Marina Zürcher mit der Nr. 88 ist mit Abstand die erfahrenste Spielerin im neuen Brandis-Team. / Bild: Daniel Monnin (dmb)
Eishockey, SWHL-B: Die Brandis Ladies verstehen sich mehr denn je als Ausbildungsklub, der sich heuer weniger auf Kämpfe an der Spitze, sondern mehr auf die Aufbauarbeit konzentrieren wird.
Fast sieht es so aus, als dass sich die Brandis Ladies einen NHL-erprobten Vorgang zum Vorbild genommen haben, um den Übergang vom Spitzenteam – dreifacher Meister in den letzten sechs Jahren – zum Ausbildungsteam umzusetzen. Neun Spielerinnen mit dem Erfahrungswert von zusammen 769 SWHL B-Spielen (und eine ganze Reihe zusätzlicher A-Spiele) haben den Klub verlassen, darunter alle drei Ausländerinnen (Leine Nummi zum Ligakonkurrent Zunzgen-Sissach, Sonja Novakova mit unbekannter Destination und Petra Melicherikova ist neu Assistenztrainerin bei Köbi Köllikers Bomo Thun), das Ehepaar Marlise und Anouck Hofmann (beide Fribourg Ladies) oder U18-Nationalspielerin Timea Messerli (Bomo Thun). Mit ihnen gehen den Brandis Ladies 58 der 97 Tore der letzten Meisterschaft verloren, das sind sagenhafte 60 Prozent.
Gekommen sind sechs neue Spielerinnen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Fünf von ihnen sind Liganeulinge – darunter auch die 16-jährige Französin Kelly Thevenot. Einzig die 21-jährige Neuenburgerin Ines Vuilleumier hat bereits 31 Spiele in der SWHL-B bestritten.
Nachwuchsförderung braucht Geduld
Für Brandis Ladies-Präsidentin Anita Rohrer besteht kein Grund zur Panik: «Wir sind uns bewusst, dass wir ein paar Schritte zurückbuchstabieren müssen. Wir sind zu einem Ausbildungsteam mutiert und setzen voll auf die Karte Nachwuchs. Es braucht Geduld, bevor wir uns wieder in Richtung Tabellenspitze orientieren können.» Sie sieht die neue Konstellation klar als «eine Herausforderung, der wir uns alle – Trainer, Team, Vorstand – stellen werden. Es ist ein radikaler Schritt, der früher oder später einfach nötig ist.» Wahrscheinlich, denn die letzte Saison, als Brandis mit dem Ziel des Meistertitels in die Saison gestartet war, endete in einer ernüchternden Enttäuschung. Und dürfte – nebenbei erwähnt – auch nicht gerade zum
besten Einvernehmen im Team geführt haben. Solches befürchtet Anita Rohrer nicht noch einmal: «Das Team zieht hundertprozentig mit, von den 14-jährigen bis hin zu Marina Zürcher, die mit 35 Jahren nicht nur die älteste Spielerin im Team ist, sondern auch der Motor der Mannschaft und das Vorbild für die Jungen.»
Partnerschaft mit Bomo Thun
Hilfe naht von Bomo Thun, mit dem die Brandis Ladies eine erneute Partnerschaft vereinbart haben. Trainer Mathias Leuenberger, der den Neuaufbau in seiner achten Saison orchestrieren wird, gibt sich zuversichtlich, «dass wir auf die eine oder andere Verstärkungsspielerin zählen können, denn Thun-Trainer Köbi Kölliker ist, wie wir, auch der Ansicht, dass alle Spielerinnen aus beiden Klubs an einem Wochenende zum Einsatz kommen sollen.» Vier B-Lizenzen hat Brandis bereits gelöst: Mit Gionina Spiess (20), Jana Gerber (22), Tina Brand (20) und Rahel Hänggi (21) können Spielerinnen mit langjähriger A-Erfahrung bei Brandis eingesetzt werden, allerdings nicht in jedem Spiel und auch nicht alle zusammen. «Drei von ihnen dürften bei uns, eine könnte jeweils bei Brandis spielen», so Bomo-Trainer Köbi Kölliker.
«Dessen sind wir uns durchaus bewusst», sagt Leuenberger, hofft aber dennoch auf den einen oder andern Einsatz. Die Aufgabe des Neuaufbaus reize ihn, sagt Leuenberger. «Auch deshalb, weil die Spielerinnen voll dabei sind, etwas lernen und etwas erreichen wollen.» Am neuen Mut fehlt es in Hasle-Rüegsau nicht, fraglich ist nur, ob die positive Einstellung des ganzen Teams auch anhält, wenn der sportliche Erfolg ausbleiben wird. Spielen die jungen Brandis Ladies jedoch wie im letzten Vorbereitungsspiel gegen Freiburg (8:3-Sieg), dann könnte der Erfolg auch früher zurückkommen, als eigentlich erwartet.