«Ich gehe mit einem guten Gefühl»

«Ich gehe mit einem guten Gefühl»
Ganz der Sportsmann: Rikard Franzén bleibt auch nach der Kündigung fair.
SCL Tigers: Nach drei Jahren verabschiedet sich Trainer Rikard Franzén aus Langnau. Obwohl sein Abgang nicht freiwillig ist, geht der Schwede ohne Misstöne.

Mit der 2:5-Niederlage gegen die ZSC Lions endete am Ostermontag nicht nur die Saison der SCL Tigers, sondern auch die Zeit von Rikard Franzén als Trainer in Langnau. Nach drei Jahren – zwei als Assistent von Heinz Ehlers und eines als Chefcoach – muss er Langnau verlassen. Der Verein setzt auf neue Impulse, ab Mai übernimmt der Kanadier Jason O´Leary das Traineramt.

Während die Spieler in dieser Woche noch einige medizinischen Tests und Gespräche mit Sportchef Marc Eichmann zu absolvieren haben, gibt es für Franzén nichts mehr zu tun. Deshalb könnte er nun, da er keine Konsequenzen mehr befürchten muss, seinen Unmut über die Absetzung äussern. Doch der 53-Jährige bleibt auch in der Stunde des Abschieds diplomatisch. «Jeder weiss, wie das Geschäft läuft. Ich akzeptiere die Entscheidung des Vereins», sagt er. «Aber natürlich bin ich traurig, dass ich gehen muss. Nicht nur wegen des Hockeys, sondern auch, weil es mir hier im Dorf sehr gut gefallen hat.»

Ob der Entscheid, nicht mehr auf den Schweden zu setzen, richtig ist, wird erst die Zukunft zeigen. Seine Arbeit jedenfalls lässt sich nicht nur anhand der 42 Niederlagen in 52 Partien beurteilen. Franzén führte den 75-jährigen Verein durch die vielleicht härteste Spielzeit seiner Geschichte. Mit einer Mannschaft, die in dieser Liga aufgrund des selbstverordneten Sparkurses nicht konkurrenzfähig war. «Es ist eingetroffen, was ich bereits im letzten August angekündigt hatte: Eine extrem schwierige Saison, in der wir vor allem auf junge Spieler setzen mussten», so der ehemalige SCB-Verteidiger.

Weil es in dieser Saison keinen Absteiger gibt, blieben Franzén und sein Team vom ganz grossen Druck befreit. Dennoch ist es dem Skandinavier hoch anzurechnen, dass es ihm gelang, dass keine schlechte Stimmung aufkam und das Mannschaftsgefüge jederzeit intakt blieb. Auch dann, als im Februar und März in 20 Spielen nur ein einziger Sieg gelang. «Die Jungs haben jederzeit vorbildlich gekämpft und in jedem Match ihr Bestes gegeben. Auch am Ende, als es eigentlich um nichts mehr ging, waren wir fast in jedem Spiel nahe dran. Deshalb gehe ich mit einem guten Gefühl weg von hier», sagt der (Ex-)Coach. 


Achtungserfolg ohne Ausländer

Mit dem 5:3-Sieg gegen den überlegenen Qualifikationssieger Zug gelang den Tigers am letzten Samstag immerhin noch einmal ein Achtungserfolg – ohne einen einzigen Ausländer auf dem Matchblatt und mit dem jungen Damian Stettler im Tor. Ein Beleg, dass Franzén seine Spieler bis am Ende erreicht hat. «Ich weiss nicht, ob ein Team ohne Ausländer schon einmal so etwas geschafft hat. Deshalb denke ich, dass wir mit diesem Sieg zum Schluss noch Geschichte geschrieben haben.»

Unklar ist, was Rikard Franzén künftig tun wird. Er sagt: «Der Fokus lag bis am letzten Montag ganz da-
rauf, die Saison würdig zu Ende zu bringen, deshalb machte ich mir noch keine Gedanken über meine Zukunft.» Sein Agent hat aber bereits diverse Gespräche geführt, auch mit Schweizer Klubs. «Und wer weiss», sagt er, «vielleicht komme ich ja dereinst wieder hierher zurück.»

08.04.2021 :: Christoph Schär (css)