Das kleine, stotzige Heimetli soll zum Permakulturbetrieb werden

Das kleine, stotzige Heimetli soll zum Permakulturbetrieb werden
Das Heimwesen ganz hinten im Wittenbachgraben. / Bild: Gertrud Lehmann (glh)
Lauperswil: Nicole Bürer und Peter Gautschi wollen ihr Heimetli zu einem Permakulturbetrieb wandeln. Dabei steht das Bauern im Einklang mit der Natur im Zentrum.

Stotzig ist es und schattig, von Bächen durchzogen und von Gebüsch überwuchert. Ein gäbiges Heimetli sieht anders aus. Aber für die beiden Bauersleute im Nebenerwerb ist es ein Paradies, ihr wahrgewordener Traum.


Neue Wege gehen

Nicole Bürer und Peter Gautschi sind nicht etwa naive Neulinge. Sie leben und arbeiten schon seit 13 Jahren auf ihrem stotzigen Hof zuhinterst im Wittenbachgraben. Und die Spuren ihres Fleisses sind überall sichtbar: Im über 200 Jahre alten, denkmalgeschützten Bauernhaus wie auch in der einst verwilderten Umgebung. Zwar sind die beiden Mittfünfziger keine Bauernkinder, sie haben ihre Begeisterung für die Landwirtschaft während Sommerferien bei Verwandten auf Bauernhöfen entwickelt. Aber mit Kursen und Seminaren haben sie sich fundiertes Wissen angeeignet, und sie sind nun dabei, das Gelernte praktisch anzuwenden. Einfach war es nicht, und wird es auch vorläufig nicht sein – und dennoch sei es die Mühe wert, sind sich die beiden einig, wenn sie ihre Pläne auf dem alten Küchen-tisch ausbreiten. Permakultur nennt sich das Projekt, und es bedeutet weitläufig umschrieben «Gemeinschaft für Pflanzen, Tiere und Menschen». Das heisst zum Beispiel, dass die Schweineherde Fuchs und Raubvögel von den Hühnern fernhält, die Ziegen die Weide von Dornranken befreien, und die Hühner im Frühling im Garten die Eier von Schnecken picken.

Gift- und antibiotikafrei

Neu sei die Idee nicht, erklärt Nicole Bürer, Sepp Holzer als Pionier habe schon vor 45 Jahren bewiesen, dass die fortschreitende Technisierung, die Massentierhaltung und der Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft nicht zwingend nötig ist. «Eigentlich ist in der Natur ja alles vorhanden, wir müssen sie gar nicht verbessern», meint sie. Damit grosse Gewinne zu erzielen, sei nicht ihr Ziel. Aber davon leben können, möchten sie eines Tages schon. Ihre sechs Stiefelgeissen, elf Skuddenschafe, elf Schweizer Hühner mit Hahn wie auch die zehn Wollschweine, sind also keine Kuscheltiere – sie werden gezüchtet und verwertet. Für Kühe ist das 4,5 Hektaren umfassende Land zu steil. Aber Enten und Fische werden wohl noch dazukommen. Alle Tiere leben artgerecht, dank freiem Auslauf und grösstenteils selbst hergestelltem Futter. Als weiteren Erwerbszweig erwähnt Bürer ihren «Elfengarten», mit eigenen Dekorationsfiguren, und Naturprodukten wie Salben, Tinkturen und Tees aus ihrem Heilkräutergarten.

Umfassende Pläne

Um den Permakulturbetrieb in die Tat umzusetzten, sind eine ganze Reihe von Bauten nötig: Die Baupublikation ist eine ganze Spalte lang. Gautschi erklärt: Das Walipini sei ein Gewächshaus, die Triste die Selbstbedienung für die Geissen, und die Suhle die Wellnessoase für die Schweine. Es sind Solarpanels, Wasserfassungen, Ställe, Wege und Naturgärten geplant, plus 40 Obstbäume, Beeren, Pilze und Gemüse. Die Bauzeit werde etwa ein Jahr dauern, erkärt Peter Gautschi. Dann gehe es erst richtig los. Ihre Jobs als Informatiker und als Kindergärtnerin werden sie wohl kürzen müssen, denn es sind auch Permakulturkurse, Führungen, Beratungen und Projektunterstützungen geplant.

25.03.2021 :: Gertrud Lehmann (glh)