«Wir alle wollen Theater spielen»

«Wir alle wollen Theater spielen»
Hans Aeschbacher beim Rollenspiel. Mit Maske zu spielen, ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. / Bild: Max Sterchi (mss)
Lützelflüh: Trotz Corona hat das Theater Lützelflüh mit den Workshops für die nächste Theaterproduktion begonnen. Im Sommer 2021 soll «Die Käserei in der Vehfreude» aufgeführt werden.

«Ban sey nussu tuku takaria uff…» Mit solchen und ähnlichen Sätzen empfängt mich eine Gruppe von Frauen unterschiedlichen und drei Männern gesetzteren Alters. Sie stehen in einem Kreis, «waschlen» wild durcheinander, gestenreich, mal laut, mal leise, gehen aufeinander zu, die Emotionen sind deutlich sichtbar. «Wir machen Sprechübungen in einer Fantasiesprache», erklärt Regisseurin Krista Schromm, «und wir drücken dabei verschiedene Emotionen aus: Wut, Zorn, Angst, frech oder scheu sein.» Es ist der erste Workshop für Interessierte, die sich um eine Rolle bei der Inszenierung von Gotthelfs «Käserei in der Vehfreude» bemühen. Alle sind mit einer Schutzmaske ausgerüstet. «Eine eigenartige Erfahrung», meint die Regisseurin, «die Mimik, eine wichtige Ausdrucksform im Theater, bleibt auf der Strecke.»

Junge Männer werden noch gesucht

Krista Schromm führt das erste Mal Regie in Lützelflüh. «Wir alle wollen Theater spielen, auch wenn es die aktuellen Einschränkungen nicht einfach machen. Wir wollen miteinander etwas erarbeiten und unserem Publikum ein besonderes Theatererlebnis unter freiem Himmel bieten», fasst sie das Ziel zusammen. Nach den beiden Workshops können sich die Spielerinnen und Spieler definitiv anmelden. «Wir hoffen, dass wir alle Rollen besetzen können; einzig jüngere Männer sind noch Mangelware», stellt die Regisseurin fest. Die am Workshop teilnehmenden Frauen und Männer zeigen sich begeistert vom Projekt. So auch Salome Beutler; sie hat vor fünf Jahren als Statistin mitgewirkt und möchte nun gerne eine Sprechrolle erhalten. Oder Hans Aeschbacher, er hat früher in einem Jodlerklub mitgewirkt und oft Theater gespielt, aber seit längerem nicht mehr. «Jetzt möchte ich wieder vermehrt Theater spielen, allerdings nicht in Herrenrollen; den Lehrer oder den Pfarrer zu spielen, liegt mir nicht», meint er und lacht. Für Svenja Moser ist es das erste Theaterprojekt. «Ich habe mich spontan für das Mitmachen entschieden und am liebsten würde ich eine richtig zickige Jungfer spielen», sagt sie.

«Vo Müntschi, Bschiss u Häxewäse»

Das für 2021 geplante, von Gerhard Schütz geschriebene Theaterstück, ist bereits die sechste Freilichtproduk-
tion des Theater Lützelflüh. Und der gewählte Spielort auf dem Dietlenberg ob Lützelflüh verspricht ein authentisches Eintauchen in die Zeit Gotthelfs. Ein Wiedersehn mit den Vehfreudigern, die den wirtschaftlichen Aufschwung nicht verpassen wollen und anstelle einer Schule eine Käserei bauen. Eine Geschichte, in der Profitgier, Missgunst, Bösartigkeit und Aberglaube das Dorf beherrschen. Und mitten drin Felix und Änneli, deren grosse Liebe schliesslich die sozialen Schranken überwindet und dem Publikum ein glückliches Ende beschert.

29.10.2020 :: Max Sterchi (mss)