Von einer Tribüne aus kann die Arbeit am Schindeldach mitverfolgt werden. / Bild: Bettina Haldemann-Bürgi (bhl)
Trubschachen: Das Heimatmuseum erhält ein neues Schindeldach. Eine eigens aufgestellte Tribüne bietet Gelegenheit, das jahrhundertalte Handwerk aus der Nähe zu beobachten.
Ein Baugerüst verdeckt zurzeit das 1783 erbaute Stöckli, welches das Heimatmuseum Trubschachen beherbergt. Unzählige Bündel aus fein gespaltenen Schindeln stapeln sich vor dem Eingang oder liegen im Brunnen im Wasser. Auf dem Dach wird seit zweieinhalb Wochen geklopft und gehämmert.
Die beiden Krüppelwalmdächer vorne und hinten des Hauses und ein Grossteil des Dachs auf der Südseite sind bereits mit neuen Schindeln belegt. Auf der Längsseite des Hauses reicht das Halbwalmdach weit hinunter. Zwei Männer und ein Lernender reihen Schindel an Schindel, von links nach rechts. Ein langes Brett dient ihnen als Lineal. Ist eine Reihe fertig, schieben sie das 16 Zentimeter breite Brett ein kleines Stück nach oben, so dass es das untere Ende der Reihe verdeckt. Auf diese Weise wächst das Dach mit jeder Reihe um 16 Zentimeter.
Das richtige Holz auswählen
Jede Schindel ist 51 Zentimeter lang, 7 bis 9 Zentimeter breit und 2 bis 3 Millimeter dick und besteht aus erstklassigem Holz. Denn, ob ein Dach lange hält, hängt wesentlich von der Qualität des Holzes ab. Schindelholz sollte hart sein, rasch trocknen und widerstandsfähig gegen Pilze und holzfressende Insekten sein. Hans Salzmann, der die Schindeln hergestellt hat, nickt. «Das Holz stammt von Fichten, die langsam gewachsen sind und von Wind und Sonne geschützt waren. Neben den feinen Jahrringen muss das Holz astfrei sein, das heisst, dass nur der untere Teil eines Stammes verwendet werden kann.» Vor einem Dutzend Jahren hat der Bauer mit Schindelmachen begonnen. Einen Teil des Holzes kann er aus dem eigenen Wald nehmen, den Rest kauft er aus den umliegenden Wäldern hinzu. «Ich musste nichts investieren und kann die Arbeit zu Hause verrichten», rühmt der Landwirt aus Eggiwil seinen Nebenerwerb.
Der Fachmann am Werk
Einer, der jeden Tag auf dem Dach des Heimatmuseums anzutreffen ist, ist Theo Gerber. An seinem Gurt hängt die Nagelbüchse, in der rechten Hand hält er den Schindelhammer, mit der anderen greift er zu Schindel und Nagel. Sorgfältig, in einem Abstand von zwei Zentimetern, legt er die Bretter übereinander und nagelt sie an. «Damit der Regen besser abtropft, werden die Schindeln leicht schräg platziert. Sie müssen nass sein, damit sie beim Nageln nicht spalten», erklärt er. Da die Schindeln vertikal und horizontal übereinander liegen, können bis zu zwölf Schichten entstehen. Die Dicke des Dachs variiert zwischen fünf bis zwölf Zentimeter.
«Die Kunst ist es, die Nägel so zu platzieren, dass man sie am Schluss nicht mehr sieht», verrät Gerber weiter. «Ist eine Schindel nicht ganz regelmässig, versuchen wir die Unebenheiten zu verstecken. Steht eine Schindel etwas auf, korrigieren wir das. Ziel ist es, am Schluss ein Gesamtbild zu haben, bei dem nichts stört.»
Die Arbeit mitverfolgen
Das Betreten des Gerüsts ist auf der Baustelle untersagt. Dafür lädt eine Tribüne bis Anfang September ein, die Arbeiten zu verfolgen. Sie ist auf der Nordseite des Hauses angebracht, gegenüber der Dachseite, die als letzte drankommen wird. Hier ist das alte Dach noch zu sehen. Die silbrig grauen Schindeln sehen zerzaust aus, wie ein faseriges Kleid. Mit einem Geissfuss werden die Dachdecker die alten Schindeln herunterreissen, die Nägel entfernen und das letzte Dachstück bedecken. Wie ein Vogel seine Jungen wird das Dach das Stöckli mit seinen Lauben, Fenstern und Inschriften unter seine Fittiche nehmen.