«Das Wettkampffieber und die Stimmung fehlten»

«Das Wettkampffieber und die  Stimmung fehlten»
René von Känel hat am diesjährigen Feldschiessen 72 Punkte erzielt. / Bild: zvg
Schiessen: Das Feldschiessen 2020 wurde wegen Corona nicht an einem Wochenende, sondern an mehreren durchgeführt. René von Känel kam das zugute: Er schoss die Maximalpunktzahl.

«Das Wettkampffieber fehlte gänzlich. Deshalb schien es mir eher wie ein Training und ich hatte keinen Grund, nervös zu sein», erinnert sich René von Känel an den 3. September, als er die 72 Punkte schoss. Somit ist er der erfolgreichste Gewehrschütze des diesjährigen Feldschiessens aus der Region der «Wochen-Zeitung». Einer-seits seien ihm die fehlende Wettkampfatmosphäre und die wenigen Schützen, die vor Ort waren, zugute gekommen. Andererseits vermisste der 56-jährige Niederhüniger das
gesellschaftliche Drumherum eines Feldschiessens. «Den gesetzteren Schützen fehlte vermutlich genau diese Spannung, um sich zu Spitzenresultaten zu pushen», meint der in Thun stationierte Berufsunteroffizier. Er habe überhaupt nicht mit diesem Resultat gerechnet, auch wenn er sonst ein guter Schütze sei, berichtet von Känel weiter.  


Deutlich weniger als im Vorjahr

«Wir sind kurz vor dem Pistolenschiess-Training nach Konolfingen-
Dorf in den Schiessstand gefahren, wo wir sogar noch um ein Bier gewettet haben, wer mit dem Gewehr am besten trifft», erinnert sich der Nieder-hüniger. Es sei ein schöner Abend gewesen mit guten Sichtverhältnissen. Während er seine Schüsse abgegeben habe, seien die anderen Plätze neben ihm nicht besetzt gewesen. Was nicht weiter verwunderlich ist, denn nebst der Verteilung der Feldschiess-Termine auf mehrere Wochenenden haben auch deutlich weniger Schützinnen und Schützen am Landeswettbewerb teilgenommen. Waren es 2019 noch 3357 Emmentaler und 765 Entlebucher Schützinnen und Schützen beim Gewehrschiessen über 300 Meter, so waren es heuer im Emmental 864 Teilnehmer weniger und im Entlebuch 321 weniger. Im Pistolenstand haben dieses Jahr im Emmental 191 Personen weniger auf die Scheiben geschossen und im Entlebuch waren es 296 weniger als im Vorjahr. Wobei
zu erwähnen ist, dass die Pistolen-schützen Zentroniker Wolhusen allein 236 Teilnehmer weniger hatten und somit die Schützen des PC Escholzmatt und der PS Schüpfheim-Flühli nur 60 Teilnehmer weniger hatten als im Vorjahr.


Freude am Resultat

Es habe im Schiessstand eine solche Ruhe geherrscht, dass er sogar gehört habe, wie die Herren hinter ihm diskutierten, so die Beschreibung besagten Abends durch René von Känel, dessen bisher bestes Feldschiessen-
Resultat 67 Punkte im Jahr 2018 war. «Ich habe einfach geschossen, ohne auf den Monitor zu schauen. Zwar realisierte ich, dass ich gut dran bin, aber gleich 72 Punkte hätte ich nicht erwartet», erzählt der Niederhüniger, der auch Mitglied der Schlössli-Schützen Ursellen Niederhünigen ist. «So musste ich eine Runde Bier spendieren», sagt er und lacht. «Klar habe ich Freude am Resultat, aber es ist schon nicht dasselbe, wie andere Jahre. Wir haben zwar auf das gute Resultat angestossen, aber das ganze Rundhe-rum, das Fachsimpeln mit den Kollegen, das Fest und ein Finalschiessen, wie wir das manchmal unter den Besten eines Feldschiessens machen, fehlten einfach», gibt René von Känel doch etwas wehmütig zu. «Ich konnte nicht einmal sofort meine Medaille entgegennehmen.» Die habe er erst ein paar Wochen später vom Schützenmeister überreicht bekommen.

26.11.2020 :: Olivia Portmann (opk)