«Mein Ziel habe ich im Kopf klar definiert: Der Ironman in Hawaii»

«Mein Ziel habe ich im Kopf klar definiert: Der Ironman in Hawaii»
Schwimmen, Velofahren, Laufen – drei Disziplinen, welche Alisha Brechbühl gerne vereint / Bild: zvg
Triathlon: Mit 16 Jahren hat sie im Sport schon Beachtliches erreicht und hat noch nicht genug. Die Langnauer Triathletin Alisha Brechbühl weiss ganz genau, wo sie hin will.

«Sport ist mein Leben! Deshalb möchte ich sehr gerne Richtung Profisport gehen», erzählt die 16-jährige Triathletin Alisha Brechbühl. Nachdem die angehende Pflegefachfrau aus Langnau neun Jahre lang intensiv geschwommen ist und vor drei Jahren gar jüngste Klubmeisterin in Langnau geworden ist, hatte sie Lust, eine neue Sportart anzupacken. «Weil ich als Kleine auch schon viel Velo gefahren und gerne gerannt bin, lag es auf der Hand, mich im Triathlon zu versuchen. Ein Grund war sicher auch,  dass meine Eltern beide Triathleten waren», fügt sie an. 


Eine Saison Triathlon

Seit letzter Saison hat Alisha bereits acht Triathlons bestritten. Während der ersten Saison betrugen die Distanzen 500 Meter Schwimmen, 12,5 Kilometer Rennvelofahren und zweieinhalb Kilometer Laufen. Ab diesem Jahr sind die Distanzen 800 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Rennvelofahren und fünf Kilometer Laufen. Stets ist sie vorne dabei. Das sei ungewöhnlich für jemanden ohne Erfahrungen, schätzt Alisha Brechbühl ihre Leistungen selber ein. «Das Wechseln von einer Disziplin zur anderen, habe ich mittlerweile auch ziemlich intus. Ich musste aber die Wechsel viel üben – fast als wäre es eine vierte Disziplin», gibt die Sportlerin mit einem Schmunzeln zu. Nicht immer verlief alles reibungslos, wurde die Langnauerin doch an der Schweizermeisterschaft prompt disqualifiziert, weil sie ihren Velohelm nicht ins dafür vorgesehene Kistchen legte. «Daraus lernt man – auch wenn es im Moment hart war. Aber ich mache Triathlon für die vielen Erfahrungen, die ich sammeln kann: Ich bin viel draussen und lerne neue Leute kennen – es macht mir einfach Spass.» 


Profi-Triathlet als Coach

Seit Alisha Brechbühl gezeigt hat, dass es ihr wirklich ernst ist, hat sich auch die Entscheidung ergeben, einen Coach zu engagieren, so ihre Mutter Claudia Brechbühl: «Uns ging es nicht darum, unsere Tochter zu pushen –  vielmehr sorgten wir uns, dass sie  bei Trainings in Eigenregie, ihrem Körper Schaden zufügen könnte. Sprich: Übertraining und zu wenig  Erholung.   Auch war uns wichtig, dass nicht nur wir Eltern ihr das nötige Wissen weitergaben, um das Konfliktpotenzial nicht unnötig zu strapazieren. Wir wollen die Elternrolle und nicht die des Trainers einnehmen müssen.» So seien sie auf Samuel Hürzeler, selber Profi-Triathlet gestossen, der nun fortan die 16-Jährige mit den nötigen Trainingsinputs und einem Programm versorgt. «Jeweils am Sonntagabend bekomme ich den Plan für die nächste Woche, da sind dann zwischen zehn und 14 Einheiten drin – also gut 14 Stunden Training, die ich in meine Woche packen muss», erzählt Alisha Brechbühl. Manchmal müsse sie schon auch kurzfristig umdisponieren; doch mit der Unterstützung ihrer Eltern funktioniere das meistens reibungslos. «Es gibt auch Tage, an welchen ich mal nicht so motiviert bin», gibt die Lernende zu. «Dann lasse ich auch mal ein Training sausen und gönne mir eine Pause.» Schliesslich bringe es nichts, den Trainingsplan abzuspulen, wenn sie mit dem Kopf nicht bei der Sache sei. «Nebst meiner Arbeit im Insel-Spital in Bern, der Schule und dem Training bleibt mir nicht so viel Zeit für andere Aktivitäten», gibt die Athletin unumwunden zu. Im Moment vermisse sie auch nichts davon; klar hätte sie manchmal gerne mehr Zeit für ihre beste Freundin und die Familie. Da aber in ihrem Umfeld viele Sport treiben würden, hätten alle Verständnis, wenn das Training und die Wettkämpfe vorgehen. 


Schwimmtraining im Thunersee 

Um so mehr habe Alisha Brechbühl nun die Zeit während der Corona-Auszeit genossen: «Anstatt ins Trainingslager zu fahren, habe ich einfach von daheim aus trainiert. Mein Vater, der 1986 bei den Junioren Vizeweltmeister im Radquer wurde, kam auf dem Velo mit und meine Mutter begleitete mich mit ihrem Velo während meinen Lauftrainings», erzählt Alisha von ihrer Home-Training-Erfahrung. Was das Schwimmtraining anbelangt, hatte sie schnell eine Lösung gefunden: «Weil die Hallenbäder geschlossen waren, ging ich schon im März, natürlich mit Neoprenanzug, in den Thunersee». Für Alisha Brechbühl, die nicht so gerne im offenen Wasser schwimmt und mit den Wellen und dem Seegrass zu kämpfen hat, sei das eine super Erfahrung und auch willkommenes Training gewesen. 

Weil viele Triathlons abgesagt wurden, stieg Alisha Brechbühl kurzerhand auf die angebotenen Lauf--Wettbewerbe um. «Nur Rennen macht mir genau so Spass, ich trainiere das ja auch mit dem Laufteam vom Gerbersport Gümligen. Ich habe mich vor allem auf die langen Distanzen, also 1500, 3000 und 5000 Meter auf der Bahn konzentriert. Im Moment ist das wirklich cool, weil diverse Spitzenathleten am Start sind, die sich ja auch wieder messen wollen». 

Sponsorensuche

Nebst den Trainings und den Wettkämpfen macht sich Alisha Brechbühl auch Gedanken um finanzielle Aspekte. «Die ganze Saison kostet gut mal 10’000 Franken. Bis jetzt haben mich meine Eltern sowie weitere Verwandten unterstützt. Ich bin daran, eine Sponsoren--Mappe zusammenzustellen», erzählt die 16-Jährige mit einem Anflug von Stolz. Das mache alles etwas professioneller. Bis jetzt wird Alisha Brechbühl in Sachen Velo von ihrem Vater und seinem Geschäft unterstützt. Auch für die Lauf- und Schwimmausrüstung hat sie ein Sportartikel-Geschäft, das ihr hilft. «Ich putze ab und zu mein Velo, aber vor den Rennen macht immer mein Vater einen Check, ob alles funktioniert». Aber auch ihre Mutter unterstütze sie, wo sie könne, erzählt Alisha. 

Auf nach Hawaii

«Der Ironman in Hawaii – das ist mein Traum und mein Ziel», kommt Alisha Brechbühl ins Schwärmen. Doch ganz Realistin erklärt sie auch, dass der Weg dorthin sehr weit sei. «Ich habe ja erst mit Triathlon begonnen. Um so ein grosses Rennen zu bestreiten, braucht es viel mehr Erfahrung und Trainingskilometer in den Beinen – und man muss sich auch qualifizieren.» Die Qualifikationsmöglichkeiten seien je nach Kategorie ziemlich schwierig und rar. Also konzentriert sich Alisha auf die nächsten Schritte, die schon geplant sind: «Als Nächstes gehts ins Engadin zum Höhentraining, bevor ich dann am 16. August endlich wieder an einem Triathlon-Wettkampf, in Uri,  teilnehmen darf», zählt die Pflegefach-Frau-Lernende auf. Und dann im September folgt die Kader-Selektion, in die Alisha Brechbühl grosse Hoffnungen setzt, ihrem Idol Daniela Ryf, schon bald einen Schritt näher zu kommen.

16.07.2020 :: Olivia Portmann (opk)