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Die ungläubige Katze

Haben Sie schon einmal versucht, Ihre Katze sicher über eine vielbefahrene Strasse zu tragen? Ich bin kürzlich mit diesem gutgemeinten Vorhaben gescheitert. Es war bereits Nacht, als ich unsere Katze, welche mir über die Strasse entgegenspaziert war, auf die Arme nahm, um sie über den Fussgängerstreifen in Sicherheit zu bringen. Als ein Auto herannahte, kriegte sie panische Angst, sträubte sich, kratzte, sprang herunter, rannte los und  erreichte wohlbehalten das gegenüberliegende Trottoir. Ich atmete auf, es war Gott sei Dank alles gut gegangen. Seither ist mir bewusst geworden, dass unsere zahme, anschmiegsame Katze nicht an micht glaubt, sobald es hart auf hart geht. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass es Gott mit mir wohl ähnlich geht. Es fällt mir leicht, an ihn zu glauben, solange das Leben in ruhigen Bahnen verläuft. Sobald sich aber Angst breit macht, sei es beruflich, gesundheitlich oder aus Sorge um einen lieben Mitmenschen, kommt mein Gottvertrauen ins Wanken. Zwar kenne ich das mutmachende Wort aus dem Prophetenbuch Jesaja: «Bis in euer Alter bin ich derselbe, und bis ihr grau werdet, trage ich euch. Ich habe es getan und ich werde es tun…» (Jesaja 46.4). Die Frage ist nur, ob ich es zulasse, dass Gott mich trägt oder ob ich mich in Panik von ihm losstrample und auf eigene Faust versuche, mit der Situation klarzukommen. Für mich ist ein sogenanntes Atemgebet immer wieder hilfreich, nämlich wenn ich beim Einatmen ausspreche «Gott trägt mich» und beim Ausatmen «ich lasse mich tragen.» Besonders nachts in schlaflosen Momenten werde ich so allmählich ruhiger und mein Gottvertrauen wird gestärkt. Schliesslich will ich mich als Mensch nicht mit einem Katzenglauben zufrieden geben.

27.05.2021 :: Herbert Held