«Die zweite Schliessung wegen Corona geht an die Substanz»

«Die zweite Schliessung wegen  Corona geht an die Substanz»
Unter welchen Bedingungen die Leitung des Forums weiterfahren kann, entscheidet sich am 30. November. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Sumiswald: Die Corona-Pandemie trifft das Forum Sumiswald hart – der Betrieb ist erneut geschlossen. Soll die Gemeinde ein Darlehen gewähren? Darüber entscheiden die Stimmberechtigten.

Im September lud der Gemeinderat Sumiswald die Bevölkerung zu einem Infoabend ein mit dem Titel «Zukunftsperspektiven Forum Sumiswald AG?». Dies vor allem wegen der anstehenden Sanierung des Hallenbades. Ein Szenario war, dass die Gemeinde die Liegenschaften des Forums kauft; das Land hat sie seinerzeit im Baurecht abgegeben. Dieser Vorschlag sei vom Verwaltungsrat gekommen, sagt Gemeindepräsident Fritz Kohler. Doch nun hat der Gemeinderat entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. Er beantragt der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 30. November, dem Sport- und Kurszentrum mit einem zinslosen Darlehen von 850’000 Franken unter die Arme zu greifen. Ein Kauf hingegen hätte mit 2,5 Millionen Franken zu Buche geschlagen.  

«Es geht um die Existenz»

Es seien verschiedene Gründe, die gegen eine Übernahme des Forums sprechen würden, sagt Fritz Kohler. Zum einen müsse der Gemeinderat die Finanzen im Blick haben; ein Kauf hätte eine Steuererhöhung von mindestens einem Zehntel zur Folge gehabt. «Es ist fraglich, ob die Bürger das goutiert hätten.» Zum andern sei es nicht zeitgemäss, als Gemeinde eine privat organisierte Firma zu übernehmen. «Bei der Wasserversorgung läuft derzeit genau das Gegenteil: diesen Bereich möchte man an die Energie AG ausgelagern», führt Fritz Kohler aus. 

Unbestritten sei im Gemeinderat, dass die Forum Sumiswald AG, deren Hauptaktionärin die Gemeinde ist, finanzielle Unterstützung brauche. Mittlerweile geht es nicht mehr ums Hallenbad, sondern um die Existenz des Betriebs. «Das Forum musste wegen der Corona-Massnahmen bereits zum zweiten Mal den Betrieb schliessen. Das geht an die Substanz, obwohl die staatlichen Möglichkeiten wie Covid-19-Kredite und Kurzarbeitsentschädigung ausgeschöpft werden», erklärt der Gemeindepräsident. Mit einem Darlehen könne der Weiterbetrieb gewährleistet und ein Konkurs abgewendet werden. 

Besser in der Region verankern

Die Höhe des Darlehens beträgt 850’000 Franken. Es ist zinsfrei und bis in zehn Jahren rückzahlbar. Damit, so Kohler, könnten kurzfristige Forderungen von 600’000 Franken beglichen werden. Dabei handle es sich beispielsweise um Rechnungen von Lieferanten. Die restlichen 250’000 Franken würden der Geschäftsleitung einen gewissen Handlungsspielraum bieten. Der Gemeinderat sei überzeugt, dass dieser Betrag reichen werde, betont Fritz Kohler. «Wir rechnen damit, dass eine Umsatzsteigerung von zehn Prozent drin liegt, jedenfalls, wenn Corona den Betrieb im nächsten Jahr nicht wieder so massiv einschränkt.» 

Grosse Hoffnungen setzt der Gemeinderat in den neuen Geschäftsführer aus Wasen, der frischen Wind bringe (siehe Kasten). Weiter ist geplant, dass an der Generalversammlung im nächsten Juni der Verwaltungsrat neu gewählt wird. Ziel sei es, mehr Leute aus der Gegend ins Gremium zu bringen und so die Verankerung in der Region zu fördern, sagt der Gemeindepräsident. Dies sehe auch der aktuelle Verwaltungsrat so, mit dem sie ein gutes Einvernehmen hätten. Ab 2023 soll dann die Planung der Sanierung des Hallenbades in Angriff genommen werden, blickt Kohler voraus.

Kaum angefangen, musste er den Betrieb schliessen

Der Einstand von Walter Freund als neuer Geschäftsführer des Forums Sumiswald war heftig: «Drei Wochen nachdem ich angefangen hatte, musste ich den Betrieb innerhalb weniger Stunden dicht machen.» Dies wegen der Corona-Massnahmen des bernischen Regierungsrats. Bereits während des Lockdowns im Frühling blieb das Forum geschlossen. «Damit fehlt im 2020 praktisch die Hälfte des Umsatzes», sagt Freund. Dies in einem Betrieb, der kaum über Reserven verfüge. «Uns fehlt momentan die Liquidität.» Wenn er auf das nächste Jahr blicke, sähen die Buchungen im ersten Semester vielversprechend aus. Aber eben, niemand wisse, wie sich die Pandemie entwickle. «Es gibt Kunden, die ihren Anlass vom Januar auf den Sommer verschieben oder gleich ganz absagen. Es fehlt die Planungssicherheit.» 

Trotzdem ist der neue Geschäftsführer überzeugt, dass das Forum Sumiswald eine Zukunft hat und gewinnbringend geführt werden kann. Ein erster Schritt sei der Entscheid der Stimmberechtigten am 30. November (siehe Hauptartikel). Auch wenn das Darlehen genehmigt werde, sei das Forum nicht aus dem Schneider. «Wir müssen die Auslastung übers ganze Jahr deutlich steigern.» Ideen habe er, so Walter Freund. Er will beispielsweise mehr Firmen, Vereine und Touristen ins Forum bringen und das bestehende Angebot besser verkaufen. «Dieses beschränkt sich nicht auf den Sport, sondern bietet mit dem Auditorium, den Seminarräumen, Hotelzimmern und dem Wellnessbereich viel mehr.»

19.11.2020 :: Silvia Wullschläger (sws)