Denkmalgeschützte Gebäude: Wie viel Verdichtung darf es sein?

Denkmalgeschützte Gebäude:  Wie viel Verdichtung darf es sein?
Spuren von einstigem Gewerbe: Die alte Schmiede (links) und das Wagnerhaus. / Bild: Pedro Neuenschwander (pnz)
Escholzmatt: Am europäischen Tag des Denkmals lud die Denkmalpflege Luzern nach Escholzmatt ein. 35 Personen durchstreiften das Dorf und lauschten den Ausführungen der Fachleute.

Die Denkmalpflege des Kantons Luzern organisiert jeweils am Tag des Denkmals Führungen. Heuer fiel die Wahl auf Escholzmatt. Meret Speiser und Frank Bürgi von der kantonalen Denkmalpflege Luzern sowie der Architekt Sven Gehrig nahmen das Thema zum Anlass, um über den Bauboom und die Forderung nach innerer Verdichtung aufgrund konkreter Objekte Einzelheiten aufzuzeigen. Das Dorf zeichne sich durch seine klar ablesbare bauliche Entwicklung des 19. und 20. Jahrhundert aus. Auffallend sei auch die regelmässige Reihung von giebelständigen Bauten und die alles überragende monumentale neugotische Pfarrkirche, erklärten die Fachleute. Zurzeit sind zahlreiche Restaurierungs- und Neubauprojekte in Planung, die das Ortsbild massgeblich betreffen. 

Wechselvolle Geschichte 

Das Brüggerhaus am Anfang der Gigenstrasse wurde um 1790 errichtet und um 1835 durch eine Dachanhebung erweitert. Ein Ladeneinbau erfolgte kurz nach 1915. Das Haus steht seit nun aber seit drei Jahrzehnten leer und ist daher in einem relativ schlechten Zustand. Hier stellt sich die Frage: Instand setzen oder einen Neubau erstellen? «Wichtig ist, dass bei einem allfälligen Neubau die Scharnierfunktion zum Eingang der Strasse sowie das Ortsbild erhalten bleiben», sagte Meret Speiser, Gebietsdenkmalpflegerin. Die Zukunft dieses Gebäudes sei im Moment noch offen, war an der Führung zu erfahren. 

Alt und neu geben sich an der Schmiedegasse ein Nebeneinander. Die «Alte Wagnerei» auf der rechten Seite wurde 1843 errichtet. Im Laufe der Jahre waren dort verschiedene Gewerbebetriebe angesiedelt. So verkaufte Drogist Kasimir Achermann seine Pülverli und in den Dreissigerjahren betrieb Fridolin Schöpfer eine Eisenwarenhandlung. Das nun sorgfältig renovierte Gewerbegebäude hat sein äusseres Erscheinungsbild und die dekorative Gestaltung der Jahrhundertwende weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten. Ortsbaulich bildet das Gebäude ein wichtiges Element im Dorfteil «Mettlen». Heute erstrahlt das Gebäude in neuem Glanz und dient als Wohnhaus. 

Vier Wohnungen in der Wagnerei?

Daneben steht die 1834 erbaute alte Schmiede und Wagnerei. Das Haus ist seit längerer Zeit leer und präsentiert sich heute in vernachlässigtem, renovationsbedürftigem Zustand. Die Grundstruktur ist jedoch gut und beinhaltet viel wertvolle Bausubstanz wie zum Beispiel die Oberflächen sowie Fenster und Türen. Ein bewilligtes Bauprojekt für vier Geschosswohnungen mit Lifteinbau und einem Ersatzanbau liegt vor. «Jedes Projekt ist unterschiedlich positioniert, es stellt sich immer die Frage des Ausmasses des Nachverdichtens», meinte die Denkmalpflegerin. Die Denkmalpflege unterstützt werterhaltende Sanierungen finanziell.

Dass Escholzmatt über eine ganze Reihe interessanter Bauten verfügt, zeigt auch der Umstand, dass das Dorf im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung vermerkt ist. Viele Kulturdenkmäler sind Zeugen der Geschichte, architektonisch und künstlerisch herausragend und zählen zu den touristischen Attraktionen in unseren Dörfern.

Das diesjährige Thema lautete «Weiterbauen»

Die Europäischen Tage des Denkmals sind ein kulturelles Engagement des Europarates und werden von diesem offiziell lanciert. Ziel ist, in der Bevölkerung das Inte-resse an unseren Kulturgütern und deren Erhaltung zu wecken. Unter dem Thema «Weiterbauen» greifen sie heuer Fragen rund um das Verdichten auf. Organisiert werden die Besichtigungen an den Denkmaltagen von den Fachstellen für Denkmalpflege und Archäologie sowie weiteren am Kulturerbe interessierten Organisationen und Personen. Sie wählen jedes Jahr die Objekte aus, knüpfen Kontakte zu den Eigentümern und organisieren Führungen und Veranstaltungen vor Ort – auch in unserer Region.

17.09.2020 :: Pedro Neuenschwander (pnz)