Bei manchen Marktfahrern sind alle Einnahmen weggefallen

Bei manchen Marktfahrern sind alle Einnahmen weggefallen
Im vergangenen Jahr war die Firma Beyeler nur an wenigen Marktständen präsent und der Stand oft mässig besucht. / Bild: zvg
Schangnau: Seit 85 Jahren ist das Schuhgeschäft Beyeler auf Märkten anzutreffen. Wegen Covid-19 sind diese Einnahmen weggebrochen, glücklicherweise bleiben andere Standbeine.

Mit einer Pressemitteilung machen der Schausteller-Verband Schweiz und der Schweizer Marktverband auf die schwierige Situation ihrer Mitglieder aufmerksam. «Wir fühlen uns alleingelassen und wünschen uns insbesondere vom Bundesrat, aber auch vom Stände- und Nationalrat nach zehn Monaten Klarheit und umgehend die nötige finanzielle Unterstützung», schreiben die beiden Verbände. Zudem befürchten sie, «dass die Politik auf dem besten Weg ist, unser Jahrhunderte altes Kulturgut in den Abgrund zu steuern».

Marktbesuche seit 1935

Das Schuhgeschäft Beyeler in Schangnau hat Grossvater Ernst Beyeler im Jahr 1928 gegründet; er kam damals als gelernter Schuhmacher von Interlaken nach Schangnau. Während er zu Beginn vor allem Schuhreparaturen ausführte, baute er vier Jahre später ein Haus in Bumbach und begann mit dem Verkauf von neuen Schuhen. Ab etwa 1935 besuchte er auch die nähergelegenen Märkte und baute sich nach und nach eine Stammkundschaft auf. Das geht aus dem geschichtlichen Abriss auf der Homepage des Unternehmens hervor.

Märkte sind generell rückläufig

Hansueli Beyeler, nun in dritter Generation als Schuhhändler tätig, besucht seit 1973 grössere und kleinere Märkte. Während er früher rund hundert Marktbesuche in seinem Terminkalender führte, sind es nun wesentlich weniger. «Im vergangenen Jahr waren es coronabedingt noch deren zehn und zwar allesamt kleinere Märkte», sagt Beyeler. Und dadurch sei sein Umsatz, ausschliesslich auf die Märkte bezogen, um rund 85 Prozent eingebrochen. Immerhin habe er in den letzten Jahren aus eigenen Stücken auf Marktteilnahmen verzichtet, weil der Besucheraufmarsch generell rückläufig sei, fügt er an. «Die Marktteilnahme ist ein zusätzliches Standbein, mit dem ich verschiedene zusätzliche Kunden gewinnen und für mein Verkaufsgeschäft werben kann», begründet Beyeler seine Tätigkeit als Marktfahrer. Aber es sei nicht sein Haupterwerb; mit dem Ladengeschäft und dem Versandhandel habe er die Umsatzeinbussen während des Lockdowns recht gut wettmachen können.

Grosses Bedauern äussert Hansueli Beyeler für Marktfahrer und Schausteller, deren Einkommen ausschliesslich aus den Marktbesuchen und -auftritten stammt. «Ihre Einnahmen sind seit dem März letzten Jahres völlig weggebrochen und das bringt viele an ihre wirtschaftlichen Grenzen.» Trotz der umfassenden Bemühungen und Interventionen der Verbände hätten die zuständigen Behörden viel zu lange mit Massnahmen und finanziellen Hilfen zugewartet. «Ich befürchte, dass sich dadurch viele Marktfahrer und Schausteller nicht mehr erholen können und ihre Betriebe aufgeben müssen», schätzt Beyeler die Situation ein.

21.01.2021 :: Max Sterchi (mss)