«Wenn chunnt das Rösi äntlech us der Haft?» Diese Worte sind kürzlich gefallen, voller Ungeduld und «Längizyt». Denn Berthi vermisst Rösi seit Tagen. Aber das Rösi ist nicht etwa in der JVA Burgdorf oder Bern und auch nicht in Hindelbank. Nein, Rösi ist im Altersheim und Berthi auch. Rösi war nicht in Haft wegen ungebührlichen Benehmens, sondern in Quarantäne, wie so viele es mussten in den letzten Monaten, weil ein Virus zur Folge hat, dass das Leben vieler auf den Kopf gestellt wird. Ja, in Quarantäne sein, das ist der offizielle Ausdruck, aber eben, empfunden wurde es, wie von Berthi, eben mehr als Haft. Die Menschen sind eingesperrt, zwar zu ihrem eigenen Schutz und auch dem Schutz der anderen, aber eben, es ist eine gefühlte Haft. Die Menschen werden von aussen eingeschränkt in ihrem Tun, in ihrem Alltag, und kommen sich schon gefangen vor. Gross ändern wird sich da wohl in der nächsten Zeit nichts mit dieser äusseren Unfreiheit.
Freiheit ist ein grosses Wort und uns sehr wichtig. Es sind aber nicht nur immer Einschränkungen und Vorgaben von aussen, die uns das Leben schwer machen, oftmals gibt es Dinge, die uns von innen gefangen nehmen oder uns am Leben hindern. Es sind manchmal Dinge, die uns gar nicht so bewusst sind, vielleicht Sätze von früher, wie: «Aus dir wird nie etwas! Das kannst du nicht!» Es können auch Ängste, Sorgen und Prägungen sein, oder auch die Meinung der anderen, die uns hindern, wirklich zu leben.
In der Bibel ist viel von Freiheit die Rede, so auch in 2. Korinther 3, 17: «Der Herr aber, das ist der Geist; und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.» Und dieser Herr verspricht uns, bei uns zu sein und uns zu tragen, was auch immer kommen mag, weil wir ihm es wert sind. Die Worte in Josua 1, 9 dürfen wir gerade in dieser Zeit für uns in Anspruch nehmen:
«Ich habe es dir gesagt! Sei stark und sei mutig! Lass dir keine Angst einjagen, lass dich nicht einschüchtern, denn Jahwe, dein Gott, steht dir bei, wo du auch bist.»