Daniel Gebauer, Schulleiter in Lauperswil, zeigte in seiner Arbeit Vor- und Nachteile der verschiedenen Schulmodelle auf. / Bild: zvg
Lauperswil: In seiner Abschlussarbeit hat sich Daniel Gebauer mit den verschiedenen Schul-
modellen befasst. Sein Fazit: Das durchlässige Modell setzt sich immer mehr durch.
Im Kanton Bern gibt es fünf offizielle Schulmodelle für die Sekundarstufe I, also für die 7. bis 9. Klasse. Die Unterschiede liegen im Ausmass, wie Real- und Sekundarschülerinnen und -schüler gemeinsam – also in der gleichen Klasse und im gleichen Raum – unterrichtet werden (siehe Kasten).
Welches Modell birgt welche Chancen und Risiken und welches ist das beste? Daniel Gebauer, Schulleiter in Lauperswil, hat sich im Rahmen seiner Masterarbeit mit diesen Fragen befasst.
Die Schulmodelle für die 7. bis
9. Klasse lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: in durchlässige und undurchlässige. «Der Trend in den letzten Jahren und auch aktuell geht klar in Richtung durchlässige Modelle», sagt Daniel Gebauer. So würden sich 67 Prozent der Schulen mit einem separativen Modell einen Wechsel überlegen, neun Prozent hätten diesen bereits vollzogen.
Individuell und gleichwertig
Für die undurchlässigen Modelle sprächen hauptsächlich organisatorische Überlegungen, etwa die einfachere Klasseneinteilung oder Pensenzuweisung, zeigt Gebauer auf. Die Lernenden künstlich zu separieren, werde jedoch als nicht mehr zeitgemäss, ja gar als antiquiert wahrgenommen. Dieses Schwarzweiss-Denken widerspreche der Bildungsgleichheit und Chancengerechtigkeit und werde den Schülerinnen und Schülern nicht gerecht. «Heute steht die individuelle Förderung der Jugendlichen im Vordergrund, die Bezeichnung ‹Realschülerin› oder ‹Sekundarschüler› verlieren an Bedeutung», sagt der Lauperswiler Schulleiter. Die Lernenden in gemischten Klassen sähen sich als gleichwertig. Gefördert werde dies auch durch den neuen Lehrplan 21.
Ein weiterer Grund für die zunehmende Beliebtheit der durchlässigen Modelle ortet Daniel Gebauer in der Ausbildung der Lehrpersonen. «Es wird nicht mehr unterschieden zwischen Realschul- und Sekundarschullehrperson; die Ausbildung ist identisch, unterrichten können alle auf beiden Stufen.» Gerade jüngere Lehrkräfte stünden den durchlässigen Modellen mit Niveauunterricht positiv gegenüber.
Leistungsniveau sinkt nicht
Daniel Gebauer hat auch das Hauptargument, das jeweils gegen ein durchlässiges Modell angeführt wird, unter die Lupe genommen: der Leistungsabfall. «Ich konnte weder in der Literatur, noch in Studien, noch bei meinen eigenen Erhebungen einen Hinweis darauf finden, dass das Leistungsniveau in gemischten Klassen sinken würde», betont der Schulleiter. Die durchschnittlichen Leistungen seien bei allen Modellen nahezu identisch. Insbesondere sei die Angst, dass schulisch starke Jugendliche zu wenig gefördert würden, unbegründet. Hingegen profitierten schwächere Schüler. In gemischten Klassen werde zudem die Sozialkompetenzen gefördert, etwa Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit. Obwohl bei seiner Auswertung – bei der auch Faktoren wie betriebliche Führung und Akzeptanz bewertet wurden – das Modell 3b am besten abgeschnitten hat, will es Daniel Gebauer nicht als Sieger küren. Denn, so seine Erkenntnis, viel wichtiger für den Lernerfolg als die Wahl des Modells sei ein anderer Faktor: die Beziehung zwischen Lehrperson und Kind. «Nicht das Modell ist demnach für einen guten Unterricht entscheidend, sondern die Lehrpersonen, die unterrichten», betont Daniel Gebauer.