdingbare Voraussetzung.

Musik als Energiequelle

Musik habe für ihn eine zentrale Bedeutung, sowohl im beruflichen Alltag wie auch in der Freizeit, betont Walter Guggisberg. So seien ihm die Weihnachtskonzerte mit dem grossen Schülerchor der ganzen Mittel- und Oberstufe eine stete Freude gewesen. Dazu habe ihm das regelmässige Orgelspiel – als Organist in den Kirchen Trub, Trubschachen und Konolfingen – die Möglichkeit geboten, abzuschalten und neue Energie aufzutanken. In diesem Kontext freut es ihn auch, bald wieder die Proben mit seinem Gospelchor, den er leitet, aufnehmen zu können. «Schön wär´s, wenn die ab Anfang Dezember geplanten Konzerte wieder viel Freude bereiten könnten.»

Ab an den Atlantik

Am 2. Juli ist Schulschluss für Guggisberg. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit dem Kollegium und den Schulbehörden verreise er mit seiner Frau mit Auto und Wohnwagen Richtung Bordeaux. Und dann freue er sich auf mehr Zeit mit seinen zahlreichen Grosskindern, auf die Aufgaben als Organist und aufs erste Gospelkonzert. Spontan greift Guggisberg in die Tasten und spielt ein selber komponiertes Arrangement eines fetzigen Gospel-Songs.

24.06.2021 :: Daniel Schweizer (sdl)