Die Baukultur in der Kunst

Die Baukultur in der Kunst
Im Weiler Thal, wo auch das Simon-Gfeller-Museum zu finden ist, steht das Bauernhaus, welches Fred Baumann 1992 gemalt hat. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Heimisbach: Sie prägen die Landschaft und faszinieren viele Kunstschaffende: Emmentaler Bauten. Im Simon-Gfeller-Museum sind neu Werke der Roth-Stiftung Burgdorf zu sehen.

«Eigentlich ist es Wasser in die Aare getragen, hier eine Ausstellung über die ländliche Baukultur zu machen – sie ist ja da draussen zu finden», sagt Ernst Roth im Ausstellungsraum und weist mit dem Zeigefinger aufs Fenster. In der Tat lässt sich auch rund um das Simon-Gfeller-Museum im Weiler Thal, Heimisbach, viel Baukultur entdecken. Dennoch lohnt sich ein Blick in die beiden Räume, welche die Sonderausstellung «Hilbi, Schutz u Schärme» beherbergen. Sie verschont die Besucherinnen und Besucher mit langfädigen Informationen über die Epochen des hiesigen Bauens, sondern schlägt in erster Linie den Bogen zur Kunst. Ernst Roth und Julia Hausammann, welche die Ausstellung konzipiert haben, suchten in der Sammlung der Roth-Stiftung nach passenden Werken. Die Gemälde, Zeichnungen, Drucke und Fotografien zeigen, was Künstlerinnen und Künstler an der hiesigen Landschaft und deren Bauten angesprochen hat. Da ist etwa die von Fred Baumann festgehaltene Sommerszene mit einem Bauernhaus samt Stöckli (Bild oben). Während der Künstler das Werk schlicht mit «Bauernhäuser im Emmental» bezeichnete, hat Alfred G. Roth, der Vater des heutigen Stiftungsratspräsidenten mit Bleistift «Thal, Heimisbach» hinzugefügt. Dank der Ausstellung im einstigen Schulhaus in Thal schliesst sich für das Bild, von dem eine Farblithografie zu sehen ist, der Kreis. 

Interessante Details herausgepickt 

Die Ausstellung beschränkt sich nicht nur auf Kunstwerke; zu sehen sind auch verschiedene Exponate, die von ländlichen Gebäuden stammen. Dazu gehört etwa ein prächtig geschnitzter Balken, dessen Zapfen und Zapfenloch auf den ersten Blick an unlogischen Stellen ausgestemmt sind. 

Weiter ist ein schmuckes Modell eines Speichers zu sehen und dazu passend ein hölzernes Schloss. Nicht nur das Schloss und der Riegel sind aus Holz gefertigt, nein, auch die Schrauben, mit denen es an der Innenwand des Speichers befestigt wurde. Es trägt die Jahrzahl 1639 und die Initialen HR. «Diese stehen für Hans Rothenbühler», weiss Ernst Roth zu berichten. «Er war in Langnau als Büchsenschäfter tätig.» Aus demselben Holz, wie Rothenbühler die Schäfte für die Waffen herstellte, habe er solche Schlösser gefertigt. «Die Mechanik im Innern – sie ist auch aus Holz – ist verblüffend», sagt Roth, dreht das Schloss um, wo eine Glasscheibe den Blick ins Innere gewährt. «Ich weiss von einigen Schlössern, die bis heute in Betrieb sind», sagt Roth. 

In einer Sonderausstellung des Simon-Gfeller-Museums darf ein Werk Gfellers nicht fehlen. Der Schriftsteller betätigte sich auch als Maler. Zu sehen ist eine Zeichnung seines Geburtshauses, dem «Zuguet». Vor dem Haus lässt sich der Garten erkennen, daneben ein Obstbaum in dessen Hintergrund erhebt sich eine mächtige Linde. 

Das Drumherum nicht vergessen

Die Ausstellungsmacher haben sich bemüht, auch die Umgebung der Häuser zu thematisieren. «Das war gar nicht so einfach», meint Ernst Roth. Kaum ein Maler habe den Bauerngarten auf die Leinwand gebracht und dabei auf das stattliche Haus verzichtet. Zu sehen sind etwa Fotografien, welche Frauen bei der Arbeit im Pflanzblätz dokumentieren. Interessant sind auch Werke, die das Innere der Gebäude zeigen. Auch hier schliesst sich der Kreis zu Simon Gfeller. In einer Tuschzeichnung hat Christian Rubi eine Schulstube festgehalten. Lange Schulbänke sind aufgereiht, Butzenscheiben lassen etwas Licht ins Innere dringen. Vorne steht das Pult für den Lehrer bereit. Hat hier etwa Simon Gfeller unterrichtet?


Die Ausstellung «Hilbi, Schutz u Schärme» kann bis Ende Oktober im alten Schulhaus Thal, Heimisbach, besichtigt werden. www.simongfeller.ch/gedenkstube

06.05.2021 :: Bruno Zürcher (zue)