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Edi, der Pastafari

«Bist du unter die Piraten geraten, Edi?» Er stand mit Augenklappe, Piratenhut und einem Wallholz unter dem Arm vor mir. «Nein, ich war an einem Pastafari-Treffen.» – «Pasta…

was?» – «Noch nie etwas vom Fliegenden Spaghettimonster gehört?» – «Ah, doch, natürlich.Ich dachte, du seist nicht so religiös…» – «Ich bin humanistisch. Und wir Pastafari machen uns über all das Religiöse ein wenig lustig. Statt ‹die Zehn Gebote› haben wir die Acht ‹Mir wär´s wirklich lieber…›, statt Passah feiern wir Passtah, es ist wirklich cool!» – «So ein wenig wie Fasnacht?» – «Nein, das läuft das ganze Jahr so. Wir feiern alle religiösen Feste auf unsere Art.» – «Aber ist das nicht nur ein Jux?» – «Am Anfang war es einer. Die Pastafari machten sich über all die abstrusen religiösen Bräuche lustig und haben dann gemerkt, dass das noch Spass macht. Und viele schlossen sich an. Man kennt einander, respektiert sich und macht ab und zu ein Projekt.» – «Was ist denn bei euch anders als in der Kirche?» – «Wir haben keine Dogmen. Wir haben sinnvolle Lebensregeln, wir glauben an die Vernunft und die Evolution, wir sind sozial, friedliebend und umweltbewusst. Und nehmen uns selber nicht so tierisch ernst.» – «Dann würdest du aber auch ganz gut zu uns in der Kirche passen.» Edi schaute mich ganz verwirrt an. «Ich meine», sagte ich, «wir machen auch nichts anderes, einfach ohne Piratenkostüm und Nudelholz. Wir denken selber, wir halten die Evolutionstheorie als eine sinnvolle Erklärung, wir spenden für die Armen und die Entwicklung auf der Welt, suchen Frieden und schonen die Umwelt – und das alles schon lange, bevor´s euch gab.» Er musste nachdenken. «Aber ihr seid nicht so cool.» – «Vielleicht gerade, weil du nicht dabei bist…» Edi musste weiter. Und ich dachte mir: Was machen die wohl, wenn das Leben mal nicht so Spass macht?

11.03.2021 :: Samuel Burger