Vieles hat sich verändert, nicht aber die Begeisterung für den Wald

Vieles hat sich verändert, nicht aber die Begeisterung für den Wald
Christian Hodel beim Anzeichnen eines Baumes. Nun geht er in Pension. / Bild: Max Sterchi (mss)
Bowil: Letzten Freitag hatte Förster Christian Hodel seinen letzten Arbeitstag. 48 Jahre lang war er im Dienste des Waldes tätig. Mit Begeisterung erzählt er von seinem Berufsleben.

«Schon Ende der Schulzeit hatte ich klare Vorstellungen, welche Berufe für mich im Vordergrund stehen. Als mein Vater einen neuen Wagenschopf bauen liess und der Förster das nötige Holz im Wald anzeichnete, war mein Entscheid klar: Ich wollte Förster werden», erzählt Christian Hodel nach der Mittagspause im Hundschüpfenwald. Nach dem obligaten Lehrjahr zu Hause – «das war in unserer Familie Tradition» – habe er in der Burgergemeinde Aarberg die Lehre als Forstwart absolviert, beschreibt er seinen Werdegang. Nach einer weiteren Anstellung bei der Burgergemeinde Wahlern sei er 1979 in die Försterschule in Lyss eingetreten.

«Oui» gesagt, aber nichts verstanden

Unmittelbar nach der Försterschule hat Hodel eine anderthalbjährige Stellvertretung im Forstbetrieb der Gemeinde Corcelles-Cormondrèche im Kanton Neuenburg übernehmen können mit dem Nebeneffekt, Französisch zu lernen. Das sei sehr interessant gewesen, verrät er: «Am Anfang habe ich in mehreren Telefongesprächen ‹oui› und ‹non› gesagt, habe aber das Anliegen des Anrufers überhaupt nicht verstanden und mich rasch wieder verabschiedet.» Das habe sich rasch gebessert, und bald einmal habe er sich ganz gut verständigen können. Nach einer weiteren Anstellung bei einem privaten Holzerunternehmen ist er 1982 als Staatsförster im Revier Konolfingen-Mitte des Forstkreises 8 Bern angestellt worden. 1997 seien die 19 Forstkreise in acht Waldabteilungen zusammengelegt worden und so sei er bis 2004 in der Waldabteilung 4 Emmental tätig gewesen.

Immer wieder neu strukturiert

Auf das Jahr 2005 sei dann, nach einer längeren Vorbereitungszeit, der Staatsforstbetrieb gebildet worden (siehe Kasten). Mit diesem Schritt seien die forstamtlichen Tätigkeiten des Staates und die Pflege der staatseigenen Wälder getrennt worden. «Ich habe mich damals für den Übertritt in den Staatsforstbetrieb entschieden; dadurch hat sich mein Berufsbild wesentlich verändert», sagt Christian Hodel. Anstelle der Beratung von privaten Waldbesitzern und waldpolizeilichen Aufgaben habe er sich von nun an der Pflege und Nutzung des Staatswaldes widmen können. 2008 sei eine weitere Reorganisation dazugekommen; die Aufgaben seien in die biologische und die technische Produktion aufgeteilt worden. Seither sei er in der Region Voralpen für die biologische Produktion zuständig gewesen.

Den Wald pflegen und nutzen

Als prägende Ereignisse in seinem Berufsleben erwähnt Christian Hodel die Stürme Vivian (1990), Lothar (1999) und Burglind (2018). Obwohl die Stürme positive Auswirkungen auf die Biodiversität gezeigt hätten, sieht er auch negative Seiten. Dazu zählt er den erschwerten Holzabsatz und die tiefen Holzpreise. Dadurch sei bei den privaten Waldbesitzern das Interesse an der Waldpflege zurückgegangen und verschiedene Forstbetriebe hätten aufgeben müssen, resümiert er. Als weitere Herausforderungen für die Waldpflege erwähnt er den Klimawandel mit seinen Folgeerscheinungen. Schade findet er, dass noch so viel Holz importiert wird und dass sogar Landwirte mit eigenem Wald das Holz für ihre Bauprojekte im Ausland einkaufen. Allen Waldeigentümern rät er, den Wald bewusst zu pflegen und zu nutzen und damit die Berner Holzwirtschaft zu stützen. Er braucht es nicht zu erwähnen, man spürt, dass er seinen Beruf liebt und seine Berufswahl auch ein zweites Mal gleich ausfallen würde.

Als Nachfolger von Christian Hodel übernimmt Forstingenieur Quirinus Wyttenbach aus Mühleturnen die Aufgaben des Försters im Bereich biologische Produktion in der Region Voralpen.

Kanton Bern ist der grösste Waldbesitzer

Der Kanton Bern ist der grösste Waldeigentümer der Schweiz. Rund 12’700 Hektaren und damit sieben Prozent des Berner Waldes gehören dem Kanton. Für die nachhaltige Bewirtschaftung ist der Staatsforstbetrieb zuständig. Das Kantonsgebiet ist in vier Regionen aufgeteilt. Der Personalbestand beläuft sich auf insgesamt 34 Stellen, verteilt auf 40 Mitarbeitende, zuzüglich sieben Lernende. Die Arbeiten in den einzelnen Regionen werden von je zwei Förstern (Region Jura einem) geleitet.
Ein Förster ist für die biologische Produktion (Planung, Holzanzeichnung, Jungwaldpflege, Waldaufsicht, Vertretung des Staates gegenüber Nachbarn), der zweite für die technische Produktion 

(Umsetzung der Massnahmen, Holzfällung, Abtransport, Verwertung) zuständig.

06.08.2020 :: Max Sterchi (mss)