Dominic Stricker: «Die Emotionen sind unbeschreiblich»

Dominic Stricker: «Die Emotionen sind unbeschreiblich»
Eine deutliche Steigerung: Am Australian Open diesen Frühling schaffte es Dominic Stricker in die Viertelfinals, jetzt gewann er in Paris. / Bild: zvg
Tennis: Mit dem Sieg beim Juniorenturnier der French Open gelingt Dominic Stricker der grösste Erfolg seiner jungen ­Karriere. Nun folgt der schwierige Schritt ins Profitennis.

Ein Ass durch die Mitte und dann war es geschafft. Mit einem souveränen Finalsieg (6:2, 6:4) gegen seinen Landsmann und Freund Leandro Riedi gewann Dominic Stricker am letzten Samstag das Junioren-Turnier der French Open und darf sich nun «Grand-Slam-Champion» nennen. Und das gleich doppelt. Denn der Grosshöchstetter gewann zusammen mit dem Italiener Flavio Cobolli auch noch den Titel in der Doppelkonkurrenz. Ein Double, das in Paris letztmals vor 22 Jahren ein Junior schaffte.

 

Jasspartie, statt Siegesfeier

Ausgelassen gefeiert hat der 18-Jährige den grössten Erfolg seiner bisherigen Karriere aber nicht. Ein Nachtessen und ein Jass mit Finalgegner Riedi und ihren beiden Trainern, mehr nicht. Trotzdem kam Stricker danach auf nur etwa drei Stunden Schlaf. «Ich war zwar relativ früh im Bett, konnte aber bis drei Uhr morgens nicht einschlafen», sagt er. Am Sonntagmorgen fuhr der Berner dann mit seinem Coach Sven Swinnen im Auto zurück in die Schweiz. Dort trat er am Nachmittag im Nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis in Biel vor die Medien.

Federer und Wawrinka gratulierten

Nachdem Stricker von Verbandspräsident René Stammbach einen Check in der Höhe von 10’000 Franken überreicht wurde, versuchte er seine Gefühlslage in Worte zu fassen: «Solche Emotionen habe ich noch nie erlebt, es ist wirklich unbeschreiblich.» Von den zahlreichen Glückwünschen, die er erhielt, haben ihn – nebst jenen aus der Familie – vor allem zwei Nachrichten besonders gefreut. «Roger Federer und Stan Wawrinka haben sich bei meinem Coach gemeldet und mir Gratulationen ausgerichtet.» Sowohl Federer (1998 in Wimbledon) wie auch Wawrinka (2003 in Paris) haben einst ebenfalls ein Grand-Slam-Turnier auf Juniorenstufe gewonnen, ehe sie ihre Weltkarriere starteten.

Ein gutes Omen? Sicher kein schlechtes, aber eine Garantie auf eine erfolgreiche Profi-Karriere ist dieser Triumph für Dominic Stricker, der zum letzten Mal bei einem Grand-Slam-Turnier bei den Junioren starten durfte, nicht. Viele Junioren-Champions schaffen den grossen Durchbruch später nicht und mühen sich jahrelang – für Preisgelder, die kaum die Reisekosten decken – bei unterklassigen ITF- und Challenger-Turnieren ab. Stricker ist sich dessen voll und ganz bewusst. Er sagt: «Die Motivation, hart weiterzuarbeiten, ist nach diesem Titel noch grösser, aber es ist kein Gratis-Ticket, um Profi zu werden.»


Profi-Tour kostet viel

Der Triumph in Frankreich wird ihm den Einstieg in die ATP-Tour, den er im neuen Jahr wagen wird, sicher erleichtern. So wird der Linkshänder von diversen Wild Cards (Einladungen zu Turnieren) profitieren und das Interesse potenzieller Sponsoren wecken. Aktuell wird er vom Verband, von seinen Ausrüstern Asics und Head sowie vom Unternehmer Reinhard Fromm, der auch Stan Wawrinka gefördert hat, unterstützt. Weitere Geldgeber sind willkommen. «Man ist immer auf der Suche nach mehr Geld, so ein Jahr auf der Profi-Tour kostet extrem viel», weiss Stricker. Auch deshalb sprach Swiss-Tennis-Präsident Stammbach den Eltern für ihre Unterstützung seinen Dank aus.

Nach ein paar freien Tagen will der frischgebackene Champion in erster Linie an seiner Kondition arbeiten, wo er bei sich noch das grösste Potenzial sieht, ehe er in ein paar Wochen wieder an Turnieren teilnehmen will.

15.10.2020 :: Christoph Schär (css)