Lebensraum für die Geburtshelferkröte

Lebensraum für die Geburtshelferkröte
Um den Weiher in der Steinmatt entsteht noch ein Steinriegel als Landlebensraum für die Geburtshelferkröte. / Bild: Anne-Käthi Flükiger (akf)
Linden: In der Gemeinde werden zur Förderung der Geburtshelferkröte drei neue Weiher gebaut. Dadurch sollen die Populationen zwischen Oberdiessbach und Jassbach vernetzt werden.

Die Geburtshelferkröte ist stark vom Aussterben bedroht. Darum startete Pro Natura Bern in der Gemeinde Linden im letzten Jahr einen Aufruf zwecks Weiherbau. Inzwischen gibt es Projekte für drei Weiher. Zwei – der eine in der Steinmatt, der andere beim Pfarrhaus – sind bereits im Bau, ein weiterer im Zälgli bei Reckiwil wird folgen. Auch weitere Aufwertungsmassnahmen sind in Planung und Abklärung. «Ziel ist es, die bestehenden Populationen der Geburtshelferkröte zwischen Oberdiessbach und Jassbach mit mehreren Weihern zu vernetzen und sie so zu erhalten», sagt Christian Imesch. Er ist Projektleiter beim Atelier für Naturschutz und Umwelt UNA AG und betreut den Weiherbau in Linden. Der «Glögglifrösch», wie die Geburtshelferkröte auch genannt wird, legt in seinem rund achtjährigen Leben keine grossen Distanzen zurück. Daher ist es nötig, dass die verschiedenen Weiher in nicht zu grossen Abständen liegen, um den genetischen Austausch unter den verschiedenen Populationen zu fördern.


Zunehmend fehlt der Lebensraum

Durch das vermehrte Trockenlegen der Feuchtgebiete und das Verbauen von Fliessgewässern fehle den Tieren immer mehr Lebensraum, erklärt Christian Imesch. Die Geburtshelferkröte benötigt die Weiher, um die reifen Eier im Wasser abzulegen. Die daraus schlüpfenden Kaulquappen verbringen bis zu einem Jahr im Weiher. Damit dieser im Winter nicht ganz zufriert, ist eine gewisse Wassertiefe nötig. Geburtshelferkröten leben später nicht im Wasser, sondern ausserhalb des Weihers in besonnten, aber feuchten Steinhaufen wie auch in Erdlöchern.


Weiher mit passenden Strukturen

Im Auftrag von Pro Natura Bern werden die neugebauten Weiher in Linden speziell für die Geburtshelferkröte gebaut. «Das heisst, dass die Wassertiefe mindestens einen Meter betragen muss», führt der Projektleiter aus. Um die Weiher dicht zu halten, komme unten eine Kautschukfolie rein, die mit Kies bedeckt werde. Die Wasserflächen würden rund 50 bis 70 Quadratmeter betragen und die Weiher nur von Regen- und Hangwasser gespiesen. Ganz wichtig sei für den «Glögglifrösch» die Umgebung des Weihers, betont Imesch. Er benötige lockere Steinhaufen mit vielen Schlupfmöglichkeiten, um sich seine Wohnhöhlen zu bauen. «Der Standort muss sonnig und nach Süden ausgerichtet sein und darf nicht von Gebüsch überwachsen werden.» Die Voraussetzungen, dass sich die Geburtshelferkröten in Linden wohl fühlen können, sind in und um die Weiher gegeben. Das sei aber keine Garantie dafür, dass sie die neu gebauten Weiher auch akzeptieren würden, sagt Christian Imesch. Manchmal kämen sie bereits nach einem Jahr, oft daure es aber länger. Und wenn die Besiedelung ausbleibt? «Wir setzen keine Geburtshelferkröten in die Weiher. Wenn der Lebensraum geeignet ist, kommen sie erfahrungsgemäss irgendwann von selbst», weiss der Projektleiter. 


15´000 Franken pro Weiher

Den jährlichen Unterhalt der Weiher besorgen die Landbesitzer, für grössere Eingriffe ist Pro Natura Bern zuständig. Die Kosten pro Weiherbau betragen rund 15´000 Franken. Die Finanzierung übernehmen der Ökofonds der Energie Thun AG, der Renaturierungsfonds des Kantons Bern und Pro Natura Bern.

20.05.2021 :: Anne-Käthi Flükiger (akf)