«Im Atelierunterricht bin ich einfach viel motivierter»

«Im Atelierunterricht bin ich einfach viel motivierter»
Lars Adam (sitzend) findet den Atelierunterreicht toll. / Bild: Kathrin Schneider (skw)
Lützelflüh: Am 16. September standen die Türen der Ateliers in der Sekundarschule offen. ­Interessierte konnten sich vor Ort über den Atelierunterricht an der Oberstufe informieren.

Lars Adam besucht die achte Klasse der Sekundarschule Lützelflüh. «Mir gefällt im Atelier am besten, dass ich mir selbst Ziele setzen und dann in meinem Tempo arbeiten kann.» Am liebsten habe er Math. Ausserdem geniesse er es, dass er im Gegensatz zur siebten Klasse nun schon freier wählen könne. «Im Atelierunterricht bin ich einfach viel motivierter», umschreibt er seine Eindrücke.

Selbstbestimmtes Lernen im Zentrum

Nach ersten Startschwierigkeiten hätten sie nun eine gute Form des Ate-
lierunterrichts entwickelt, erklärt Andreas Baumgartner. Er unterrichtet seit 2001 in Lützelflüh und ist im Moment Klassenlehrer an einer neunten Klasse. Die rund 120 Schülerinnen und Schüler sind in sechs durchmischten Stammklassen eingeteilt (Schulmodell Spiegel). In den Niveaufächern Mathematik, Deutsch und Französisch besuchen sie den Unterricht entweder im Real- oder Sekundarniveau. 

Schon vor rund zehn Jahren sei im Kollegium der Wunsch entstanden, sich in Richtung «selbstorientiertes Lernen» weiterzubilden. Baumgartner erinnert sich an Schulbesuche in verschiedenen Schulen, zum Beispiel in Beatenberg, Wädenswil oder Munzingen. «Als dann der Kanton die Schulen aufforderte, das neunte Schuljahr flexibler zu organisieren, um die Motivation zu erhalten und die Schülerinnen und Schüler besser auf die Berufslehren vorzubereiten, starteten wir 2017 mit dem Atelierunterricht.» Zuerst nur mit der neunten Klasse. Das Echo der Eltern sei zu Beginn gemischt ausgefallen. Viele hätten befürchtet, dass die Schüler nun überhaupt nichts mehr lernen und nur noch Filme schauen würden oder Ähnliches. «Wir mussten klare Leitplanken formulieren und mehr Hilfestellungen anbieten», erinnert sich Baumgartner. Einige schwächere Schüler waren zu Beginn auch überfordert. «Wir merkten, dass man den Atelierunterricht bereits ab der siebten Klasse mit erweiterten Wochenplänen aufbauen muss, damit es dann im neunten Schuljahr funktioniert.» 

Neben den Lektionen im Atelier wird nach wie vor in der Stammklasse unterrichtet. Der Atelierunterricht werde sorgfältig eingeführt und im Laufe der Oberstufe ausgebaut. «Die Lehrkräfte sind als Coaches präsent. Sie betreuen die Schülerinnen und Schüler bei der Planung und Ausführung.» Im Planungsbuch würden vom persönlichen Coach auch Gespräche oder Bewertungen protokolliert, die dann von den Eltern eingesehen werden. 

Mehr Selbständigkeit

Fritz Peyer ist Präsident der Schulkommission und hat an diesem Vorabend auch den Weg ins Atelier gefunden. «Ich finde es toll, wenn die Schüler selbständig arbeiten können», meint er auch in Hinsicht auf das spätere Berufsleben. Er hofft, dass auch kritischere Eltern den Weg in die hellen Atelierräume mit den farbigen Arbeitsplätzen finden.

Andreas Baumgartner weist darauf hin, dass die Schüler zu Beginn des neunten Schuljahrs ein Schwerpunktblatt ausfüllen, auf dem sie ihren zukünftigen Berufswunsch formulieren. Dann könnten sie laut Baumgartner in der Schule auch von verschiedenen Aufgabensammlungen zu den unterschiedlichsten Berufen auswählen. Ausserdem hätten sie die Möglichkeit, neben Modulen wie Math oder Englisch auch eigene Module zu gestalten. Dabei sei natürlich die zeitliche Planung sehr zentral: Wie lange brauche ich dafür? Was kann ich abgeben oder wie präsentieren?

Daneben fände aber im anderen Schultrakt nach wie vor der Regelunterricht statt, genauso wie früher. 

«Es braucht beides», sagt Baumgartner. Aber mit der Zeit sei im Lehrer-Team ein richtiges Feuer für die neue Unterrichtsform entstanden, das freue ihn.

Lars Adam freut sich auch. «Ich sehe meine Fortschritte und weiss, was ich selbst gelernt habe.» Das sei cool.

24.09.2020 :: Kathrin Schneider (skw)