Geddy steht bei «Wilder» vor der Kamera

Geddy steht bei «Wilder» vor der Kamera
Jelia Jeremias und ihre Hündin Geddy sind seit Jahren ein eingspieltes Team. / Bild: Rebekka Schüpbach (srz)
Schlosswil: Geddy kennt sich aus im Filmgeschäft. Aktuell ist die Hündin in der dritten Staffel der SRF-Serie «Wilder» zu sehen. Viel Erfahrung hat auch die Hundetrainerin Jelia Jeremias.

Der Polizist kommt nach Hause und wird von seinem Hund begrüsst. Der Hund folgt ihm in ein Nebenzimmer. «Was in der dritten Staffel von ‹Wilder› so unspektakulär daherkommt, ist in Wirklichkeit eine der schwierigsten Szenen für einen Filmhund wie Geddy», sagt Jelia Jeremias. Jeremias ist selbstständige Hundetrainerin und Besitzerin von Gerdi von Barbatus, wie die Deutsche Schäferhündin eigentlich heisst. «Es ist eine besondere Herausforderung, den eigenen Hund dazu zu bringen, mit einem Schauspieler zu interagieren, als würde er ihm gehören», erklärt die 33-jährige Schlosswilerin. Besonders dann, wenn dieser keine Hundeerfahrung mitbringe, da Körpersprache und Tonlage für den Hund wichtiger seien als das eigentliche Kommando.

Schon mehrmals beim Film

Seit Jahren sind Jelia Jeremias und Geddy ein eingespieltes Team. Unzählige Prüfungen haben die beiden zusammen bestanden. Die zwölfjährige Hündin startete schon im Alter von zwei Jahren bei ihrer ersten Diensthunde-Schweizermeisterschaft, ein Jahr später folgte die erste Schweizermeisterschaft der Sporthunde. Viele weitere Prüfungen folgten. «Geddy war schon immer sehr einfach zu führen», sagt Jelia Jeremias. Die Hündin wolle gefallen und lerne schnell. Zum Film kamen die beiden vor fünf Jahren, als für die Thriller-Serie Helvetica ein Polizeihund gesucht wurde. Deshalb wandte sich das Filmteam an den schweizerischen Schäferhund-Club, der seinerseits Jeremias anfragte. So wurde Geddy kurzerhand zum Spürhund und ihre Trainerin durfte als Polizistin ebenfalls mitmachen. «Es war die Erfüllung eines Kindheitstraums», schwärmt sie. «Ich wollte damals Schauspielerin werden.» Die gelernte Detailhandelsfachfrau verbrachte mit Geddy seither viele Stunden auf Theaterbühnen und Filmsets. Wie auch für den «Tatort», als Geddy alias Nero als Hund des Mörders sogar «sterben» musste, weil dieser ihn am Schluss des Films vergiftet. «Es war speziell, Geddy völlig reglos auf der Seite liegen zu sehen», erinnert sich Jeremias. Dass ihre Lieblingshündin langsam älter wird, daran denkt sie nicht gerne. Mit keinem ihrer bisherigen Hunde hatte sie eine engere Bindung. 

Momentan leben mit der Familie drei eigene Schäferhunde, ein Belgischer Schäferhund (Malinois), den Jelia Jeremias zum Militär-Polizeihund ausbildet, sowie eine kleine Bolonka Zwetna Hündin mit Jöh-Effekt. Lotta, wie die Hündin heisst, ist der aktuelle Liebling der beiden Töchter und wohnt nur für ein paar Wochen bei ihnen. «Sie hat für den baldigen Dreh noch einiges zu lernen», erklärt ihre Trainerin. Zusammen mit der viel grösseren Geddy und fünf weiteren Hunden wird Lotta in der vierten Staffel von «Wilder» zu sehen sein. Auch Jelia Jeremias selbst bekam wieder eine kleine Filmrolle: Als Tierheimbesitzerin, und diesmal sogar mit Text. 

Austoben nach dem Dreh

Reich wird man mit einem Filmhund nicht, verrät Jeremias. «Für mich ist es ein Hobby.» Man müsse es wirklich gerne machen, denn oft würden Szenen 15 bis 20 Mal wiederholt und auf dem Set gebe es lange Wartezeiten. Genügend Erholung für Geddy. Obwohl die Hündin sehr freundlich ist, begegnen ihr manche Mitglieder der Filmcrew zuerst mit Skepsis und treten bei ihrem Anblick einen Schritt zurück. Nicht etwa, weil sie Angst vor ihrer Grösse haben. «Manchmal werde ich gefragt, ob Geddy ein Drogenspürhund sei», schmunzelt Jelia Jeremias. Ihre Antwort sei dann jeweils, dass Geddy gerade nicht im Dienst sei. Kommen die beiden nach einem langen Drehtag nach Hause, will sich die Hündin endlich richtig austoben können. «Es ist für sie das Grösste, mich auf einem Ausritt zu begleiten», sagt Jeremias. «Drei Stunden sind für Geddy immer noch kein Problem.»

04.02.2021 :: Rebekka Schüpbach (srz)