Bisher werden in Niederhünigen fünf Häuser durch das Feuer einer Fernwärme-Schnitzelheizung gewärmt. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Niederhünigen: Ob die Fernwärmeanlage erweitert wird, ist ungewiss. Der Betreiber beschuldigt den Gemeinderat, das Bewilligungsverfahren zu verzögern, was dieser bestreitet.
Ursprünglich plante die Gemeinde Niederhünigen, einen eigenen Wärmeverbund zu realisieren. Sie zog dieses Projekt zurück, nachdem sich die Familie Reichen-Gerber bereit erklärt hatte, ihre bestehende Fernwärmeanlage, der fünf Liegenschaften angeschlossen sind, zu erweitern (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Insbesondere sollen die drei Mehrfamilienhäuser im Hofacker, die derzeit im Bau sind, mit Fernwärme geheizt werden. Auch weitere Liegenschaften, beispielsweise in der Überbauung Geissrüti, könnten umstellen. Einsprachen gegen das Projekt sind keine eingegangen. Eigentlich ideale Voraussetzungen, und trotzdem ist das Vorhaben in Gefahr. Alle würden mitmachen und die Dringlichkeit sehen, auch der Bauinspektor beim Regierungsstatthalteramt, nur der Gemeinderat nicht, hält Toni Reichen fest. «Dieser verzögert das Projekt.»
Gemeindepräsident Anton Schmutz weist diesen Vorwurf zurück (siehe Text unten).
«Unübliche Pläne verlangt»
Es sind vor allem zwei Punkte, die Reichen dem Gemeinderat ankreidet. Da ist zum einen die Leitung: In seinem Amtsbericht fordere der Gemeinderat eine Überarbeitung der Pläne zur Querung der Strasse, erklärt Reichen. Verlangt würden detailliertere Pläne im Massstab 1:200, teilweise gar 1:20. «Das ist in der Baubranche nicht üblich, wie mir mehrere Fachleute bestätigten», enerviert sich Toni Reichen. «Es geht hier um fünf Meter unter der Strasse hindurch. Die übrigen Fernwärmeleitungen würden auf Privatgrund verlaufen. Dort gibt es nirgends Probleme.» Der Gipfel sei aber, dass er nicht etwa während der Baueingabephase darauf aufmerksam gemacht worden sei, das Geforderte nachzuliefern, sondern erst nach Ende der öffentlichen Auflage. «Das beweist mir, dass es hier nur darum geht, das Projekt zu verzögern», ist Toni Reichen überzeugt.
«Warum nicht andere Fachstelle?»
Der zweite Kritikpunkt betrifft den Neubau des grösseren Holzschnitzellagers. Dieses befindet sich in der Spezialzone Holzlager. «Es ist also zonenkonform», betont Toni Reichen. Das Gebäude weise eine Fläche von zwölf auf 22 Meter auf und sei sieben Meter hoch – kleiner, als gemäss Baureglement möglich. Nun verlange aber das Baureglement den Beizug einer Fachstelle. «Es ist jedoch nicht definiert, welche Fachstelle das sein muss. Der Gemeinderat ist in der Wahl also frei.» Statt etwa den Ortsplaner beizuziehen, sei der Berner Heimatschutz zum Zuge gekommen. «Dass dieser eine ablehnende Haltung einnehmen wird, war von vornherein klar», meint Reichen. In seinem Fachbericht empfiehlt der Heimatschutz denn auch, das Bauvorhaben nicht zu bewilligen: «Das Holzschnitzellager ist bezüglich der Setzung, der Form, der fehlenden Gestaltung und der Materialisierung innerhalb des Orterhaltungsgebiets nicht vertretbar», heisst es darin. «Klar, gewichtet der Heimatschutz den Ortsbildschutz höher als die Ökologie. Aber der Gemeinderat hätte die Möglichkeit, dies zu korrigieren. Stattdessen versteckt er sich hinter diesem Entscheid», ärgert sich Toni Reichen Das führe zu weiteren Verzögerungen. «Wenn hingegen der Gemeinderat das Baugesuch bewilligt, wird auch der Regierungsstatthalter, der abschliessend entscheidet, dem folgen.»
Es eilt wegen Hofacker
Die Zeit drängt – wegen der Überbauung Hofacker, zweite Etappe, die vom Architekturbüro Eggenberg und Lüthi AG realisiert wird. «Wir müssen bis Mitte Mai die Zusicherung haben, dass die Fernwärmeanlage realisiert wird», sagt Geschäftsleitungsmitglied Simon Lüthi. Falls nicht, würden sie Erdsondenbohrungen vornehmen, die bereits bewilligt seien. «Der bauliche Ablauf zwingt uns, zu handeln, denn im Februar 2022 soll das erste Haus mit sechs Eigentumswohnungen bezugsbereit sein.» Lüthi macht keinen Hehl daraus, dass er lieber die Fernwärme nutzen würde, zumal die Anlage nur über die Strasse liege. Der Hofacker nimmt also eine Schlüsselposition in der ganzen Planung ein. Dies bestätigt auch Toni Reichen: «Können wir diese drei Mehrfamilienhäuser nicht anschliessen, ist das Projekt gestorben.»