Zeichen von Weihnacht

Der erste Schnee auf den Tannen, der Duft von Gewürztee und Zimtstern, Kerzenschein am Abend, wenn es früh dunkel wird, festliche Musik, Beleuchtung an allen Häusern – das sind für uns Zeichen von Weihnacht. Adventskranz und -kalender stimmen uns ein in die Heilige Zeit und steigern die Vorfreude. Ursprünglich aber war etwas ganz anderes das Zeichen für Weihnacht: «Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt.», sagt der Engel zu den Hirten auf dem Feld. Windeln sind das Zeichen von Weihnacht – stinknormale Windeln! «Abstossend», fand schon im 2. Jahrhundert nach Christus der Theologe Marcion, aber da stand es bereits schwarz auf weiss in der Bibel und konnte nicht mehr korrigiert werden. Zum Glück! Windeln sind etwas zutiefst Menschliches. Sie und ich haben sie als Baby getragen – und wir tragen sie vielleicht auch im Alter wieder. Mein Vater und meine Mutter sind in Windeln gestorben. So ernst ist es Gott mit der Menschwerdung, dass da auch die Spinnweben im Stall und der Inhalt einer vollen Windel dazu gehört. Nicht das Glanzvolle und Angenehme ist darum Zeichen von Weihnachten, sondern gerade das Unangenehme und Schmerzhafte. So kommt Gott auf die Welt – und so kommt er in unsere Herzen und umarmt auch all das Schwache, Gebrochene und Unrühmliche an uns. Das müssen wir vor ihm nicht verstecken – und vor uns selber auch nicht. Wir müssen uns nichts vormachen und den anderen auch nicht. So fängt «Friede auf Erden» an, wie die Engel sangen. Ich wünsche mir, dass dieser Friede in unseren Herzen beginnen und alle um uns herum anstecken kann. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinn eine menschliche Weihnachtszeit.

10.12.2020 :: Samuel Burger