Hier steht der neue BLS-Zug «Mika» am Bahnhof Dürrenroth. Passagiere befördern darf er aber noch nicht. / Bild: zvg
Emmental: Die BLS hat auf der Strecke Sumiswald - Huttwil ihre neue Zugskomposition «Mika» während zweier Monate getestet. Dabei konnten einige Mängel ausgemerzt werden.
Bis Ende 2025 sollen 58 neue Züge namens Mika auf verschiedenen Strecken der BLS verkehren (siehe Kasten unten). Bevor die ersten Fahrzeuge ab Mai 2021 Passagiere befördern können, werden einige einem Typentest unterzogen. Die Erkenntnisse daraus werden dann bei der ganzen Flotte angewendet. «Es geht darum, sicherzustellen, dass sich das Fahrzeug im Zusammenspiel mit der Infrastruktur wie Schiene und Fahrleitung korrekt verhält», erklärt Stefan Maurer, Leiter des Beschaffungsprojekts Mika bei der BLS. Weil der Hersteller, Stadler Rail, keine eigenen Lokführer habe, würden die Tests gemeinsam durchgeführt. Dabei werden verschiedene Strecken befahren, so etwa der Lötschberg-Basistunnel und der Gotthard. Während zweier Monate fuhr Mika auch auf der Strecke Sumiswald–Huttwil der Emmentalbahn (siehe Kasten unten rechts).
Viele Vorteile auf dieser Strecke
«Diese Strecke ist ein Glücksfall. Sie eignet sich sehr gut, um erste Fahrversuche zu machen und die Kompositionen zu testen», sagt Stefan Maurer. «Weil dort keine Züge mehr regulär verkehren, kann man so oft und so lange anhalten, wie es nötig ist. Manchmal muss man etwas auf offener Strecke analysieren, was ein bis zwei Stunden dauern kann.» Dass man vor allem tags arbeiten kann, nennt Maurer als weiteren Vorteil gegenüber anderen Strecken. Zudem biete die ruhige Umgebung optimale Bedingungen für Akustikmessungen. Dabei passiert der Zug mit verschiedenen Geschwindigkeiten mehrere Messstationen. Diese stellen fest, ob die Lärmgrenzwerte eingehalten werden. Auch Lichtmessungen nachts seien gut möglich, führt der Projektleiter aus. «In dichter besiedelten Gebieten ist dies wegen des vielen künstlichen Lichts kaum möglich.»
Mängel rechtzeitig entdecken
Beim Typentest nehme weiter das Prüfen der Software einen grossen Stellenwert ein, sagt Stefan Maurer. Schon nur die Steuerung laufe über mehrere Computer und sei sehr komplex. Stimme etwas nicht, könnten die mitfahrenden Fachleute gleich die Optimierungen vornehmen. «Beispielsweise war die Anzeige auf den Bildschirmen im Führerstand nicht korrekt oder der Zustand der Scheibenheizung wurde falsch angezeigt.»
In einer ersten Phase sei eine einzelne Komposition getestet worden. Später habe man zwei Züge zusammengehängt und geprüft, ob sich alle Signale übertragen, erklärt der Projektleiter. «Schliesslich käme es nicht gut, wenn das eine Fahrzeug beschleunigen und das andere bremsen würde.» So gravierende Fehler seien nicht zutage getreten, beruhigt er. Kleinere Dinge jedoch schon, etwa dass die Beleuchtung nur in einem Zug funktioniert hat. «Fehlerfrei ist ein Zug zu diesem Zeitpunkt nie. Wichtig ist, die Mängel zu erkennen und zu beheben, bevor der Zug mit Fahrgästen unterwegs ist», betont Maurer. Erst wenn nachweislich alles einwandfrei funk-
tioniere, erteile das Bundesamt für Verkehr die Bewilligung für den Personentransport.
Stefan Maurer ist von der neusten Anschaffung der BLS überzeugt. Der Innenraum sei grosszügig und dank der Panoramafenster hell, die Sitze hochwertig und mit je einer Steckdose ausgerüstet. Speziell behandelte Scheiben sorgten für einwandfreien Handyempfang. Auch technisch ist er von Mika überzeugt. «Der Energieverbrauch ist tief und dank einer neu entwickelten Booster-Funktion kann der Mika schnell beschleunigen beziehungsweise bremsen, was zur Fahrplanstabilität beiträgt.»