Nun erklingen die Glocken wieder

Nun erklingen die Glocken wieder
Die gesamte Mechanik im Kirchturm von Röthenbach wurde erneuert. / Bild: Anne-Käthi Flükiger (akf)
Röthenbach: Sämtliche Metallteile im Turm der Röthenbacher Kirche wurden in den letzten Wochen erneuert. Dank Gummilagern sollen die Turmmauern geschont werden.

Die Kirchenglocken in Röthenbach standen seit dem 1. Februar 2021 still. Auch die Zeiger der grossen Turmuhr blieben während Wochen auf zwölf Uhr stehen. 

Stück für Stück abgeseilt

Der Grund waren aufwändige Arbeiten am knapp 120-jährigen Glockenstuhl. Dabei wurden sämtliche Metallteile des Glockenstuhls demontiert und die bis zu 1,70 Meter langen Eisenschienen durch die Mitarbeiter der Firma Muribaer, Kirchentechnik aus Sumiswald, an einem langen Seil von Hand heruntergelassen. «Das geht so viel schneller und effizienter als mit einer elektrischen Seilbahn», erklärt Projektleiter Andreas Sägesser. Anschliessend wurden alle Träger sandgestrahlt, feuerverzinkt und mit einem neuen Lack versehen. Einzelne Teile mussten wegen zu vielem Rost auch ersetzt werden. 

Geringere Belastung für die Mauern

Nachdem der Glockenstuhl vorher im Turm einbetoniert war, wurde er nun schwimmend montiert. Das heisst, dass das ganze Metallgerüst auf Gummilagern, sogenannten Silentblöcken, aufliegt und so die Schwingungen der Glocken nicht mehr direkt auf die Turmmauern übergehen. Die grösste der drei Turmglocken wiegt mit einem Durchmesser von 120 Zentimetern immerhin fast eine Tonne, der Klöppel allein knapp 40 Kilogramm! Für die Montage des Glockenstuhls wurden mehr als 250 Schrauben mit einem Durchmesser von 14 Millimetern verwendet. Direkt unter den Glocken, welche aus der Giesserei Ruetschi in Aarau stammen, wurde neu ein Holzpodest eingebaut. 

Nach zwei Monaten Revisionsarbeiten läuteten die Kirchenglocken am 31. März erstmals wieder in warmem Klang. Wie Kirchgemeinderat Hans Schenk informiert, belaufen sich die Revisionskosten auf rund 90´000 Franken.

Eines der ersten Baer-Uhrwerke

Die Dorfkirche in Röthenbach wurde 1904 erbaut, mit Kirchentechnik aus Sumiswald. Die Firma J. G. Baer war damals noch sehr jung: Das 1903 gegründete Unternehmen aus Sumiswald installierte beim Bau der Dorfkirche die ganze Kirchentechnik; die grosse Turmuhr und das Glockengeläut. In der Kirche Röthenbach wurde die Uhr mit der Seriennummer 6 aus der Turmuhrenfabrik Baer eingebaut. Es handelt sich um ein exklusives Werk; lediglich in der Kirche in Jegenstorf zeigt eine gleiche Uhr die Zeit an. Bis im Jahr 1975 wurden in Röthenbach die Glocken stets von Hand geläutet, dann liess die Kirchgemeinde das Geläut elektrifizieren – und es gab weniger Arbeit für die Si-
gristinnen und Sigristen. Die Turmuhr wurde 1988 revidiert und läuft dank einer Uhrensynchronisation auf zwei Sekunden genau. Die Zifferblätter mussten 1994 ersetzt werden.

15.04.2021 :: Anne-Käthi Flükiger (akf)